Christhard Luck/ Gunther vom Stein
Stark sein und schwach sein - König David
Zum Inhalt und zur Zielsetzung dieser Ausgabe
Er war der größte und bedeutendste König in der Geschichte Israels. Insgesamt 40 ]ahre soll König David um 1000 v. Chr. zunächst in Hebron und dann in Jerusalem, der „Stadt Davids“, über ganz Israel und Juda regiert haben. Nach den biblischen Erzählungen war David, der als ungewöhnlich gut aussehender Mann einen traumhaften Aufstieg vom namenlosen Schafhirten zum mächtigen Staatsoberhaupt erlebte, ein furchtloser Krieger, ein genialer Feldherr, ein geschickter Politiker und ein leidenschaftlicher Liebhaber. Auch seine Dichtkunst (auf David werden zahlreiche Psalmen zurückgeführt), seine Musikalität (speziell sein Harfenspiel; s. dazu m4) sowie seine tiefe, expressive Frömmigkeit haben ihn berühmt gemacht. David - der Name „Dawid“ kommt aus dem Hebräischen und bedeutet „Liebling“ oder „Geliebter (Gottes)“ - war ein „Mann nach dem Herzen Gottes“ (1 Sam 13,14). Diese Faktoren und andere haben dazu geführt, in der Rückschau späterer Generationen in David die Idealgestalt eines Herrschers und den Prototyp des kommenden Messias zu sehen. Für diesen ist es wichtig, Nachkomme („Sohn“) Davids zu sein. Dass der historische David nicht ohne menschliche Schwächen war und neben den genannten Licht- auch zahlreiche Schattenseiten aufwies, verschweigen die biblischen Berichte dabei keineswegs. Ein besonders dunkles Kapitel der Lebensgeschichte Davids ist sicherlich seine ehebrecherische Beziehung zu Batseba und der von ihm in Auftrag gegebene heimtückische Mord an ihrem Ehemann Uria (2 Sam 11f.; s. dazu m9).
So ist der Name „David“ im Alten und im Neuen Testament - der Name des israelitischen Königs wird in der gesamten Bibel beinahe 1000 Mal erwähnt - einerseits ein Hoffnungs- und „Sehnsuchtsname. Er steht zunächst - für eine Blütezeit Israels und seines Königtums. Er steht für eine Zeit politischer Stabilität, wirtschaftlichen Aufschwungs und außenpolitischer Erfolge. Und er steht für eine Königsgestalt, die aus bescheidenen Anfangen einen glanzvollen Aufstieg erfährt ...), ja: Er bündelt die Hoffnung auf einen Neuanfang des ganzen Volkes. Zum anderen jedoch wird ausdrücklich beschrieben, wie er scheitert - wie er tragische Fehler begeht, am Boden zerstört ist und selbst einen Neuanfizng braucht.“ (Clausen 2010, 9)
Dass König David noch im 21. Jahrhundert eine erstaunliche Faszination auf (junge!) Menschen ausübt, hat sicher damit zu tun, dass er eine facettenreiche Figur voller innerer Kontraste darstellt, die Grundeigenschaften des Menschseins berührt. So erscheint David einmal stark, dann schwach, einmal mutig, dann ängstlich, zuerst anziehend, dann „abstoßend, einmal demütig-bescheiden, dann wieder herrisch und hochfahrend, zuerst der freche Draufgänger, dann ein großer Staatsmann, einerseits einer, der Geschichte machte, andererseits einer, den Geschichten zu dem machten, was er zu sein scheint, einmal einer, der iiherlegen das Ge- schehen lenkt, dann einer, den das Schicksal überrollt, zuerst scheinhar unaufhaltsam aufwärts, dann haltlos in die Tiefen, einmal fromm ergeben, dann hemmungslos selbstsüchtig, mit seinem Gott innig verbunden und doch von ihm hart geprüft“ (Dietrich 2006, 201).
Dieser immense Facettenreichtum der Gestalt des Davids hat Maler, Künstler, Poeten u.v.m. in den letzten Jahrhunderten zu außergewöhnlichen Kunstwerken inspiriert - bis heute (s. z.B. das Titelbild dieser Ausgabe).
Inhaltsverzeichnis
1. EINFÜHRUNG 1–2
2. DIDAKTISCHE HINWEISE 3–11
3. MATERIALIEN 12–32
„Der Jüngste fehlt noch ...“ – wen wählt Gott aus? 12–15
m1 Auserwählt sein ...
– Eine Kriterienliste zum „Auserwählt sein“ aufstellen.
m2/1 Ein geheimnisvolles Geschehen
– Die Salbungsszene mit Bildzugängen interpretieren.
m2/2 Ein geheimnisvolles Geschehen (Folie 1)
m3 Ausgerechnet der Jüngste!
– Die Erwählung Davids reflektieren.
m4 David als Musiktherapeut
– Über die positive Wirkung von Musik nachdenken und sie spüren.
Liebe?! – „Alle lieben David“ 16–22
m5/1 Liebe? – David und Abigajil
– Textarbeit: Charaktere herausarbeiten.
m5/2 Liebe? – David und Abigajil
– Bildinterpretation: In Rollen eintauchen.
m6 Wie soll mein Freund/meine Freundin sein?
– Erwartungen an Freundschaft artikulieren (Skala).
m7 Jonathan – mehr als ein Freund
– Chancen und Grenzen einer Freundschaft aufzeigen.
m8 „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei“
– Aspekte gleichgeschlechtlicher Partnerschaften.
Macht und Schuld 23–25
m9 Die Macht des Königs
– Stärken und Schwächen Davids entdecken.
m10 Was ist Macht?
– Merkmale von Macht in konkreter Poesie darstellen.
m11 Hannah Arendt, Macht und Gewalt
– Zu Definitionsversuchen anleiten.
Gewalt und Gewaltverzicht 26–29
m12 Gottvertrauen oder Gewalt: David und Goliath
– Ein Stuhltheater zu 1 Sam 17 aufführen.
m13 Andrea del Verrocchio (Folie 1)
– Die ambivalente Haltung Davids beschreiben.
m14 ... und Gott auf unserer Seite?
– Die Perversion des Mottos „Gott mit uns“ herausarbeiten.
m15 Gewaltverzicht: David und Saul
– Mit dem POZEK-Schlüssel den Text bearbeiten.
m16 Unser Panzerkommandeur
– Mit einer Wortwolke das Gedicht interpretieren.
David – eine facettenreiche Figur 30–32
m17 David als alter, hochbetagter Mann
– Die Schwäche Davids im Alter beschreiben.
m18/1 Zwei Gesichter haben ... Oder: Stark sein und schwach sein (Folie 2)
m18/2 Zwei Gesichter haben ...
– Die zwei Gesichter König Davids erkennen.
m19 Fazit: Wer ist David für mich?
– David als facettenreiche Person identifizieren.
m20 Karte zum Reich Davids [nur auf der CD-ROM]