Elke Windrath
Im Dialog mit Martin Luther
Zum Inhalt dieser Ausgabe
Martin Luther ist ohne Zweifel eine der bedeutsamsten kirchenhistorischen Personen der Kirchengeschichte. Kirchengeschichte handelt von der Vergangenheit der für viele Schülerinnen und Schüler unattraktiven Institution: der Kirche. Damit erscheint sie auf den ersten Blick irrelevant. Es tut sich eine Kluft zwischen damals und heute auf, und die Lehrerinnen und Lehrer sehen sich vor die Aufgabe gestellt, eine Brücke über diese Kluft zu bauen, um das Ferne, Vergangene mit dem je eigenen Ich der Schülerinnen und Schüler in der Gegenwart zu vermitteln. Dazu soll mit diesem Material eine Hilfe geboten werden.
Das Brückenbauen kann dann plausibel werden, wenn wir selbst mit unseren Erfahrungen mit Personen und Ereignissen aus der Geschichte des Christentums verbunden werden. So wird deutlich, dass Geschichte für unser Menschsein heute relevant und für die Zukunft wesentlich ist, indem das Leben von Christen aus einem vergangenen Jahrhundert für unser Christsein heute zur Inspiration wird. Kirchengeschichte, das sind Menschen und Erfahrungen.
Dementsprechend wird mit dem hier vorgestellten Unterrichtsmaterial einem dialogischen und erfah-rungsorientierten Ansatz Rechnung getragen. Alltagserfahrungen von Schülerinnen und Schülern sollen im Lernprozess erfahrbar und reflektierbar gemacht werden. Eine direkte Identifikation scheint dabei nicht möglich, allerdings hat das Andersartige der Vergangenheit das Potenzial, die Schülerinnen und Schüler auf sich selbst und ihre Lebenswirklichkeit hin zu befragen, sodass aus Differenzen gelernt werden soll. Die Orientierung an menschlichen (Grund-)Erfahrungen scheint einen Zugang zu bieten, der . gerade Schülerinnen und Schülern den Dialog mit der Vergangenheit erleichtert, der hilft, Brücken zwischen damals und heute zu schlagen.1 Denn: Geschichte existiert nicht per se, sondern für uns.
Anders als im Schulfach Geschichte sollen im Religionsunterricht religiöse Phänomene und Erfahrungen in den Blick genommen werden, um für diese Deutungsmuster anzubieten und den Schülerinnen und Schülern so zu helfen, sich mit ihren Erfahrungen in der Zeit zu verorten. Damit soll ein Beitrag zur Ausbildung eigener religiöser und kirchlicher Identität gegeben werden. Gerade die Auseinandersetzung mit Martin Luther lädt uns dazu ein, dass auch wir heute unsere Verantwortung wahrnehmen, indem Glaube und Vernunft keine unvereinbaren Gegensätze bilden und wir dem Diktum, Kirche sei eine je neu zu reformierende, Rechnung zu tragen lernen.
Die Erschließung in möglichst naher Konfrontation wie hier über Fiktion bietet die Chance, die historische Person wirksam werden zu lassen.2 Deshalb soll einerseits in Briefform die Erfahrungswelt Luthers anschaulich gemacht und sollen andererseits die Schülerinnen und Schüler über die Rolle von Luthers fiktiven Freund Wilhelm angesprochen werden. Intentionen:
■ Kirchliche und religiöse Traditionsphänomene -werden aus der Erfahrung der Welt der Schülerinnen und Schüler erschlossen.
■ Das Lebensbild Martin Luthers wird als Möglichkeit zur Identifikation und Abgrenzung angeboten.
■ Ein ganzheitlicher Umgang mit Kirchengeschichte wird angeboten, bei dem eigene Gefühle und Emotionen geäußert werden können (und sollen).
■ Das Handeln Martin Luthers soll exemplarisch verdeutlichen, dass jede und jeder Verantwortung wahrnehmen kann.
Inhaltsverzeichnis
1. EINFÜHRUNG
2. DIDAKTISCHE HINWEISE 2-10
3. MATERIALIEN 11-31
Luthers Wurzeln - zwischen Himmel und Hölle 11-16
m1 Enttäuschte Erwartungen ... - Ein fiktiver Brief gibt Aufschlüsse über den jungen Luther. m2/1 Aussagen des Martin Luder - Fiktive Statements Luthers.
m2/2 Aussagen des Martin Luder - Zuordnung zu Lebensstationen.
m3 Luthers Zeitalter - Hintergründe recherchieren.
m4/1 Abschied von den Eltern - Das Cewittererlebnis von Stotternheim.
m4/2 Abschied von den Eltern (Folie 1)
Anfänge der Reformation 18-19
m5/1 Ablassen vom Ablass - Hintergründe und Folgen der Ablasspraxis (Begriffe zuordnen).
m5/2 Ablassen vom Ablass - Hintergründe und Folgen der Ablasspraxis (Begriffe zuordnen).
Luthers reformatorische Entwicklung 20-27
m6/1 Reinhard Mey: „Zeugnistag" - Eigene Ängste und Erfahrungen in Bezug auf Ungerechtigkeit.
m6/2 Reinhard Mey: „Zeugnistag" - Eigene Ängste und Erfahrungen ...
m7/1 Frei wie ein Vogel - Ein Brief berichtet von einer wichtigen Erkenntnis Luthers.
m7/2 Frei wie ein Vogel - Die Folgen dieser Erkenntnis erschließen.
m8 Tun und lassen können, was ich will?! - Auseinandersetzung mit dem Freiheitsbegriff.
m9/1 Alles oder nichts - Ein Brief und seine Farbsymbolik.
m9/2 Alles oder nichts - Die Einsichten Luthers zeigen sich auch in seinem Wappen.
m10 Jetzt reicht's! - Martin Luther als Junker Jörg.
Reformation und Gegenreformation 28-31
m11/1 Martin Luther unter Verdacht - Auseinandersetzung mitgegenreformatorischen Bewegungen.
m11/2 Martin Luther unter Verdacht - Auseinandersetzung mit gegenreformatorischen...
m11/3 Martin Luther unter Verdacht (Folie 2)
m12/1 Beurteilungsbogen - Feststellen des Lernzuwachses.
m12/2 Beurteilungsbogen - Feststellen des Lernzuwachses.
4. Ideenbörse 32