Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Bibliodrama im Boom
Bibliodramatische Arbeitsformen werden zunehmend auch im religionspädagogischeyl Praxisfeld eingesetzt. Das Anliegen, Erfahrungen der eigenen Lebenswelt mit den Inhalten biblischer Texte in Begegnung zu bringen, verbindet die bibliodramatischen Arbeitsformen mit einer handlungsorientierten und kommunikativen Religionsdidaktik. Bei aller Orientierung an der persönlichen Erfahrung der Teilnehmenden sowie der Gruppendynamik bleibt das Bibliodrama aber dem biblischen Text und den Erkenntnissen der historisch-kritischen Exegese verbunden. Wichtig ist, dass jeder Lehrer und jede Lehrerin Erfahrungen mit den eigenen Möglichkeiten und Grenzen bibliodramatischen Arbeitens mit ins Spiel bringen kann. Dafür gibt es seit längerem intensive Fortund Ausbildungen. Selbstgrfahrung in bibliodramatischen Prozessen ist eine Basis für gelungene bibliodramatische Arbeit. Da ein "großes" BibliodTama im schulischen Rahmen in der Regel nicht möglich ist, sprechen wir hier von "bibliodramatischen Elementen" (Adam/Lachmann) oder"kleinen bibliodramatischen Formen". Anliegen dieses Heftes ist es, ausgewählte Elemente bibliodramatischerArbeitsweisen vorzustellen.
Was ist ein Bibliodrama?
Der Begriff "Bibliodrama" setzt sich aus den griechischen Worten "biblion" oder"biblios" für"Buch" bzw. "Schriftstück", und "drama" für"Handlung" zusammen. Er kann beispielsweise als "Biblisches Rollenspiel" übersetzt werden. DAS Bibliodrama gibt es jedoch nicht - Bibliodrama ist "methodenplural" (Wolfgang Teichert u. a.). Es greift unter anderem auf spiel- und theaterpädagogische sowie psychodramatische Methoden zurück. Die verschiedenen Formen heutiger bibliodramatischer Arbeitsweisen verstehen sich als "integrative Methode". Häufig gibt es drei Phasen im Bibliodrama: die Phase des Vertrautwerdens der Gruppe miteinander und mit dem biblischen Text, die kreative Phase (z. B. spielerische Rollenübernahmen, Arbeit mit ästhetischen Medien, etc.) und eine abschließende Phase der Integration der Erlebnisse und der (z. B. auch theologisch-exegetischen) Reflexion des Erlebten. in Rückgriff auf bekannte und bewährte Arbeitsformen setzen die bibliodramatischen Arbeitsweisen in der Kombination ihrer Methoden einen eigenen, doppelten Focus: die Welt des biblischen Textes und die persönliche und gesellschaftliche Lebenswelt des Teilnehmenden sollen einander begegnen können. Eine kurze Definition des Bibliodramas lautet dementsprechend: "Bibliodrama ist der Versuch, ausgehend von einem biblischen Text - dem ich mich zusammen mit anderen auf verschiedenen "Wegen" nähere - Zusammenhänge mit meinem eigenen Leben und Glauben zu entdecken" (PAULER, Norbert, Bibliodrama: lebendige Erfahrungen mit "alten" Texten, Stuttgart 1996, S. 45). Einerseits bildet der biblische Text den Ausgangspunkt, den Orlentlerungsrahmen und den Zielpunkt bibliodramatischer Arbeitsformen; andererseits ist das Bibliodrama ..ich-nah" und intuitiv. Es ist kein wortwörtliches Nachspielen im Sinne des Bibeltheaters und keine unverbindliche Spielerei. Bibliodrama ist weder leistungs- noch produktorlentiert. Es gibt keine Zuschauer, nur Beteiligte (das gilt z.B. auch für partizipierendes Zusehen, das im Sharing oder Feedback einen Raum finden kann). So verstanden ist Bibliodrama ein ganzheitlicher Prozess - mit Leib und Geist, Phantasie und Verstand.
Didaktische Überlegungen Zielsetzungen
Schulische Einsatzmöglichkeiten des Bibliodramas
Auch Schüler/innen zählen zur Zielgruppe des Bibliodramas. Ein altersspezifischer Methoden- und Textkanon für bibliodramatische Arbeit in der Schule liegt allerdings noch nicht vor. Allgemeine didaktische Erkenntnisse helfen jedoch bei der Text- und Methodenwahl. Der bibliodramatische Ansatz berücksichtigt beispielsweise für die Sekundarstufe 1, dass die Schüler und Schülerinnen dieser Jahrgänge in der Phase des ..Mystisch-wörtlichen Glaubens" noch unmittelbar "in" den Geschichten leben. Spielerische Rollenübernahmen sind entwicklungspsychologisch betrachtet möglich. Das Spiel kommt dem Wunsch in dieser Altersstufe (jahrgangstufen 7/8) nach Aktion und Bewegung nach. Die Schüler werden ermuntert, sich in die Standpunkte anderer Menschen einzufühlen und soziale Kompetenz (weiter) zu entwickeln.
Inhaltsverzeichnis
EINFÜHRUNG
UNTERRICHTSVERLAUF
MATERIALIEN
Einführung und Vorübungen
M1 Was ist, was will "Bibliodrama?"
Versuch einer Definition
M2 Wie man eine Geschichte erzählen soll
Eine Geschichte soll Hilfe sein
M3 Warming up: Körpererfahrung...
Bewegungsübungen der Gruppe
M4 Reflexionsfragen nach dem Rollenspiel
Feedback und Sharing
M5 Fragebogen nach dem Rollenspiel
Auswertung - Sich-bewusst-werden
M6 Einfühlung in biblische Personen Fragen zur Rolle
Sich in andere hinein versetzen
Altes Testament
M7 Mit Musik einen Psalm gestalten
Geräuschvolle Szenen und bewegte Bilder
M8 Abrahams Weggang
Bau eines Standbildes
M9 Lot trennt sich von Abraham (Gen 13,1-18)
Experimentieren mit Sprechweisen
Neues Testament
M10 Namen für Jesus
verkörperte Titel-Collage
M11 Zentrale Lebensprobleme von
Stuhltheater Personen
M12/1 Gleichnis vom barmherzigen Vater (Lk 15,11-32)
Wege ins Bild
M12/2 Folie
Sieger Köder
Kreativer Zugang
M13 Jakobs Traum (Gen28, 12-15)
Bibliodrama mit Masken
IDEENBÖRSE
TAFELBILD