Andreas Bolha
Theodizee
Echtes Leid, selbst erlittenes, aber auch das Leiden anderer stellt uns vor die Frage: Wie kann Gott das zulassen? Wie kann ein heiliger und unendlich guter Gott das Leid von Mensch und Tier mit ansehen - ohne einzugreifen? An dieser Frage beißt sich die gläubige Vernunft die Zähne aus. Einmal gestellt, kann man ihr ernsthaft nicht mehr ausweichen; sie hat die Kraft, unseren Glauben zu erschüttern. Der ernsthafteste Erklärungsansatz sieht den Grund allen Leids in der Freiheit des Menschen. Doch dieser Erklärungsversuch spendet keinen Trost gegenüber Leid, das aus Krankheit oder Naturkatastrophen resultiert. Denn was können die zufällig Verletzten oder Getöteten für ihr Leiden? Nichts. Alle Versuche aufklärerischer Philosophen zur Rechtfertigung Gottes wurden durch das Erdbeben von Lissabon 1755 - eine der größten Katastrophen dieser Zeit mit über 300.000 Toten - nachhaltig erschüttert. Die Tatsache von Vernichtungslagern im vergangenen Jahrhundert hat allen Versuchen, dem Leid einen Sinn abzuringen die Kraft genommen und eine umfassende Skepsis unter Theologen, Gläubigen und Intellektuellen bewirkt. Doch die Frage danach, warum Gott das Leid zulassen kann, stellt sich unabhängig von der Zahl der Leidenden; konsequent zu Ende gedacht reicht das Leid eines einzigen Wesens aus, den Glauben an den zugleich Guten wie allmächtigen Gott zu erschüttern. Die Unlösbarkeit der Frage hat Konsequenzen: Christen wollen und können das zu allen Zeiten bestehende, unsägliche Leiden nicht theologisch rechtfertigen. Sie müssen die dunkle Ratlosigkeit dieser Frage aushalten und in die Klage und Trauer der Betroffenen einzustimmen. Die Erkenntnis der Sinnwidrigkeit allen Übels veranlasst uns zu dem Bestreben, das Leiden der Kreaturen so weit eben möglich zu lindern, statt es zu dulden oder gar zu fördern: Gott will nicht das Leiden, damit die Menschen daraus lernen - er will das Heil aller Menschen.
Inhaltsverzeichnis
1. EINFÜHRUNG 1
2. UNTERRICHTSVERLAUF 2–7
3. MATERIALIEN 8–32
Hinführung: Gottesbilder 8–14
m 1 Welches Bild/welche Bilder mache ich mir von Gott? – Begriffe sammeln
m 2/1 Wieso gibt es überhaupt verschiedene Gottesbilder? – Bildanalyse
m 2/2 Wieso gibt es überhaupt verschiedene Gottesbilder? – Bildanalyse
m 3/1 Gott, der Allmächtige, der Schöpfer … – Textarbeit
m 3/2 Gott, der Allmächtige, der Schöpfer (Folie 1)
m 4 Gott, der Allgütige (der gute Hirte) – Textarbeit
m 5 Weitere Gottesbilder/Gottesbilder in Deckung bringen – Bildanalyse
m 6 Ein Zirkel ohne Lösung? – Grafikanalyse
Das eigentliche Problem der Theodizee (Menschen wollen Gott begreifen) 15–22
m 7/1 Menschen versuchen, Gott zu rechtfertigen – Information zur Theodizee
m 7/2 Menschen wollen Gott „begreifen“ (Folie 2)
m 8 Übel oder Böses – was ist gemeint? – Begriffe und Sachverhalte zuordnen
m 9/1 Das Übel als solches gibt es gar nicht – Dialog zwischen Leibniz und dem Kurfürsten
m 9/2 Das Übel als solches gibt es gar nicht – Dialog zwischen Leibniz und dem Kurfürsten
m 10 Zwei weitere Erklärungsmodelle für das Übel in der Welt – Traditionelle Argumente
m 11 Gott lässt dem Menschen Handlungsfreiheit – Gottes Allmacht wird relativiert
Wie sollen Christen leben, wenn Leid(en) sinnlos ist? 23–32
m 12 Kann man aus Leid(en) lernen? – Textarbeit
m 13 Reaktionen auf Leid: Resignation/Klage/Zweifel – Beispiele für Reaktionen auf Leid
m 14 Haben wir Einfluss auf das Leid(en)? – Unterschiedlichkeit von Leidenssituationen erschließen
m 15 Leid und Verantwortung – Ursache-Wirkungszusammenhänge durchschauen und relativieren
m 16 Wer ist zuständig: der Seelsorger oder der Therapeut? – Recherche
m 17 Stimmen zur Unlösbarkeit des Problems – Zitate
m 18 Haltung bewahren: Humor und Ernsthaftigkeit – Text und Cartoonanalyse
m 19/1Wie sollen Christen leben, wenn Leid(en) sinnlos ist? – Dogmatischer Impuls
m 19/2 Wie sollen Christen leben, wenn Leid(en) sinnlos ist? – Zeugnis einer „Leidensgefährtin“
m 20 Übersicht – Zusammenfassung im Schaubild