Eine Sequenz zum gelebten Christentum stellt in einer konfessionell-kooperativen Lerngruppe eine große Herausforderung dar, denn die Schülerinnen und Schüler weisen in ihren Zugängen zu gelebtem Christsein eine immense Heterogenität auf. Einige sind - evangelisch oder katholisch - kirchlich gebunden, im kirchlichen (oder auch im freikirchlichen) Milieu beheimatet, andere haben nur an biographischen Knotenpunkten (Taufe, Erstkommunion, Konfirmation, Firmung etc.) Begegnungen mit Kirche. Viele andere sind konfessionell un- gebunden und lernen im familiären Umfeld eine diffuse Spiritualität kennen. Diese Heterogenität bietet ein immenses Potential für religiöse Lernprozesse, denn im Diskurs über die eigenen Erfahrungen und Fragen über die als selbstverständlich erfahrene eigene religiöse Sozialisation schulen die Schülerinnen und Schüler ihre Kompetenz, religiöse Stile, Rituale und Prägungen wahrzunehmen, diese zu deuten und zu verstehen und auf ihre Relevanz für das eigene Leben hin zu überprüfen. Allen Schülerinnen und Schülern dieser Altersstufe ist in der Regel gemeinsam, dass sie Ausdrucksformen gelebten Christseins als selbstverständlich wahrneh- men. Sie fragen nicht nach der Motivation und verfügen über kein oder wenig theologisches Hintergrundwis- sen. Behandelt man nun die Sequenz in einer konfessionell-kooperativen Lerngruppe, so bedarf es einer spe- zifischen Didaktik. Hier besteht das Risiko, sich entweder primär auf „allgemein Christliches“ zu beschränken oder aber stereotype Konfessionsmarker (wie z.B. die Verehrung Marias in der katholischen Kirche) in unverhält- nismäßiger Form in den Vordergrund zu stellen. Damitjedoch die Schülerinnen und Schüler lernen, was es heißt, in unserer Zeit als Christ/als Christin zu leben, muss vielmehr ein grundlegendes Verständnis für religiöse Phänomene angezielt werden, das von den Erfahrungen und Wahrnehmungen der Schülerinnen und Schüler ausgeht und ihre Fragen aufnimmt. Somit werden die nötigen Kompetenzen geschult, um Religion nicht nur kognitiv zu erfassen, sondern auch die Alltagsrelevanz gelebten Glaubens für die Menschen zu verstehen und selbst zu einer kritischen, reflektierten Partizipation fähig zu sein.
Die vorliegenden Materialien gliedern sich in drei Themenkreise: ln einer ersten Phase der Annäherung (Christen an unterschiedlichen Orten) begegnen die Schülerinnen und Schüler engagierten Christinnen und Christen und können in der eigenen Stadt auf eine Entdeckungsreise gehen, um Kirche zu entdecken. Die zweite Phase (Was macht Christen zu Christen?) ermöglicht den Erwerb von Hintergrundwissen zu zentralen Grundlagen des christlichen Glaubens, während in der abschließenden dritten Phase (Christ sein - was macht man da so?) dann die konkrete Begegnung mit christlichem Leben in den beiden großen christlichen Kirchen im Mittelpunkt steht. Bilder und lmpulsfragen dienen der kognitiven Aktivierung und schulen vor allem die Kompetenz, scheinbar als „selbstverständlich“ oder „uninteressant“ wahrgenommene Phänomene zu hinterfragen. Als Anforderungssituationen stehen sie für eine problemlösende Form des Religionsunterrichts. Hierbei steht stets das Verbindende zwischen den Konfessionen im Vordergrund; konfessionelle Differenzen werden für die Vielfalt religiöser Ausdrucksformen und gelebten Christseins eingespielt: Die Schülerinnen und Schüler begegnen somit in dieser Konsequenz keiner theoretischen Konstruktion kirchlichen Lebens und konfessioneller Differenzen, sondern erleben eine authentische Begegnung mit unterschiedlichen Formen gelebten Christentums und können somit ihre eigene Position in Bezug auf Religion reflektieren und weiterentwickeln.
Inhaltsverzeichnis
1. EINFÜHRUNG 1
2. MATERIALIEN 2–25
3. DIDAKTISCHE HINWEISE 26–32
Christinnen und Christen begegnen
M 1 WER? WIE? WO? WAS? WARUM? Basisinfos zum Christentum sammeln. 2
M 2/1 Ein Fisch am Auto? Religiöse Symbole. 3
M 2/2 Ein Fisch am Auto? (nur auf der CD-ROM)
M 3/1 „Local heroes“– Auf Christen trifft man überall: Personenporträts. 4
M 3/2 „Local heroes“– Auf Christen trifft man überall: Personenporträts. 5
M 4 Geocaching: Orte über Geo-Daten entdecken. 6
M 5 Junge Christen erzählen von sich: Steckbrief eines typischen Christen erstellen. 7
Was macht Christen zu Christen?
M 6/1 Was Jesus verkündet hat: Bibeltextanalyse. 8
M 6/2 Was Jesus verkündet hat (Folie 1)
M 7/1 Pfingsten: Der Geburtstag der Kirche (nur auf der CD-ROM)
M 7/2 Pfingsten: Der Geburtstag der Kirche: Bibeltextanalyse. 9
M 7/3 Pfingsten: Der Geburtstag der Kirche: Bibeltextanalyse. 10
M 7/4 Pfingsten: Der Geburtstag der Kirche: Wortgitter. 11
M 8/1 Taufe: Sachtextanalyse. 12
M 8/2 Taufe: Sachtextanalyse. 13
M 8/3 Taufe: Sachinformationen überprüfen. 14
M 9/1 Ganz besonders erinnern (Folie 2)
M 9/2 Ganz besonders erinnern: Textanalyse. 15
M 10 Immer das Gleiche? Menschen und Rituale: Rituale im Alltag. 18
M 11/1 Sakramente – Rituale in der Kirche: Sachtext zu den Sakramenten. 19
M 11/2 Sakramente – Rituale in der Kirche: Lückentext. 20
Christ sein – was macht man da so?
M 12 Was tut die Kirche eigentlich so? Sachtext. 21
M 13/1 Evangelisch oder katholisch? „Schnelle Übersicht“. 22
M 13/2 Evangelisch oder katholisch? Buchstabensalat. 23
M 14 Ökumene: Arbeit an Cartoons. 24
M 15 Christ sein – was macht man da so? Sprechblasen füllen. 25