Thematik
"Wir glauben doch alle an denselben Gott, da ist es doch egal, ob man katholisch oder evangelisch ist." Solche Äußerungen sind heutzutage immer häufiger zu hören. Sie zeigen die zunehmende Säkularisierung, in der die Konfessionszugehörigkeit im Alltag vieler Menschen so gut wie keine Rolle mehr spielt.
In den Beziehungen und Freundschaften sowohl von Erwachsenen als auch von Kindern und Jugendlichen ist die Konfession zur Nebensache geworden. Gerade Kinder wissen, wenn überhaupt, nur wenig über ihre konfessionelle Zugehörigkeit, obwohl nach wie vor viele von ihnen - auch bei konfessionsverschiedenen Ehen - getauft sind. Schülerinnen und Schülern wird häufig erst durch den getrennten Religionsunterricht bewusst, zu welcher Konfession sie gehören.
Nicht nur von daher lässt sich der Anspruch, etwas über die Glaubenswirklichkeit der eigenen Konfession zu erfahren, begründen. Durch das Wissen über die eigene Konfession können die Heranwachsenden auch eine eigene Identität bilden und vor diesem Hintergrund später eigene Entscheidungen treffen.
An immer mehr Schulen gibt es heute allerdings - unteystützt von großen Teilen der Öffentlichkeit - die Tendenz zu einem ökumenischen Unterricht, der aber sowohl nach dem Grundgesetz (Art. 7,3) als auch nach kirchlichen Verlautbarungen (vgl. das Literaturverzeichnis auf dey 3. Umschlagseite) nicht zulässig ist. Hinzu kommt, dass es bis heute keine Ausbildungsmöglichkeit in ökumenischer Religionspädagogik gibt.
Im Gegensatz zur evangelischen Position, wonach der evangelische Religionsunterricht allen Schülerinnen und Schüleyn offen steht, die an ihm teilnehmen wollen, vertritt die katholische Kirche die Position der Trias, die die konfessionelle Identität von Schülerinnen und Schülern, Lehrer/in und Inhalten fordert. Eine erste Annäherung zeigt das gemeinsame Wort der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz, das Möglichkeiten wenn auch nicht gemeinsam gestalteten, so doch gemeinsam verantworteten Unterrichts befürwortet.
Identität bildet sich nicht nur durch die Beheimatung in der eigenen Konfession und Religion, sondern auch im steten Dialog mit dem je anderen. Die Lehrpläne zeigen in vielen Bereichen Übereinstimmung, vor allen Dingen dort, wo es um die Grundiegung des christlichen Glaubens in der Bibel und in der Botschaft des Christus Jesus geht. Das Gleiche gilt für den gelebten Glauben in seinem Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Es lassen sich also viele Anknüpfungspunkte für gemeinsames Lernen und Tun finden-. in einem Unterricht, der auf den Dialog mit dem jeweils anderen angelegt ist, wird es darum gehen, das Gemeinsame zu benennen, die Unterschiede kennen zu lernen, das Trennende auszuhalten und gemeinsam Verantwortung zu übernehmen. Außerdem trägt die Information und Auseinandersetzung mit dem Andersartigen und Fremden dazu bei, Vorurteile über die andere Konfession abzubauen und die Eigenheiten des anderen als Bereicherung schätzen zu lernen.
Weitere Annäherungen gibt es im Ökumenischen Rat der Kirchen mit Sitz in Genf, in dem sich die weltweite Christenheit zusammengeschlossen hat und an dem auch die römisch-katholische Kirche mit einem Beobachter beteiligt ist, und in dem gemeinsamen Wort des Lutherischen Weltbundes und der römisch-katholischen Kirche zur Rechtfertigungslehre.
Intentionen
In diesem Unterrichtsvorschlag ist der Begriff ..Ökumene" auf die Ökumene der evangelischen und katholischen Kirchen eingeengt. "Evangelisch" wird dabei als Kirche der Reformation verstanden und nicht weiter in die vielfältigen Denominationen unterteilt. Die Einheit eröffnet auch noch nicht den Blick auf eine weltweite christliche oder gar abrahamitische Ökumene. Die Auseinandersetzung mit diesen Inhalten sollte zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.
Der Unterrichtsverlauf setzt sich aus drei Bausteinen zusammen:
Evangelisch - katholisch: Hier geht es um das Wissen von und die Erfahrungen mit der eigenen und der anderen Konfession. Die Schülerinnen und Schüler machen sich zum einen die Kenntnisse über die eigene Konfession bewusst, zum anderen erwerben und erweitern sie ihre Kenntnisse über die andere Konfession. Dies geschieht exemplarisch an den Kirchengebäuden und den Gottesdiensten evangelischer und katholischer Christen.
Wie es zur Trennung gekommen ist: Beim Nachdenken über die Trennung der Kirche der Reformation von der römisch-katholischen Kirche können die Schülerinnen und Schüler auf ihr Wissen aus der Grundschulzeit zurückgreifen, es wiederholend festigen und erweitern.
Schritte auf dem Weg der Ökumene: Die Schülerinnen und Schüler tragen die in vielen Gemeinden zu findenden Formen ökumenischer Zusammenarbeit zusammen und diskutieren diese. Sie reflektieren mögliche Modelle für die Schule und planen einen ökumenischen Schulgottesdienst.
Bei diesem Unterrichtsvorschlag kann jeder der drei Bausteine an den Anfang der Unterrichtsreihe gestellt werden.
Nach Möglichkeit sollte der Unterricht in gemeinsamer Verantwortung der evangelischen und katholischen Rellgionslehrer/Innen durchgeführt werden, am besten im Klassenverband.
Inhaltsverzeichnis
1. EINFÜHRUNG
2. UNTERRICHTSVERLAUF
3. MATERIALIEN
evangelisch - katholisch
M1 Typisch evangelisch - typisch katholisch
- Bewusstwerden des eigenen Wissens über die evangelische und katholische Konfession
M2 In der Kirche
- Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Innenausstattung von Kirchen gebäuden
M3 Unser erster evangelischer Sonntagsgottesdienst
- Ein evangelischer Gottesdienst aus der Sicht eines katholischen Kindes
M4 Florians Kirchgang
- Ein katholischer Gottesdienst aus der Sicht eines evangelischen Kindes
M5 So läuft ein Gottesdienst ab
- Den Ablauf eines evangelischen Gottesdienstes und einer katholischen Messfeier kennen lernen und vergleichen
M6 Das Apostolische Glaubensbekenntnis
- Das Apostolische Glaubensbekenntnis als Gemeinsamkeit der Christen kennen lernen
Wie es zur Trennung gekommen ist
M7 Martin Luther entdeckt die Gerechtigkeit Gottes neu
- Erste Einblicke in die Rechtfertigungslehre anhand einer Erzählung gewinnen
M8 "Wenn das Geld im Kasten klingt"
- Der Ablasshandel zur Zeit Luthers anhand einer Erzählung
M9 Thesen gegen den Ablasshandel
- Einige ausgewählte Luther-Thesen kennen lernen
M10 Evangelische und katholische Kirche heute
- Mithilfe einer Karikatur den Aufbau der beiden Kirchen kennen lernen
M11 Evangelische und katholische Kirchenverfassung
- Differenzierung zu M10
Schritte auf dem Weg der Ökumene
M12 Was heißt eigentlich "Ökumene"
- Klärung des Begriffs und Informationen über den Ökumentschen Rat der Kirchen
M13 Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen
- Grundlagen und Arbeitsvorhaben der ACK kennen lernen
M14 Rudern für die Ökumene
- Sich mit einer Karikatur zum Thema Ökumene auseinander setzen
M15 Gestrandete Ökumene? (Folie)
- Anhand eines Bildes über Möglichkeiten und Wünsche für die Ökumene nachdenken
M16 Ökumenische Zusammenarbeit in der Gemeinde
- Erkundigungen über die Zusammenarbeit in der Heimatgeschichte einholen, weitere Möglichkeiten bedenken
M17 Gemeinsamer Religionsunterricht?
- Möglichkeiten eines gemeinsam verantworteten bzw. gestalteten Religionsunterrichts
M18 Zwei ökumenische Lieder
- Zwei Lieder als Ausgangspunkt für einen ökumenischen Schulgottesdienst
4. IDEENBÖRSE
5. TAFELBILDER
Verlagstext
Die abwechslungsreichen Arbeitsblätter und Materialien sind für den Einsatz im katholischen und im evangelischen Religionsunterricht geeignet: Nach einer Erkundung der jeweils anderen Konfession erarbeiten die Schülerinnen und Schüler die historischen Hintergründe der Kirchenspaltung, der Schwerpunkt liegt dabei auf Luthers Kritik an den Auswüchsen des Ablasshandels im 16. Jahrhundert. Im letzten Abschnitt kommt die ökumenische Perspektive - weltweit und konkret vor Ort - in den Blick.
Inhaltsverzeichnis:
Einführung; Unterrichtsverlauf; Materialien: Evangelisch - katholisch / Wie es zur Trennung gekommen ist / Schritte auf dem Weg zur Ökumene; Ideenbörse; Tafelbilder
Zielgruppe:
Religionslehrer/innen in der Sek. I
Erscheinungsart:
Loseblattmappe, DIN A4-Format, 31 Seiten, 1 Farbfolie
Bestellnummer 50-0207
Preis: 9,95 EUR je Einheit