Mit-Mission -
Mit-Mischen
Missionarische Impulse für Deutschland
Missionierend oder missionarisch?
Das Thema Mission ist in der Kirche sehr umstritten. Wer davon spricht, wird schnell schief angesehen. Kann die Kirche aber wirklich darauf verzichten? Die Frage ist, ob in der heutigen multikulturellen Gesellschaft, in der es verschiedene Religionen nebeneinander gibt, Mission überhaupt noch sinnvoll ist. Da werden esoterische Elemente mit buddhistischen gemischt, es gibt Christen, die nicht an die Auferstehung glauben, dafür aber an Wiedergeburt. In Buchhandlungen findet man Hildegard von Bingen in der Esoterikabtei-lung. Was für Konsequenzen hat das aber für eine Gesellschaft, wenn Religion allein zur Privatsache erklärt wird? Ist ein derartiger Eklektizismus und Synkretismus wirklich hilfreich? Man kann die Worte nur unterstützen, die Mutter Teresa und dem Dalai Lama zugeschrieben werden: „Ein Christ sollte ein besserer Christ, ein Jude ein besserer Jude, ein Hindu ein besserer Hindu, ein Moslem ein besserer Moslem und ein Buddhist ein besserer Buddhist werden." Das bedeutet aber nicht, dass Religionsausübung beliebig ist und heute so und morgen so sein kann. Mission heißt gesandt sein, nicht, um etwas überzustülpen oder gar mit Zwang zu vertreten, aber bereit zu sein, „jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die uns erfüllt" (i Petr 3,15 ff).
In der Missionstheologie unterscheidet man zwischen missionierend und missionarisch: Missionierend meint die frühere Vorstellung von Mission, die oft verquickt war mit politischen Interessen, die zum Teil die eigene Kultur unreflektiert als wichtiges Element des Christentums sahen. Missionierend wird oft verbunden mit Druck, Zwang. Der Erfolg wurde an der Zahl der erfolgten Taufen gemessen. Trotz allem, was in der Zeit der großen Asien-, Lateinamerika- und Afrikamissionare schwierig und für uns Heutige befremdlich ist, hat ihr Einsatz Respekt und Achtung verdient. Viele wussten, dass sie ihre Heimat nie mehr Wiedersehen würden. Die dogmatische Aussage „extra ecclesiam nulla salus" (außerhalb der Kirche kein Heil) muss theologisch einen ungeheuren Druck auf sie ausgeübt haben. Wenn ich mir vorstelle, ich „wüsste" (oder meinte zu wissen), dass der Mensch neben mir, den ich vielleicht auch gerne mag, ohne die Taufe in die Hölle käme, dann hätte ich damals auch im wahrsten Sinne „auf Teufel komm raus" getauft. Leider findet man auch heute noch Elemente dieser missionierenden Vorstellung von Mission, und zwar in sehr konservativen kirchlichen Kreisen und in manchen Pfingstkirchen, die sogar sektenhafte Züge annehmen können.
Dagegen meint der Begriff missionarisch die Haltung, aus der man lebt. Es geht nicht darum, anderen die eigene Meinung und den eigenen Glauben aufzuzwingen, sondern aus dem eigenen Glauben heraus zu leben, sich einzusetzen für Gerechtigkeit und Frieden. Mein Zeugnis ist ein Angebot, das angenommen oder abgelehnt werden kann. Wichtig ist, dass die Menschen die Möglichkeit haben, das Christentum kennenzulernen und sich dann angstfrei zu entscheiden.
In diesem Sinn ist hier die Rede von missionarischen Impulsen für Deutschland. Mission geht nicht nur in eine Richtung, sondern tritt in einen Dialog mit anderen Religionen oder Glaubensvorstellungen. Da kann man dann mit Paulus sagen: „Prüft alles und behaltet das Gute" (1 Thess 5,21). So können Christinnen und Christen im „neuen Missionsland" Deutschland heute profitieren von den impulsiveren, jugendlichen Formen in Afrika oder Lateinamerika.
Inhaltsverzeichnis
1. EINFÜHRUNG 1
2. DIDAKTISCHE HINWEISE 2–9
3. MATERIALIEN 10–31
Grundlagen 10–14
m1 Mission impossible – Mission possible
m2/1 Wer sind die „Heiden“? – Heidenmission im NT.
m2/2 Wer sind die „Heiden“? – Heidenmission im 19. Jahrhundert und heute.
m3/1 Mission und Kultur – „Lamm“ oder „Schwein“ Gottes? – Wechselwirkung von Kultur und Mission;
Missionare als Kulturträger.
m3/2 Mission und Kultur – Integration von kulturellen Elementen in die Botschaft.
Mission als Dialog 15–26
m4 Die Mönche von Tibhirine als Beispiel für interkulturellen und interreligiösen Dialog
m5 Partnerschaft, nicht Patenschaft – Standbilder stellen.
m6 Mission und Frieden – einen Rap schreiben, Rap-Contest.
m7 Mission und Bewahrung der Schöpfung – kreatives Schreiben „zur Bewahrung
der Schöpfung in Zukunft“.
m8 Mit-Mission: Was kann ich tun? – einen „Mit-Mission-Parcours“ aufbauen.
m9 In Aktion – Kirchliche Hilfswerke und ihre Jugendaktionen.
m10 Missionar oder Missionarin auf Zeit (Folie 1) – Informationen zur Idee und Zielsetzung.
m11 Mission auf allen Kontinenten: Wer „missioniert“ hier wen? –
ein Scrabble mit Begriffen zur Mission gestalten.
m12 Profis und Laien – eine Pantomime aufführen.
m13 Eine missionarische Gemeinde – Definitionen erarbeiten von „missionarisch“ und „missionierend“.
Mission und die Lebenswelt von Jugendlichen 27–31
m14/1 Miteinander suchen: Mission – wem bringt das was? – Information zur Vorbereitung
auf m14/2-3.
m14/2 Miteinander suchen: Rumpelstilzchen oder Jesus Christus? –
Projektbeispiel zur Neuevangelisierung in Erfurt, Konzeption.
m14/3 Miteinander suchen: Folge dem Stern! (Folie 2) –
Projektbeispiel zur Neuevangelisierung auf dem Erfurter Weihnachtsmarkt, Umsetzung.
m15 Unser missionarisches Projekt – Projektplanung zur Neuevangelisierung.
m16 Wer wird Missionar? – Quizspiel zur Lernzielkontrolle.
4. IDEENBÖRSE 32
Verlagstext
Die Zeiten, in denen Mission als "Einbahnstraße" empfunden wurde, sind vorbei. Jesus Christus sandte seine Jünger "in alle Welt": Alle sind füreinander gesandt, in alte und ganz neue Missionsgebiete.
Wer den Glauben schon lebt, ihn neu kennenlernt oder weiterträgt, nimmt die eigene Kultur mit. Die Einheit sensibilisiert Schülerinnen und Schüler für die Frage nach Inkulturationsprozessen, begleitet sie auf dem Weg in das "klassische" Missionsverständnis und - bereichert durch ihre Lernerfahrungen dort - auf dem Weg in ihre eigene Lebenswelt.