Patrick Grasser/Andreas Bolha
Nikolaus
Zum Inhalt dieser Ausgabe
Spätestens ab Oktober ist es wieder so weit: Die Schokonikoläuse stehen in Reih und Glied im Supermarktregal, rot-weiß gekleidete Weihnachtsmänner seilen sich allmählich an den Hauswänden herab und erste Werbespots mit dem bärtigen, Geschenke bringenden Gesellen in der Hauptrolle flimmern über den Bildschirm. Der Name „Nikolaus" lässt solche und ähnliche Assoziationen aufkommen. Unweigerlich kommen bekannte Lieder und Gedichte in den Sinn und Erinnerung an die eigenen Kindertage, in denen am Vorabend des 6. Dezember die Stiefel blank poliert wurden. Stück für Stück will dieses Heft den Menschen hinter dem Weihnachtsmann in den Blick nehmen: den heiligen Nikolaus.
Schülerinnen und Schüler verbinden mit dem Nikolaustag und mit der Adventszeit ganz eigene Vorstellungen und bringen unterschiedliches Vorwissen mit. Im ersten Teil dieser Ausgabe finden sie dafür einen Raum und begegnen schon gleich dem heiligen Nikolaus als einem Vorboten des Weihnachtsfestes, der durch sein Leben und Verhalten Jesus selbst nachfolgt. Durch ihn wird Gottes Liebe in der Welt spürbar.
Schon sehr früh gewann Nikolaus deshalb in der Kirche an Bedeutung. Spätestens seit dem 6. Jahrhundert zählten die Legenden des Bischofs und seine religiöse Verehrung zu den wichtigen Glaubenstraditionen der Ostkirche. Ein slawisches Sprichwort bringt seine Bedeutung auf den Punkt: „Wenn Gott je sterben sollte, wählen wir den heiligen Nikolaus zu seinem Nachfolger." In Deutschland wurden seine Geschichten vom ii. Jahrhundert an bekannt und populär. Hinter der Heiligengestalt stehen ursprünglich zwei historische Personen, die beide als Kirchenmänner im Gebiet der heutigen Türkei lebten und deren Überlieferungen sich miteinander verbanden: Bischof Nikolaus von Myra (dem heutigen Demre) aus dem 4. Jahrhundert und Abt Nikolaus von Sion aus dem 6. Jahrhundert. Der zweite Teil des Heftes zeichnet ihre Spuren nach.
Im Laufe der Jahrhunderte verband sich die Gestalt des heiligen Nikolaus vielerorts mit anderen Figuren und Traditionen. Ihm wurden dunkle Gesellen als Vertreter der Hölle an die Seite gestellt, die als Gegenpart zum Bischof eine drohende und strafende Rolle übernehmen (z.B. Knecht Ruprecht). In manchen Teilen wurde Nikolaus sogar vollkommen säkularisiert und zu einer areligiösen Symbolfigur des Winters (Väterchen Frost). Auch der heute so populäre Weihnachtsmann hat die Wurzeln zu seiner Ursprungsgestalt weitgehend gekappt und ist zu einer Personifikation des weihnachtlichen Kommerzes verkommen.
Nach all diesen Turbulenzen rund um den heiligen Nikolaus (und seine Abwandlungen) fragt der vierte Teil des Heftes: Was bleibt theologisch übrig? Dabei kommt zunächst der Reformator Martin Luther als Kritiker der Heiligenverehrung zu Wort. Luther wollte den Blick stärker auf Jesus und damit auf Gott selbst gerichtet wissen. In der Konsequenz betonte er das Weihnachtsfest (gegenüber dem Nikolaustag) und schrieb fortan dem Christkind (ursprünglich „Heiliger Christ") die gabenbringende Funktion zu. Davon ausgehend beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler mit der Frage, was schenken aus christlicher Sicht bedeutet. Noch einmal kommen der heilige Nikolaus und seine Legenden in den Blick. Schlaglichtartig begegnen die Schülerinnen und Schüler den alten Geschichten und entdecken, wie Nikolaus für viele Menschen in Not zu einem Beschützer und Helfer in ihrer Bedrängnis wird. Weitere Legenden können die Schülerinnen und Schüler anhand der Folie (mi 1) und einschlägiger Internetseiten (www.heiligenlexikon.de oder www.nikolaus-von-myra.de) entdecken. Anschließend werden in der Klasse Möglichkeiten gesucht, den heiligen Nikolaus aus dem Schatten des Weihnachtsmannes treten zu lassen. Ein Lied schließt diese Ausgabe ab, mit dem die Schülerinnen und Schüler die Bedeutung der Glaubensgestalt Nikolaus kreativ und spielerisch reflektieren können.
Inhaltsverzeichnis
1. EINFÜHRUNG 1
2. DIDAKTISCHE HINWEISE 2–10
3. MATERIALIEN 11–31
Das wusste ich schon! … Oder doch nicht? 11–13
m1 Der Nikolaustag – ein Tag der Kinder – Freie Assoziation: „Das weiß ich schon“.
m2 Zweimal der Gleiche … – Der optische Unterschied zwischen Nikolaus und Weihnachtsmann.
m3 Nikolaus und andere Heilige der Vorweihnachtszeit – Daten und Grafiken zuordnen.
m4 Picasso malt den Nikolaus (Folie 1)
Aus zweien wird ein Dritter 14–15
m5 Der Bischof von Myra – Basisinformationen, Vertiefung an einem Kartenausschnitt.
m6 Noch ein Nikolaus – ein Abt aus Lykien – Zwei Biografien werden entmischt.
Und die ganzen anderen? 18–21
m7/1 Der Weihnachtsmann – Textkarten anordnen. So wurde der Nikolaus zum Weihnachtsmann.
m7/2 Der Weihnachtsmann – Bildanalyse: Der Nikolaus wird mit seinem Nachfolger konfrontiert.
m8 „Väterchen Frost“ … – Eine erfundene Figur nachzeichnen.
m9 Der dunkle Begleiter des Nikolaus – Schattenriss analysieren; Rechercheauftrag.
Was bleibt theologisch übrig? 22–31
m10/1 Luther verschiebt das Fest des Schenkens – Infotext; Rechercheauftrag.
m10/2 Luther verschiebt das Fest des Schenkens – Übung zum Sinn des Schenkens.
m11 Glasfenster: Szenen aus dem Leben des St. Nikolaus, Baltrum (Folie 2)
m12 Nikolaus – Patron der Mädchen – Eine Legende weiterspinnen.
m13 Nikolaus – Patron der Schüler – Ein Gebet schreiben in Anlehnung an die Legende.
m14 Nikolaus – Patron der Seefahrer – Nikolaus im Vergleich zu Jesus.
m15 Der Bischof Nikolaus – Text und Grafik: Was ist ein Bischof und welche Aufgabe hat er?
m16 Wir retten den Nikolaus – Den Nikolaus durch Öffentlichkeitsarbeit unterstützen.
m17 Die Mütze des Nikolaus – Basisinformationen: Ein Kleidungsstück und seine Geschichte.
m18 Lieber heiliger Nikolaus (Lied) – Dem Nikolaus in einem Lied begegnen (Elfergedicht).
m19 Der Nikolaus und ich – Zusammenfassung: Was ich über den Nikolaus erfahren habe.
4. IDEENBÖRSE