PROPHETEN
Propheten zählen neben den Patriarchen der Frühzeit zu den herausragenden Persönlichkeiten des Ersten/Alten Testaments. Ihre Zeit, beispielsweise von Elija und Elischa (873-853 v. Chr.) liegt aber schon fast 3000 Jahre zurück. Das Wirken der Propheten scheint zudem so stark von ihrer jeweiligen zeitgeschichtlichen Situation bestimmt zu sein, dass sie zwar für die Geschichte Israels interessant erscheinen, aber für uns heute kaum noch Bedeutung zu haben scheinen.
Eine weitere Schwierigkeit tritt hinzu, wenn man die Prophetenbücher der Bibel aufschlägt und dort schwer lesbare Texte findet, die nicht ohne weiteres verständlich sind. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Propheten ihre Reden und Taten nicht selbst aufgeschrieben haben, sondern dass ihre Aussprüche von Schülerinnen und Schülern gesammelt wurden und zum Teil erst Jahrzehnte später zusammengestellt wurden. Oft wurde dabei lediglich einer Stichwortanalogie gefolgt.
Neben diesen Einzelsprüchen, die häufig mit der sogenannten "Botenformel" eingeleitet werden (So spricht JHWH), gibt es aber auch zusammenhängende Erzählungen über das Leben der Propheten, die wie der Elija-Zyklus, zu den schönsten des Alten Testaments gehören.
Der Blick in das Alte Testament zeigt aber auch die Vielzahl der Propheten, die nach der Länge ihrer Schriften nach den "Großen Propheten" Jesaja, Jeremia und Ezechiel und den sogenannten "Zwölf Kleinen Propheten" Hosea, JoeI, Amos, Obadja, Jona, Micha, Nahum, Habakuk, Zefanja, Haggai, Sacharja und Maleachi unterschieden werden. Neben diesen "Schriftpropheten" gibt es die Propheten der Frühzeit wie Elia oder Natan.
Die "klassische Zeit" der Schriftprophetie beginnt mit den Propheten Amos, Hosea, Jesaja und Jeremia um 750 v. Chr. Nach jüdischer Vorstellung endet die Zeit der Propheten mit dem babylonischen Exil; nach christlicher Auffassung ist Johannes der Täufer der letzte Prophet.
Nach dem Verständnis der Israeliten waren die Propheten Boten, Sprecher Gottes, die unmittelbar von ihm beauftragt waren. Die ihnen gemeinsame Aufgabe bestand darin, immer wieder an die Gebote Gottes zu erinnern. Dies geschah meist durch die Ankündigung eines Strafgerichts, aber auch durch die Deutung unmittelbarer Ereignisse als Strafe Gottes. Die Kritik der Propheten machte weder vor der Gesellschaft, noch vor dem König, noch vor dem Tempel und seinen offiziellen Priestern halt. Mit provozierenden Handlungen machten sie sich dabei kaum Freunde. Allerdings blieb den Propheten der Erfolg auch meist versagt. Sicherlich lässt dies einen Jona oder Jeremia verständlich erscheinen, die ihre Berufung zunächst ablehnen und ihr sogar zu entfliehen versuchen. Propheten können daher kaum als Revolutionäre gesehen werden, vielmehr wollen sie ja zu dem alten Glauben an Gott zurückführen.
Rückblickend deutet das Neue Testament die Propheten als Vorläufer des Messias und sieht insbesondere die Friedensvisionen des Jesaja in Jesus Christus verwirklicht. Jesus selbst war ein guter Kenner der prophetischen Schriften und zitiert immer wieder aus ihnen, teilweise wurde er selbst für einen Propheten gehalten.
DIDAKTISCHE ÜBERLEGUNGEN/ZIELSETZUNGEN
Der Frage, was denn nun die Botschaft dieser Propheten ist, die heute noch so wichtig sein soll, möchte das vorliegende Arbeitsheft nachgehen. Exemplarisch soll verdeutlicht werden, wie die Botschaft, in Ansätzen auch die Biographie einzelner Propheten, mit Schülerinnen und Schülern erarbeitet werden kann. Die Reihe orientiert sich dabei in erster Linie am biblischen Befund, möchte aber nicht bei reiner Exegese stehen bleiben, sondern gelegentlich auch auf didaktischen Umwegen ans Ziel gelangen. Grundthema soll dabei der Prophet in der Situation zwischen der Berufung durch Gott und seiner - nicht immer erfolgreichen - Verkündigung an die Menschen sein. Die Schülerinnen und Schüler sollten etwas von der faszinierenden Andersartigkeit der Propheten spüren, die keineswegs einen Job ausüben, sondern sich aus innerer Uberzeugung für den rechten Glauben und für soziale Gerechtigkeit einsetzen. Dafür stehen den Propheten unterschiedliche Mittel zur Verfügung, die von den Schülerinnen und Schülern leicht nachvollzogen werden können. Berücksichtigt werden sollte auch der Gegenwartsbezug: Was würden die Propheten heute kritisieren? Wie könnten prophetische Zeichenhandlungen heute aussehen? Hier bieten sich auch Ansatzpunkte für ein Rollenspiel. Die Frage, ob es auch heute noch Propheten gibt oder geben könnte, sollte erst gegen Ende der Reihe gestellt werden, denn sie setzt ein inhaltliches Verständnis des Begriffs "Prophet" voraus. Ausgangspunkt für die Reihe kann sowohl eine Wortfelderschließung als auch die sachliche Begriffsklärung sein, die von möglichen Vorurteilen über die Propheten ausgehen könnte.
Inhaltsverzeichnis
1. EINFÜHRUNG UND DIDAKTISCHE ÜBERLEGUNGEN/ZELSETZUNGEN
2. UNTERRICHTSVERLAUF
3. MATERIALIEN
Einführung
M1 Was ist ein Prophet? - nabi - prophetes - Rufer
M2 Weissagung? - Konnten die Propheten die Zukunft voraussagen?
M3 Ein Blick in die Bibel - große und kleine Propheten
"Das Wort des Herrn erging an mich."
Das Anliegen der Propheten:
M4 Nabots Weinberg - Auch der König muss sich an die Gebote halten.
M5 Elija und die Baalspriester auf dem Berg Karmel - Welcher Gott?
M6/1 Wie wird man Prophet? - die Berufung des Jesaja
M6/2 Folie: "Der Hörende"
M7 Ein Prophet will nicht - Jona
M8 Rede in Symbolen - der Töpfer
M9 Die Tempelrede des Jeremia - Ein Prophet redet Klartext.
M10 Am Scherbentor - Strafe Gottes
M11 Zeichenhandlungen - Propheten reden in Zeichensprache.
M12 Nicht nur Drohreden - Die Friedensvision des Jesaja
M13 Amos - Anwalt der sozial Schwachen
M14 Reine Männersache? - die Prophetin Hulda
"Der Prophet gilt nichts in seinem eigenen Land."
Jesus und die Propheten:
M15/1 Die Stimme in der Wüste: - Johannes der Täufer, der letzte Prophet
M15/2 Johannes und Herodes - ein ungleicher Dialog
M16 "für wen halten mich die Menschen?" - War Jesus ein Prophet?
M17 "Die Zeit ist erfüllt - das Reich Gottes ist nahe" - Jesus, der Christus
Längst ausgestorben? -
Gibt es heute noch Propheten?
M18/1 Rigoberta Menchú - Einsatz für Gerechtigkeit
M18/2 Erwin Kräutler - Einsatz für Minderheiten
4. ZEITAUFGABEN
5. OFFENER UNTERRICHT
6. TAFELBILDER