Christina Köß
Verlorene Einheit:
Orthodoxe, anglikanische und alt-katholische Kirchen
Thematik
Warum Unterrichtsmaterialien zur orthodoxen Kirche erstellen und nicht etwa zur koptischen, syrischen oder äthiopischen Kirche? Warum für Schülerinnen und Schüler der Erprobungsstufe Informationen über die anglikanische Gemeinschaft und die alt-katholische Kirche sach- und altersgerecht aufbereiten? Was eint und was unterscheidet diese Gemeinschaften mit bzw. von der römisch-katholischen Kirche? Und was an ihnen wäre interessant genug, um sie im Religionsunterricht der Klassen 5 und 6 — vielleicht bei der Behandlung des übergeordneten Inhaltsfeldes „Kirche als Nachfolgegemeinschaft" (vgl. Kernlehrplan Katholische Religionslehre, S. 7) - einzurichten?
Die genannten Kirchen bzw. Gemeinschaften stehen - wie die römisch-katholische Kirche auch - in der sogenannten „apostolischen Sukzession", der Weitergabe des Christuszeugnisses durch entsprechende Amtsträger (Bischöfe) von der Urkirche und ihren Aposteln bis in die heutige Zeit.
Ihr Sakramentenverständnis und große Teile der Liturgie entsprechen denen der römisch-katholischen Kirche. Aber in Theologie und Lehre wie auch in vielen Fragen des Glaubens- und Gemeindelebens tun sich große Unterschiede auf- so groß, dass sie bis heute unüberwindbar zu sein scheinen und Annäherungen im Sinne der Ökumene zwar im gegenseitigen Respekt, aber letztlich doch zaghaft geschehen. Alle drei Gemeinschaften sind „romfrei", das bedeutet, sie erkennen den Papst nicht als Oberhaupt der christlichen Kirche an. Darüber hinaus gibt es Unterschiede im alltäglichen Leben der Gläubigen und der Priester. So sind die meisten orthodoxen und anglikanischen und alle alt-katholischen Priester vom Pflicht-Zölibat befreit, in den meisten anglikanischen und in allen alt-katholischen Diözesen dürfen Frauen zu Priesterinnen geweiht werden.
Dies sind die Parallelen und Unterschiede, die augenscheinlich sind und die vermutlich jede/r Lehrende kennt. Setzt man jedoch die Lupe an und betrachtet die Gemeinschaften genauer, tun sich faszinierende Zusammenhänge auf und man kommt nicht umhin, die großen Schismen der Kirchengeschichte auch als Exempel verletzter Eitelkeiten und Missverständnisse sowie unkontrollierter Leidenschaften wahrzunehmen. Umso betrüblicher, dass manche Gräben bis heute nicht überwunden werden.
Die Notizen zum Unterrichtsverlauf haben den Anspruch, die zum Teil sehr komplexen historischen und theologischen Hintergründe der Schismen einigermaßen kompakt und übersichtlich darzulegen.
Didaktische und methodische Überlegungen
Wenngleich Schülerinnen und Schüler vielleicht schon einmal in Griechenland Urlaub gemacht haben oder jemand in ihrem Freundes- oder Bekanntenkreis orthodoxen Glaubens ist: Die Thematik ist für Schülerinnen und Schüler der Erprobungsstufe äußerst schwierig, wenn man als Lehrende/r den Anspruch hat, über deskriptive Verfahren hinauszuarbeiten, und weiß, dass die historischen und theologischen Hintergründe für Kinder dennoch weitgehend unverständlich bleiben. Die Auseinandersetzung mit dem Thema schult gewiss die Kenntnis wie auch die kritische Betrachtung der eigenen Konfession, setzt jedoch ein hohes Maß an Sicherheit innerhalb selbiger voraus - ein weiteres Risiko.
Die Materialien setzen deshalb auf die Türen öffnende Kraft von Bildern wie auch - insbesondere bei der Vermittlung von Sachinformationen - auf Zuordnungsverfahren. Darüber hinaus soll das kritische Bewusstsein bei den Lernenden ausgebaut werden, wenn sie historische oder auch aktuelle Missstände der Konfessionen kennenlernen und bewerten sollen. Es ist definitiv lohnenswert, das Risiko auf sich zu nehmen und die Schülerinnen und Schüler an faszinierenden Glaubenswelten teilhaben zu lassen.
Inhaltsverzeichnis
1. EINFÜHRUNG 1
2. DIDAKTISCHE HINWEISE 2-11
3. MATERIALIEN 12-32
Verlorene Einheit - Warum gibt es so viele Kirchen? 12~16
m1/1 „Katholisch" - was heißt das eigentlich? - Stammbaum der Kirchen.
m1/2 „Katholisch" - was heißt das eigentlich? - Hintergrundinformationen / Die Verteilung der Konfessionen auf der Karte zuordnen.
m1/3 „Katholisch"-was heißt das eigentlich? (Folie 1)
Die orthodoxe Kirche 14-24
m2/l Die orthodoxe Kirche: Entstehung und Unterschiede - Hintergrundinformationen.
m2/2 Die orthodoxe Kirche: Entstehung und Unterschiede - Weihnachts- und Osterbräuche.
m3/l Eine konfessionsü bergreifende Freundschaft -Lateinisches und griechisches Kreuz.
m3/2 Eine konfessionsübergreifende Freundschaft - Innenraum und Gottesdienst.
m3/3 Eine konfessionsübergreifende Freundschaft - Die Ikonostase.
m4/l Ikonen - Fenster zum Himmel (Folie 2)
m4/2 Ikonen - Fenster zum Himmel - Typische Merkmale der Ikonenkunst kennenlernen.
m4/3 Ikonen -Fenster zum Himmel -Arbeitsblatt zu Folie 2/ Die Wirkabsicht von Ikonen erfahren.
m5/l Meditation über eine moderne Ikone, Alexejjawlensky „Stilles Leuchten"-
vergleichende Bildbetrachtung.
m5/2 Meditation über eine moderne Ikone, Alexej Jawlensky... (Folie 2)
m6/l Von Päpsten, Priestern und Patriarchen (Folie 1)
m6/2 Von Päpsten, Priestern und Patriarchen -Äußerliche Unterschiede erkennen.
Die anglikanische Gemeinschaft 25-28
m7/1 Ein weltlicher Herrscher tritt die katholische Kirche mit Füßen - Lückentext.
m7/2 Ein weltlicher Herrscher tritt die katholische Kirche mit Füßen - Bildbeschreibung.
m8/1 Liebe und Leidenschaft am Hofe Heinrichs VIII - eine Kirche entsteht- Informationen.
m8/2 Liebe und Leidenschaft am Hofe Heinrichs VIII -eine Kirche entsteht -
das Verhalten des Königs beurteilen und seine Beweggründe nachvollziehen.
Die alt-katholische Kirche 29-32
m9/1 Die Alt-Katholiken-eine Kirche auf Reformkurs - Interview mit einem alt-katholischen Priester.
m9/2 Die Alt-Katholiken - eine Kirche auf Reformkurs - Verständnisabfrage zu m9/l.
m9/3 Die Alt-Katholiken-eine Kirche auf Reformkurs - Das Logo der alt-katholischen Kirche
m10 Über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf(ung)- Interview mit eine ralt-katholischen Vikarin.