Birgit und Thomas
Homosexualität
In den letzten Jahren lässt sich innerhalb der Gesellschaft ein deutlicher Wandel in der Bewertung von Homosexualität feststellen. Durch das Antidiskriminierungsgesetz sollen homosexuelle mit heterosexuelle Menschen gleichgestellt werden. Das Outing prominenter homosexueller Menschen aus verschiedensten Bereichen des öffentlichen Lebens (Schauspieler, Politiker, Sportler ...) wird mit großem Interesse verfolgt. In Spielfilmen (z.B. Brokeback Mountain) bzw. Fernsehserien oder Doku Soaps wird das Thema positiv aufgegriffen.
Dennoch herrscht unter vielen Menschen — nicht zuletzt auch unter Lehrerinnen und Lehrern — Unwissenheit und Unsicherheit. Nach wie vor gibt es viele Vorurteile, die einen sachlichen Umgang mit der Thematik schwer machen. Deshalb ist es wichtig, Jugendliche neben der „üblichen" Sexualkunde auch über das Thema „Homosexualität" aufzuklären, so wie es beispielsweise die Richtlinien für die Sexualaufklärung in Nordrhein-Westfalen als verpflichtend vorsehen. Der fächerübergreifende Ansatz berührt somit auch das Fach katholische bzw. evangelische Religionslehre im Themenbereich „Liebe, Freundschaft, Sexualität".
Welche themenbezogenen Standpunkte vertritt aber die Kirche? Das Wissen über die Position der Kirche zum Thema „Homosexualität" ist häufig lückenhaft und wird unvollständig weitergegeben. Dadurch entsteht große Unsicherheit, wie man als Christ mit homosexuellen Menschen umgehen soll. Deshalb ist es wichtig, dass die Schüler/-innen die offiziellen Stellungnahmen der Kirche kennen- und verstehen lernen.
In einem Brief der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz wird das Thema „Homosexualität" im Zusammenhang mit Jugendarbeit und Schule mehrfach aufgegriffen. So schreibt die Jugendkommission: „Den Fragen um Homosexualität und Homosexuelle in der Kirche müssen wir uns in der Jugendarbeit ohne Angst und Vorurteile stellen, auch wenn wir nicht zu glatten Lösungen finden ... Selbstverständlich muss es sein, dass jeder homosexuelle Mensch seine unverwechselbare Würde als Sohn und Tochter Gottes, als Bruder und Schwester Christi besitzt. Sie gehören wie die anderen zur Kirche und sollen sie als Ort geschwisterlicher Gemeinschaft erfahren." (Vgl.: Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz: Brief der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz an die Verant¬wortlichen in der kirchlichen Jugendarbeit zu einigen Fragen der Sexualität und Sexualpädagogik, Bonn 1999.)
Neben der Vermittlung religiösen Grundwissens gehört es insbesondere zu den Aufgaben des Reli¬gionsunterrichts, die Schüler/-innen zu einem begründeten Urteil in Glaubens- und Lebensfragen zu befähigen und die Entwicklung von Gesprächsfähigkeit und Toleranz zu fördern. (Vgl.: Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz: Der Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen, Bonn 2005.) Dazu müssen sich die Schüler/-innen auch mit verschiedenen subjektiven Überzeugungen und Positionen einzelner Interessenverbände, allgemeinen sachlichen Informationen und der gesellschaft¬lichen Entwicklung und jeweiligen Bewertung zum Thema Homosexualität auseinandersetzen.
Letztlich will diese Ausgabe von :in Religion bei den Schülerinnen und Schülern die Bereitschaft wecken, sich zumindest ansatzweise in andere Lebensentwürfe einzufühlen und eine begründete auch religiöse Position zur Thematik zu finden.
Uns ist durchaus bewusst, dass sich manche Schülerinnen und Schülern entweder mit Distanz oder mittels plumper Stammtischparolen der Thematik nähern werden. Darum favorisieren wir im Sinne des kooperativen Lernens nach Norm Green an besonders sensiblen Stellen die Think-pair-share-Methode, die die Schüler/-innen langsam über Einzel- und Partnerarbeit zur Plenumsarbeit führt. So erhoffen wir uns einen sensiblen und würdigen Umgang mit diesem wichtigen Thema.
Inhaltsverzeichnis
1. EINFÜHRUNG 1
2. UNTERRICHTSVERLAUF 2–11
3. MATERIALIEN 12–32
Eine Einführung – Homosexualität und ICH 12–18
m1 Das fällt mir dazu ein! – Brainstorming.
m2 Was denke ich? – Eigene (Vor-)Urteile zum Thema Homosexualität in der Diskussion.
m3 Homosexualität im Fernsehen – Textarbeit mit Impulsfragen zu einer Fernsehserie.
m4/1 Homosexuelle in der Öffentlichkeit – (k)ein Problem? – Zeitungsartikel mit Impulsfragen.
m4/2 Homosexuelle in der Öffentlichkeit – (k)ein Problem? – Recherche zu Prominenten.
Homosexualität in unserer Welt 19–23
m5 Homosexualität in der Diskussion – Podiumsdiskussion zu Entstehungstheorien.
m6 Homosexualität in der Antike –Textarbeit.
m7 Homosexualität und das (menschengemachte) Gesetz – Textpuzzle.
m8 Homosexualität zur Zeit des Nationalsozialismus – Textarbeit und kreatives Schreiben.
m9/1 Rosa Winkel und Regenbogenfahne – Informationstext zu Entstehung und Hintergründen.
m9/2 Rosa Winkel – Denkmal für die im NS verfolgten Homosexuellen (Folie 1)
m10 Neues Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen (Folie 2)
Homosexualität und Christentum 24–28
m11 Geschaffen als Mann und Frau – Bibeltextarbeit.
m12 Das kirchliche Verständnis von Sexualität und Ehe – Textarbeit.
m13 Die kirchliche Sichtweise zur Homosexualität – Fiktives Interview zur Erschließung des Themas.
m14 Wie gehe ich als Christ mit homosexuellen Menschen um? – Arbeit an Bibeltext und Karikatur.
m15 Homosexuell als (katholischer) Christ – ein Widerspruch? – Eine Internetrecherche.
Das Coming-out 29–32
m16 Vorurteile – Begriffsbildung/Begriffsbestimmung mit Hilfe von Beispielsituationen.
m17/1 Was ist Coming-out? – Ein fiktives Tagebuch.
m17/2 Was ist Coming-out? – Kreatives Schreiben.
m18 Svens Traum – Ein Rollenspiel.