Frank Troue
Bilder des christlichen Glaubens
Ideen zum Umgang mit traditionellen christlichen Motiven
Einführung
Es gibt Bilder und Symbole des christlichen Glaubens, die einerseits so verbreitet sind, dass wir sie für selbstverständlich halten, deren tieferer Gehalt und deren Symbolik aber - andererseits — vielen kaum noch verständlich ist; diese Bilder sprechen nicht mehr das aus, was Christen einmal mit ihnen ausdrücken wollten. Dies liegt nicht in den Bildern selbst begründet, sondern im Abbruch traditionellen Wissens und tradierter Sichtweisen. Diese Ausgabe versteht sich als Mutmacher zum Umgang mit Bildern im Religionsunterricht — zum Ausdruck gebracht an einer kleinen Auswahl, auf die wir in Kirchen, in der Architektur, im Alltagsschmuck und im volkstümlichen Brauchtum stoßen. (Der Schwierigkeitsgrad ist eingeschränkt, das Material richtet sich an die Klassenstufen 5 und 6.)
Die Ausgabe 2/2oo6 der Zeitschrift „Christlich Pädagogische Blätter" stellte im vergangenen Jahr eine Schüler/-innen-Befragung (Zur Arbeit mit Bildern im Religionsunterricht anhand der 7. Schulstufe der Diözese Graf-Seckau) vor - die für den Religionsunterricht ermutigenden Ergebnisse hier in Auszügen:
- Weil Bilder bei Schüler/ -innen beliebt sind, ist eine Pädagogik und Religionspädagogik gut beraten, mit Bildern zu arbeiten. (93 % der Befragten gaben an, gerne Bilder anzuschauen ...)
- Interessant ist die Tatsache, dass auf die Frage, mit wem die Schüler/-innen über die Bilder sprechen, die Religionslehrer/-innen gleich nach den Eltern rangieren. (Das kann auf die gute Beziehung schließen lassen, die Religionslehrer/-innen zu ihren Schüler/-innen haben, lässt aber auch Rückschlüsse zu, dass sie im Image der Schüler als kompetent im Umgang mit Bildern eingeschätzt werden.
- Bilder erschließen die Person Jesu und das Kirchenjahr. Aus der Erinnerung der Befragten rangiert die Verwendung von Bildern im Zusammenhang mit Jesus mit 395 Nennungen (80,8% ) an der Spitze. Von den Zeiten her betrachtet zeigt sich vor allem die Advents- und Weihnachtszeit als eine Zeit der Bilder. Sie steht mit 72,6% an der Spitze vor Fastenzeit - Ostern mit 62,6%. In der Fragebogenuntersuchung der Religionslehrer j-innen nimmt Ostern mit 93,7% die Spitze ein vor Advent und Weihnachten mit 91%; auch Jesus steht dort mit 89,2% an der Spitze.
Aus den Ergebnissen der Untersuchung lassen sich folgende Impulse für pädagogisches und religionspädagogisches Handeln ableiten:
- Weil Schüler/-innen in einer von Bildern geprägten Welt leben, ergibt sich die Chance, diese Welt für unterrichtliches Handeln auch zu nützen und umgekehrt durch Bilder die (religiöse) Hauskultur mitzugestalten. Vonseiten der Religionslehrer/-innen werden Bilder insbesondere an den großen Festen des Kirchenjahres und zur Erschließung der Person Jesu verwendet. So wird den Schüler/-innen eine Glaubenslehre durch Bilder angeboten.
- Die Arbeit mit Bildern führt nach Ansicht der Schüler/-innen und Lehrer/-innen zu einem hohen Maß an Aufmerksamkeit und fördert daher Lernprozess und Lernklima. Die Tatsache, dass in der Beliebtheitswahl ein Naturbild und ein Kunstbild ähnlicher Struktur an erster Stelle stehen, mag andeuten, dass Bilder auf diese Weise Lebenswirklichkeit und Glaubenswirklichkeit miteinander verbinden können.
Hinsichtlich mancher heutiger Leseunwilliger bzw. Leseunfähiger möchte ich ergänzen: Der Einsatz von Bildern im Religionsunterricht öffnet die Pforte in die Welt der Religion(en) weiter als so mancher
Text. Bilder machen neugierig auf die Botschaft, die dahintersteckt, besonders, wenn sie nicht sofort einsichtig und verständlich sind. Mögen es alte oder ganz moderne Bildmotive sein, die dem heutigen Betrachter zunächst fremd und unzugänglich erscheinen. Die intensive Beschäftigung mit dem Werk durch geschickte Hinführung des Lehrers an und in das Bild lassen die Erarbeitung des Bildinhaltes zu einem spannenden Unternehmen werden. Und besonders die, die der Religion fernstehen, lassen sich über Bilder ansprechen und packen.
Doch Vorsicht! Ein Bild wird gerne als Abbild genutzt mit dem wunderbaren didaktischen Vorzug der Anschaulichkeit. Das ist für religiöse Bilder fatal. Sie können und wollen keine Abziehbilder der äußeren Erscheinung sein. Sie wollen vielmehr sichtbar machen, was sich hinter der Oberfläche des Sichtbaren versteckt. „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar." (Paul Klee) Darum muss sich der Unterrichtende hüten, mit falschen Fragen („Wie hat sich der Künstler hier Weihnachten vorgestellt?") in die Realismusfalle zu tappen. Richtig wäre die Formulierung: „Was wollte der Künstler zum Thema zum Ausdruck bringen? Was war ihm an diesem Thema wichtig?"
Und was ist mit Christus - ist er nicht letztlich selbst ein Bild Gottes?! Und ist religiöse Rede nicht immer bildhafte Rede?!
Bilder im Religionsunterricht bieten Riesenchancen, heutige Schüler an die religiöse Thematik heranzuführen. Nur Mut, trauen Sie sich! Vielleicht können wir Ihnen, den Bilder-Einsatz-Zögerern, mit diesem Material ein wenig Mut machen. Und die Bilder-Einsatz-Begeisterten? Die haben dieses Vorwort wahrscheinlich nur überflogen und sich sofort auf die Materialseiten gestürzt.
Inhaltsverzeichnis
1. EINFÜHRUNG
2. UNTERRICHTSVERLAUF
3. MATERIALIEN
Bilder des Trostes und der Hoffnung
m1/1 Herz-Jesu-Motiv - Bildvergleich: Jesus und Superman
m1/2 Herz-Jesu-Motiv (Folie 1) - Bildvergleich: Jesus und Superman (in Farbe)
m2 Pietä (oder Vesperbild) - Bildbetrachtung mit Impulsfragen
m3/1 Zwei Zeitungsmeldungen - Textarbeit an zwei Kurztexten in Bezug auf Schaulustige
m3/2 Ecce homo - Bildbetrachtung eines historischen Motivs
Christliche Identifikationssymbole
m4 Fisch - Erschließung einer symbolhaltigen Abkürzung
m5 XP - Das Christusmonogramm - Textarbeit mit auszufüllender Tabelle
Schutz verheißende Bilder
m6/1 Legende eines Traums - Textarbeit mit anschließender Standbildarbeit
m6/2 Schutzmantel - Textarbeit und Spielidee
m6/3 Schutzmantelmadonna (Folie 2) - Bildbetrachtung der sog. Ravensburger Madonna
m6/4 Marienlieder - sprachliche Bilder des Glaubens - Textarbeit; Zeichnen in Kleingruppen
m7/1 Die Legende vom Heiligen Florian - Lektüre
m7/2 Der Heilige Florian - Textarbeit mit anschließender Erarbeitung eines Florian-Quiz
m8 Christophorus - Lektüre, Internetrecherche, Textarbeit
m9/1 Geheimnisse bewahren - Textarbeit mit Impulsfragen
m9/2 Der Heilige Nepomuk - Textarbeit mit Impulsfragen
m9/3 Der Heilige Nepomuk - Internetrecherche, Bildbetrachtung
m10/1 Schutzengel - Bildbetrachtung und Textarbeit
m10/2 Schutzengel - Überprüfen von Internetlinks
Moderne Umgehensweisen mit christlicher Symbolik
m11 Das Kreuz - Information und Zuordnung
m12 Ein Regenbogen im Kirchenraum - Eigene Symbole entwickeln
4. IDEENBÖRSE