(Du sollst nicht) Töten
Zu Inhalt und Zielsetzung dieser Ausgabe
Als wenn das so einfach wäre: Das Töten ist ein alltäglicher Aspekt unseres Lebens. Ein Vorkommnis, das wir oftmals verdrängen, sonst hätten Schlachthöfe weit weniger zu tun und Labore mit lebenden Versuchstieren mit weit mehr Protesten zu kämpfen.
Schwer, diesem Thema und diesem Anspruch an allen Stellen angemessen zu begegnen, denn das Thema umfasst viele existenzielle Aspekte. Die Zusammenstellung regt zur inhaltlichen Auseinandersetzung an; der erhobene Zeigefinger kommt selten zum Einsatz, denn er kann wenig beitragen.
Das Material nimmt seinen Ausgang beim fünften Gebot, um dann kursorisch zu sammeln, worüber Christen sich im Zusammenhang mit „Töten" bewusst werden und verständigen können.
Wie Menschen im Kriegsgeschehen töten oder getötet werden, in welchem Ausmaß Tiere von Menschen getötet werden, wie unsere Unterhaltung vom Töten geprägt wird, wie Menschen zu Abtreibung und Sterbehilfe stehen und wie häufig in der Justiz zum Tode verurteilt wird, das wird hier vielleicht nicht immer in der möglichen Tiefe untersucht; es sollte in dieser Zusammenstellung aber nicht ausgelassen werden.
Im Fall der Selbsttötung zeigt sich ein Bewusstseinswandel im Verständnis durch die Kirchen. Hier aber kommen vor allem Menschen zur Sprache, die durch den Suizid anderer Menschen in Mitleidenschaft gezogen werden; ein sehr schönes und passendes Wort für den Umstand, dass eine Selbsttötung nie in luftleerem Raum geschieht.
Diese Publikation verfolgt keinen therapeutischen Anspruch. Es geht hier um eine Annäherung an die wichtigsten und geläufigsten Bedeutungen von „Töten". Es soll möglich sein, sich mit dem Thema „Suizid" auch im Unterrichtsgeschehen zu beschäftigen - ohne Angst, etwas falsch zu machen oder unter den Schülerinnen und Schülern Nachahmungstendenzen auszulösen. Ein Selbstmord schockiert eine Lerngruppe und bedeutet für Lehrerinnen und Lehrer eine Ausnahmesituation, die an existenzielle Grenzen führt und ohne professionelle Unterstützung kaum zu bewältigen ist. Die hier angebotenen Texte und Sichtweisen erlauben einen Umgang mit dem Thema, weit vor einer therapeutischen Notlage und Intervention. Und dieser Umgang mit dem Thema ist nötig, wenn früh genug deutlich werden soll, wann und wo von anderer Stelle eingegriffen werden muss.
Töten bedeutet, dem Leben ein Ende zu setzen. Dass jedes Leben nach irdischen Kriterien endlich ist, ist das Drama aller Lebewesen — vor allem aber jener Lebewesen, die Angst empfinden können. Religionen und philosophische Lebensentwürfe versuchen der Endlichkeit unserer Welt eine Antwort zx geben. Für Christen führt eine solche Antwort immer über eine Versöhnung — mit Gott, aber auch mit jenen Lebewesen, denen geschadet wurde oder die ihr Leben verloren haben.
So findet sich am Schluss dieses Materials ein Impuls zur Versöhnung. Täter und Opfer stehen vor Gott in einem Lebens-Zusammenhang, der nur über eine wahrhaftige Versöhnung Vollendung in Gott erfahren kann.
Inhaltsverzeichnis
1. EINFÜHRUNG 1
2. DIDAKTISCHE HINWEISE 2-8
3. MATERIALIEN 9-32
Einführung 9-13
m 1 Zum Wortfeld „töten" - Annäherung über Begriffe.
m 2/1 Das fünfte Gebot - Basisinformationen zum Dekalog und zu unterschiedlichen Übersetzungen.
m 2/2 Das fünfte Gebot - Basisinformationen zum Dekalog und unterschiedlichen Übersetzungen.
m 3/l Begriffe: Mord, Totschlag, Notwehr -Juristische Unterschiede herausarbeiten.
m 3/2 Begriffe: Mord, Totschlag - Unterschied: Im Rechtsein und ein reines Gewissen haben.
m 4 Dekalog (Folie 1)
Menschen töten Leben 14-23
m 5 Töten im Krieg - getötet werden im Krieg - Bildbetrachtung zu den Gefühlen der Betroffenen.
m 6/1 Tiere töten: Schlachten/Opfer/Jagd - Basisinformationen.
m 6/2 Tiere töten: Versuchtiere - Tabelle.
m 7 Games: Virtuelles Töten - Eine Strichliste führen.
m 8 Tötung von ungeborenem Leben - Was sagen die Kirchen?
m 9 Sterbehilfe - Text des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (2000).
m 10 Schuld - Geschichte: Wer trägt hier eigentlich Schuld?
m 11 Todesstrafe - Fakten und Zahlen.
Selbsttötung 24-29
m 12/1 Wie steht die Kirche zum Selbstmord? - Wie sich die Sichtweise der Kirchen verändert.
m 12/2 Wie steht die Kirche zum Selbstmord? - Verständnis statt Ausschluss.
m 13/1 „Zuerst funktioniert man noch" I - Selbstmord verändert andere.
m 13/2 „Zuerst funktioniert man noch" II - Augenzeugenberichte.
m 14/1 Der Werther-Effekt - Warum Selbstmord Nachahmer provoziert.
m 14/2 Der Werther-Effekt (Fortsetzung) - Wie sich Nachahmungen verhindern lassen.
Die christliche Perspektive: Versöhnung 30-32
m 15/1 Versöhnung (Folie 2)
m 15/2 Versöhnung - Bildbetrachtung: Kain und Abel.
m 15/3 Versöhnung - Gemeinsam singen versöhnt.
m 16 Bei Gottes Mikado - Gedicht zur Sammlung und zum Abschluss der Reihe.