Anna zur Heiden/Magdalene Sentker
Weiß ich, wer ich bin? - Mich mit Anne Frank entdecken
Zum Inhalt und zur Zielsetzung dieser Ausgabe
„Wer bin ich? Was suche ich hier auf der Welt? Wohin führt mein Leben? Woher komme ich? Was bedeu- tet es, dass ich da bin? Ich lebe aus meinen eigenen Kräften, ich bin nicht autark, sondern angewiesen; ich allein hätte kein Leben, das diesen Namen verdient, aber ich mit Gott habe Leben.“ (Dorothee Sölle: „Die Hinreise“, Stuttgart 1975, S. 157 f.) Das sind auch die Fragen von Schülerinnen und Schülern im 7. und 8. Schuljahr, die sich mitten in der Pubertät befinden, in einer Zeit, die durch körperliche Veränderungen und psychische Verunsicherungen sowie Labilität gekennzeichnet ist. Diese Ausgabe bietet Möglichkeiten, die Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler mit den Erfah- rungen Anne Franks zu vergleichen und aufeinander zu beziehen. Diese Auseinandersetzung wird unter vier Schwerpunkten entfaltet.
Bei dem ersten Schwerpunkt wird den Schülerinnen und Schülern die Chance geboten, Fragen nach der eigenen Identität zu stellen und sich der eigenen Identität bewusst zu werden. Die Geschichte Anne Frank dient im zweiten Schwerpunkt als Grundlage der Beschäftigung mit der eigenen Persönlichkeit der Schülerinnen und Schüler. Die historisch belegte Lebensgeschichte des jungen Mädchens wird auf verschie- denen Wegen erschlossen: Die Geschichte im Uberblick (durch einen geschichtlichen Uberblick), die Le- bensdaten Anne Franks (durch die Konzentration auf bestimmte Lebensereignisse mit Schlüsselfunktion), die historische Einordnung (durch die Einordnung des Kinderschicksals in den historischen Kontext) und die Charakterisierung Annes. Dabei folgt das Material dem Ansatz des pädagogischen Konzeptes der International School for Holocaust Studies, Yad Vashem, in dem Opfer, Mitläufer und Täter als menschliche Individuen ins Blickfeld genommen werden. So wird Anne Frank eher unter dem Blickwinkel „des individuell pubertierenden Mädchens auf der Suche nach der eigenen Identitat und nicht in erster Linie als Opfer“ gesehen.
Die Frage nach der eigenen religiösen Entwicklung begleitet uns in allen Lebensphasen. Besonders präsent ist sie in der Pubertät, in der Fragen nach der eigenen Zukunft, dem Erlernen eines Berufs und viele weitere Fragen des Lebensentwurfs ganz im Mittelpunkt stehen. Auf der „Reise zu sich selbst“ bietet der christliche Glaube Hilfe an. Diesem Gesichtspunkt widmet sich der dritte Schwerpunkt, der den Schülerinnen und Schülern anbietet, sich mit den eigenen Vorstellungen von Gott auseinanderzusetzen.
Diese Gedanken einer Gleichaltrigen sollen Jugendlichen Mut machen, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Ellie Wiesel schreibt dazu: „Ich will auf keinen Fall die Verzweiflung mehren, wenn ich die Geschichte der Opfer erzähle ... Wir sollten die Geschichte erinnern, um die Verzweiflung zu bekämpfen.“ (E. Wiesel in Reinhold Boschki, Dagmar Mensink [Hg.], Kultur allein ist nicht gut. Das Wer von Ellie Wiesel - Herausforderungen für Religion und Gesellschaft, Münster 1998, S. 39)
Als vierter und letzter Schwerpunkt liegt das Thema Erinnern nahe, wenn man sich mit der Person Anne Frank beschäftigt, insbesondere, wenn es um das „Bewusstsein von Geschichtlichkeit“ (H. von Hentig) geht. Die Sensibilisierung für die Geschichte Anne Frank verbindet sich mit der Sensibilisierung für die eigene Geschichte. „Was ist denn für mich heute, hier und jetzt die vitale Bedeutung von Erinnerung? Wo und wie kommt sie vor in meinem Leben, im ganz Alltäglichen? Sie [die Erinnerung] durchschlägt die alltäglichen Selbstverständlichkeiten, in denen wir leben; die Betriebsamkeit, in der wir agieren. Sie lässt schlagartig begreifen, was eigentlich zählt.“ (Astrid Greve: „Zachoch - Erinnern lernen“, Aktuelle Entdeckungen in der jüdischen Kultur des Erinnerns, Vorabexemplar, Siegen 2013, S. 9)
Inhaltsverzeichnis
1. EINFÜHRUNG 1–2
2. DIDAKTISCHE HINWEISE 3–13
3. MATERIALIEN 14–32
Die eigene Identität 14–20
m1 Was mich bestimmt
– Ermittlung durch ein individuelles Säulendiagramm.
m2 Ich über mich
– Beschriftung eines Baumes (Selbstbild), der für das eigene Ich steht.
m3 Welche Aspekte „zerren“ an mir?
– Karikatur beschreiben und in Beziehung zu sich selbst setzen.
m4 „Die zerbrochene Maske“
– Bildbetrachtung und Deutung.
m5 Was ist mir wichtig?
– Einen Antwortbrief formulieren.
Anne Frank 21–24
m6 Anne Frank in ihrem Zimmer (Folie 1)
m7 Anne Frank: Die Ereignisse im Überblick
– Lebensdaten ein- und zuordnen.
m8 Zwei Lebensläufe
– Lebensläufe erstellen und vergleichen.
m9/1 Historische Einordnung
– Zeitstrahl erstellen [Nur auf der CD-ROM]
m9/2 Historische Einordnung
– Zeitstrahl erstellen [Nur auf der CD-ROM]
m9/3 Historische Einordnung
– Zeitstrahl erstellen [Nur auf der CD-ROM]
m10 Anne Frank über sich selbst
– Zitate analysieren und einordnen.
m11 Im Spiegel der anderen
– Ein Interview führen und eine Charakterisierung formulieren.
Religiöse Entwicklung
25–29
m12 Anne und ihre Vorstellungen von Gott
– Analyse und Auswertung entsprechender Zitate.
m13 Wie sich Fiene Gott vorstellt
– Einen Tagebucheintrag verfassen.
m14 Psalm 139, 1-14
– Ermittlung der Grundgedanken und Übersetzung in die eigene Sprache.
m15 Ich bin eine Sehenswürdigkeit
– Die eigene Einmaligkeit herausarbeiten.
m16 „Ich grüße sehnsüchtig den, der ich sein möchte“ (Friedrich Hebbel)
– Selbsteinschätzung.
(Sich) erinnern 30–32
m17/1 (Sich) erinnern (Folie 2)
m17/2 (Sich) erinnern
– Bildbetrachtung und Schreibmeditation.
m18 „Wer bin ich, wenn ich nicht schreibe“
– Kreatives Schreiben auf der Grundlage zweier Gedichte.
m19 Rap: „Kommunizieren“
– Song zur spielerischen Verständigung über gelingende Kommunikation.
m20 Aussagen zum Thema „Erinnern“ [Nur auf der CD-ROM]
m21 Reflexionsbogen [Nur auf der CD-ROM]