Karin Ardey
Judentum
vor 2000 Jahren ist das Christentum aus dem Judentum hervorgegangen. Jesus von Nazaret, auf den das Christentum sich gründet, war Jude. Sein Gottesbild war geprägt vom jüdischen Glauben, seinem Menschenbild lagen jüdische Anschauungen zugrunde und sein Handeln fußte auf jüdischer Ethik. Das Buch, in dem das jüdische Volk seine Erfahrungen als Gottesvolk niedergeschrieben hat und das die Weisungen für ein gottgefälliges Leben enthält, die hebräische Bibel, bildet als Altes Testament den ersten Teil der christlichen Bibel. Viele christliche Feste haben ihren Ursprung im jüdischen Leben. So kann man uneingeschränkt sagen, dass das Judentum die Wurzel ist, aus der das Christentum entstanden ist. Allerdings gab es schon zu Lebzeiten Jesu von Nazaret Auseinandersetzungen zwischen ihm und den gesetzes- und toratreuen Juden. Zwischen seinen Jüngern und Jüngerinnen und den Juden spielte vor allen Dingen die Frage nach der Messianität Jesu den entscheidenden Streitpunkt. Die Aufnahme von Nichtjuden in die Gemeinde führte zu der großen Diskussion, ob diese sich an die Weisungen der Tora, vor allen Dingen in Bezug auf die Beschneidung und die Essensvorschriften, halten müssten. Der Apostel Paulus setzte sich für eine Lockerung der Gebote ein. Es gab heftigen Streit, der in den Schriften des Neuen Testaments an einigen Stellen zu starken antijüdischen Aussagen führte: je größer die Gemeinden wurden, umso größer wurde der Konflikt zwischen christlicher Kirche und Synagogen: Auf der einen Seite warfen die Juden den Christen vor, sich von der Tora zu trennen und einem falschen Messias nachzulaufen. Auf der anderen Seite behaupteten die Christen, dass die Juden den Messias nicht erkannt hätten und dass sie als Gottesmörder für den Tod Jesu verantwortlich seien. So hätten sie das Erbe Gottes verspielt. Rechtmäßiger Erbe des Bundes Gottes mit Israel sei die Kirche Christi. Gott selbst habe sein Volk mit der Zerstörung des Tempels im Jahre 7o n.Chr. durch die Römer bestraft. Solche Vorstellungen boten über Jahrhunderte den Anlass zur Ausgrenzung des jüdischen Volkes bis hin zu mörderischen Verfolgungen und Progromen, bei denen unzählige Juden getötet wurden. Die Ansicht"dass Juden für alle Missstände verantwortlich seien, verfestigte sich dermaßen, dass es zur Zeit des Nationalsozialismus unter Adolf Hitler kaum Widerstand der christlichen Kirchen gegen den mörderischen Antisemitismus gab. So kam es zur Schoa, bei der fast 6 Millionen Menschen jüdischen Glaubens ermordet wurden. Erst nach dem 2. Weltkrieg kam es ganz allmählich in den christlichen Kirchen zu einem Umdenken und zur Anerkennung ihrer Mitverantwortung an dem entsetzlichen Geschehen: 1946 bekannten sich der Ökumenische Rat und mehrere evangelische Synoden zu ihrer Schuld gegenüber dem Judentum. Die Katholische Kirche stellte sich 1965 beim 11. Vatikanischen Konzil gegen den Antisemitismus.
Trotz aller Bemühungen, auch seitens der Theologie, die zu einem neuen Verständnis der Hebräischen Bibel beiträgt, ist der Weg zur Anerkennung der gemeinsamen Wurzeln von Judentum und Christentum noch immer steinig und ist bis heute nicht abgeschlossen. Umso erfreulicher ist es, dass der an vielen Orten stattfindende jüdisch-christliche Dialog wichtige Schritte auf diesem Weg tut und so das gegenseitige Verständnis wachsen kann.
Inhaltsverzeichnis
1. EINFÜHRUNG 1-2
2. UNTERRICHTSVERLAUF 3-12
3. MATERIALIEN 13-32
Jüdische und christliche Bibel 13-19
M 1 Die Heilige Schrift der Juden - Entstehung und Inhalt der hebrätschen Bibel anhand einer Erzählung
M 2 So ist die hebräische Bibel zusammengestellt - Kanon der hebräischen Bibel
M 3 Die Tora - das "Herz" der Hebräischen Bibel - Die Tora als wichtigstes jüdisches Glaubensdokument
M 4 Die christliche Bibel - Kanon der christlichen Bibel
M 5 Mit der Tora oder gegen sie - Textvergleiche aus Tora und Bibel
Jüdische und christliche Gotteshäuser 20-21
M 6 Zu Besuch in einer Synagoge - Erklärung der Synagoge durch einen jüdischen Jungen
M 7 Der lnnenraum einer Synagoge - Bild aus der Synagoge in Straubing (Folie)
M 8 Die Kirche - das Gotteshaus der Christen - Erklärung einer Kirche in einem Brief
Schabbat und Sonntag 22-26
M 9 Juden feiern den Schabbat - Bild vom Entzünden der Schabbat-Kerzen durch die Hausfrau
M 10 Lieber Michael, - Brief mit der Beschreibung eines Schabbats in der jüdischen Familie
M 11 Juden feiern Schabbat - Christen feiern Sonntag - Gegenüberstellung von Schabbat- und Sonntagsbrauchtum
M 12 Wer hat den Sonntag gesehen? - Szenisches Spiel zur Bedeutung des Sonntags
Jüdischer Festkalender und christliches Kircheniahr
M 13 Der jüdische Festkalender - Religiöse Gemeinschaftsfeste im Jahreslauf
M 14 Das Kirchenjahr - Festkreis des christlichen Jahres
M 15 Das weiß ich jetzt vom Judentum - Dominospiel zum Judentum
4. IDEENBÖRSE 33