Zum Inhalt und zur Zielsetzung dieser Ausgabe
Die „Geschichte von Lena“ ist ein Theaterstück, das anschaulich zeigt, dass jeder zum Mobbingopfer werden und sich niemand davon freisprechen kann, Mobbing zu begünstigen, es zuzulassen oder gar dabei mitzu- machen. Dabei ist die Hauptfigur Lena kein typisches Mobbing-Opfer, d.h. sie ist weder besonders schüchtern, noch trägt sie augenscheinliche Merkmale, die andere in bestimmten Situationen herausfordern könnten, sie auszugrenzen. Der Anlass, aus dem Lena zum Opfer wird, ist banal. Da sich jedoch ein System von Tätern, Mitläufern und Duldern bildet, bekommt die Ausgrenzung eine typische Eigendynamik, aus der sich Lena aus eigenen Kräften nicht befreien kann. Mobbing hat Auswirkungen auf alle Akteure, auch auf die eher passiven, d.h. Mobbing wirkt systemisch. Mitläufer und Dulder machen sich dadurch mitschuldig, dass sie nicht eingreifen, um die Ausgrenzung zu stoppen. Wenn jemand über einen längeren Zeitraum beschimpft wird, halten es Mitläufer und Dulder bald für ein normales bzw. normgerechtes Verhalten. Mobbing kann nur Raum greifen, wenn es einen Personenkreis gibt, der Mobbing zulässt. Aggressives Verhalten innerhalb der Klasse behindert grundsätzlich die Lernmöglichkeiten aller.
Mobbing ist den Schülerinnen und Schülern ein Begriff. Jede und jeder weiß, worum es geht. Dieses Material ermöglicht die analytische Erschließung dessen, was unter Mobbing zu verstehen ist, und verdeutlicht damit, dass es keinen typischen Opfertypus gibt, sondern dass jeder in eine vermeintlich ausweglose Situation geraten kann. Die Schülerinnen und Schülern lernen, dass nicht das Wesen oder das Verhalten einer Person den Ausschlag für ausgrenzendes Verhalten gibt, weil bestimmte Situationen einen Auslöser bieten, aus dem sich eine zerstörerische Eigendynamik entwickelt. Die Schülerinnen und Schüler werden gemeinsam Strategien entwickeln und Möglichkeiten formulieren, um sich selbst und andere aus hoffnungslosen Lagen befreien zu können: Wie entsteht Mobbing? Wie entwickelt es sich? Wer hat daran welchen Anteil? Wie kann man Mobbing beenden?
Die Unterrichtsreihe beginnt mit der Beschäftigung mit eigenen Mobbing- bzw. Ausgrenzungserlebnissen (Teil I), In diesem Rahmen werden die eigenen Gefühle bewusst wahrgenommen und hinterfragt. Illustriert werden die eigenen Erfahrungen in der Bearbeitung des Theaterstücks "Die Geschichte von Lena". Im Teil II fällt der Begriff des Mobbings erstmals. Ausgewählte Szenen des Stückes werden so bearbeitet, dass daran einzelne ,Mobbingbausteinei deutlich werden, sodass sich für die Schülerinnen und Schüler induktiv eine Definition von Mobbing ergibt. In Teil III werden die Erfahrungen von Lena auf das christliche Menschenbild übertragen, um im letzten Teil (IV) mögliche Auswege aus einer Mobbingsituation zu formulieren.
Folgende Kompetenzen sollen die Schülerinnen und Schüler erwerben:
- Sie vergleichen eigene Erfahrungen über Ausgrenzung mit Lenas und übertragen sie auf ausgewählte Bibelstellen (9. Gebot, Zachäus, ]esus und die Ehebrecherin).
- Sie entwickeln exemplarisch eigene Ideen zur Durchbrechung der mobbing-typischen Eigendynamik.
- Sie begründen ihre Urteile zu religiösen und ethischen Fragen unter Bezug auf einen bewusst zugrunde gelegten Beurteilungsmaßstab, der sich aus der Definition des Mobbingbegriffs ergibt (Vgl. Kernlehrplan für das Gymnasium, Sekundarstufe I, Evangelische Religionslehre NRW).
Aus theologischer Sicht bedroht Mobbing die Menschenwürde, die nicht nur im Grundgesetz festgeschrieben ist, sondern im Hinblick auf die Gottesebenbildlichkeit des Menschen unser christliches Glaubensproprium darstellt. Gott setzt sich für die Schwachen ein. Grundsätzliche Überlegungen zum Thema Mobbing (Definition, Formen, Hilfen, Anti-Mobbing-Strategien) sind auf der CD zu finden.
Inhaltsverzeichnis
1. EINFÜHRUNG 1
2. DIDAKTISCHE HINWEISE 2–7
3. MATERIALIEN 8–32
Ich und die anderen 8–11
m1 Erfahrungen mit Gefühlen
– Über die Beziehung zu anderen nachdenken.
m2 Ich und andere
– Unterschiede zwischen allein, einsam und ausgegrenzt sein reflektieren.
m3/1 Ausgegrenzt sein
– Rollenkarten zu Situationen der Ausgrenzung.
m3/2 Ausgegrenzt sein
– Szenen zum Rollenspiel entwerfen.
m3/3 Ausgegrenzt sein (Folie 1)
m4 Mobbing (Folie 2)
Auf der Bühne: Die Geschichte von Lena 12–28
m5/1 Die Geschichte von Lena
– Zusammenfassung des Theaterstücks.
m5/2 Die Geschichte von Lena
– Die handelnden Personen und ihre Gefühle ordnen.
m5/3 Die Geschichte von Lena
– Die handelnden Personen und ihre Gefühle ordnen
m6 „Die Vorstellung beginnt“
– Einstieg in die Handlung des Stücks.
m7/1 „Auf dem Schulhof“
– Erste Begegnung mit dem Begriff „Mobbing“.
m7/2 „Auf dem Schulhof“
– Erste Begegnung mit dem Begriff „Mobbing“.
m8/1 „Die roten Stiefel“
– Änderung der Gefühle beim Mobbing.
m8/2 „Die roten Stiefel“
– Änderung der Gefühle beim Mobbing.
m9 „Der Tagebucheintrag“
– Über den Sinn eines Perspektivenwechsels nachdenken.
m10 „Lena: Opfer oder selbst jemand, der mobbt?“
– Ambivalente Rolle Lenas analysieren.
m11 Exkurs: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden ...“
– Textanalyse.
m12/1 „Der Versuch des Vaters“
– Kontraproduktive Hilfestellungen.
m12/2 „Der Versuch des Vaters“
– Kontraproduktive Hilfestellungen.
m13/1 Begriffe, die mit Mobbing zu tun haben
– Wortsalat.
m13/2 Begriffe, die mit
Mobbing zu tun haben
– Verschiedene Aspekte von Mobbing aufzeigen.
Hilfen!? 29–32
m14 Zachäus
– Biblisches Beispiel einer kreativen Reaktion auf Ausgrenzung.
m15 Hilfe für Lena
– Konkrete Hilfen für Lena entwickeln.
m16 Jesus und die Ehebrecherin
– ‚Spiegelung‘ als Ausweg aus dem Mobbing.
m17 „Der rote Schal“
– ‚Nur Zuschauen‘ macht schuldig.