Thematik
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Rituale und Symbolhandlungen können das Leben eines Menschen prägen, der seinen Glauben praktiziert, seine Glaubensüberzeugung lebt. Man könnte von einem Koordinatensystem sprechen, das ein Leben im Glauben durch Zeichenhandlung und Symbolik sichtbar werden lässt. Die Feier der Sakramente innerhalb der katholischen Kirche stellt ein solches Koordinatensystem dar.
Die Realität weist leider oft genug darauf hin, dass die Bedeutung der Feier der Sakramente unbekannt ist, dass die jugendlichen keinen Zugang zu den Sakramenten finden. Dies liegt nicht zuletzt auch darin begründet, dass ein Bewusstsein für die unterschiedlichen Wirklichkeitsebenen fehlt. Stattdessen bestimmt ein naturwissenschaftlich oder empirisch geprägtes Denken den Blick auf die Weit. Damit besteht eine immer wieder anzugehende Aufgabe darin, den Jugendlichen Zugänge zu den Sakramenten zu vermitteln, um ihnen so die Feier der Sakramente als Weg einer Lebensgestaltung aus dem Glauben zu ermöglichen.
Die Sakramente sind Zeichen neuen, befreiten Lebens. Das Heil und Glück eines jeden Menschen, eine lebendige Gemeinde und Kirche sowie die Mitgestaltung einer menschenfreundlichen Gesellschaft sind die anvisierten ziele der Sakramente. Das Feiern der Sakramente, d.h. das Leben aus ihrem Geist ist kein vordergründiger Aktionismus - wie vielleicht manch einer behaupten mag. Sie sind Ausdruck eines Lebens mit Tiefendimension aus dem Glauben, sie bedeuten Zuwachs an Lebensqualität, weil sie eine sakramental vermittelte Gotteserjahrung ermöglichen, die unmittelbar bei den Menschen ansetzt.
Gesten und Zeichenhandlungen machen Zuneigung, Versöhnung oder die Sehnsucht nach Freundschaft sinnlich erfahrbar. Alltägliche Gesten sind Ausdruck menschlicher Kommunikation und lassen die anthropologische Basis eines sakramentalen Lebensvollzugs erkennen. Sakramente können dann als soziale Zeichenhandlungen verstanden werden, die die Tiefe und Dichte eines ganzen Menschen ausdrücken. Sakramente erweisen sich in diesem Kontext als Zeichen des Glaubens und ermöglichen dem Menschen, sein Leben in Gefährdung, in all seiner Brüchigkeit und Vorläufigkeit zu transzendieren.
Symbole als Bedeutungsträger zeigen die Mehrdimensionalität der Wirklichkeit auf, indem das Sichtbar-Vordergründige auf Unsichtbar-Hintergründiges verweist, sodass sich das zunächst Unsichtbar-Hintergründige im Sinnlich-Wahrnehmbaren wie in einem Bild mitteilt. Nach christlichem Verständnis wird die Feier der Sakramente (als Glaubensbekenntnis und Glaubensvollzug des Einzelnen wie der Gemeinde) als Antwort auf das Handeln Gottes verstanden. Dieser Aspekt ist im Symbolbegriff ebenfalls enthalten: Die Sakramente können als Ausrichtung des Menschen auf Gott hin verstan-
den werden, sie können aber auch zugleich als Gottes liebevolle Zuwendung zu den Menschen verstanden werden, als Gottes Anwesenheit in der Welt. Beide Bedeutungsdimensionen weisen die Sakramente als .Zeichen der Nähe Gottes" aus. In der Feier der Sakramente wird die Kirche zum Ort der Gegenwart Gottes. Man spricht daher auch von der Kirche als Grundsakrament. In der Zeichen-Sprache Jesu, im (Ver-) Teilen des Brotes, ..der heilenden Berührung", spricht Gott zu uns Menschen. Daher wird von Jesus Christus auch als dem Ursakrament gesprochen,. Dieses Verständnis von Ursakrament und Grundsakrament erfasst den Spannungsbogen der Lebensgestaltung zwischen Gott und Welt. Mit den einzelnen Sakramenten selbst werden sich folgende Ausgaben dieser Reihe befassen.
Didaktische Überlegungen/Zielsetzungen
Ziel dieses Themenheftes ist es, den Schüler/innen grundsätzlich einen Zugang zum Sakramentenverständnis zu vermitteln, der sozusagen die Basis bildet, von der aus dann die Einzelsakramente in ihrer Tiefendimension erfahren und erschlossen werden können. Dieses Ziel soll erreicht werden, indem schwerpunktmäßig der Begriff des Zeichens und des Symbols erarbeitet wird, indem die Schüler/innen immer wieder von der eigenen Erfahrungswirklichkeit ausgehend Aspekte und Dimensionen entdecken und erschließen sollen. Ausgangspunkt ist hierbei die Zeichen- Sprache und Symbolik unserer Alltagswelt.
Ausgehend von anthropologischen Bezügen werden die Schüler/innen eingeladen über die Sakramente Möglichkeiten neuer Gotteserfahrungen zu entdecken. Diese Möglichkeiten werden abschließend anhand der Begriffe "Ursakrament" und "Grundsakrament" in den Spannungsbogen "Gott - Welt" eingebunden. Die Wege der Erarbeitung umfassen die Auseinandersetzung mit Geschichten, Sachtexten und Bildern, mit den sich die Schüler/innen sowohl argumentativ als auch kreativ auseinandersetzen sollen und die immer wieder Möglichkeiten anbieten, die eigenen Erfahrungen mit einfließen zu lassen. Ausgangspunkt der Unterrichtsreihe kann das Silbenrätsel und Wort-Rätsel (M1) sein, das einen spielerischen Einstieg in das Thema ermöglicht. Denkbar ist aber auch ein Einstieg mit einer Geschichte (M3 oder M4), die die Erfahrungen der Lerngruppe stark berücksichtigen und Anlass zu einer mehr kreativen, freieren
Annäherung an das Thema bietet. Eine dritte Variante der Einführung ins Thema besteht in einer Bildbetrachtung (M9).
Inhaltsverzeichnis
1. EINFÜHRUNG
2. UNTERRICHTSVERLAUF
3. MATERIALIEN
Einstieg
M1 Die sieben Sakramente - und ihre Anbindung an das alltägliche Leben
M2 Entstehung und Bedeutung der Siebenzahl - Warum gibt es sieben Sakramente?
M3 Ein Freund für´s Leben - Der "innere" Wert von Dingen
M4 Schokolade ist nicht gleich Schokolade! - Erinnerung durch Zeichen der Zuneigung
Was ist was: Zeichen - Symbol - Ritual - Sakrament
M5/1 Was ist ein Symbol? - Was ist ein Zeichen?
M5/2 Was ist ein Realsymbol? - Symbole verändern die Wirklichkeit
M6 Rituale - Im Alltag und im Gottesdienst
M7 Was ist ein Sakrament? - Alles ist ein Zeichen für ETWAS
M8/1 Sakramente - Äußeres Zeichen - innere Wirkung
M8/2 Sakramente - Abgrenzung zu Magie und Zauberei
M9 Folie - Handauflegung
Bewährung der Sakramente im Alltag
M10 Wenn Dinge anfangen zu "sprechen" - Ein Ring mit besonderer Bedeutung
M11/1 Das Geheimnis des Wasserbechers - Innen- und Außensicht
M11/2 Das Geheimnis des Wasserbechers - Ein Becher als Sakrament?
M12 Jesus Christus, das Ursakrament - Das "Zeichen der Nähe Gottes" schlechthin
M13 Die Kirche, das Grundsakrament - Martyria, Diakonia und Koinonia
4. IDEENBÖRSE
5. TAFELBILDER