Anna Goldbeck und Andreas Bolha
Heimat
Ein Ort oder ein Gefühl?
Das Thema „Heimat“ ist ein deutsches Wort, das sich nur schwer in andere Sprachen übersetzen lässt. Aspekte wie Sesshaftigkeit, Geborgenheit, Zugehörigkeit, Schutz, Lebensmittelpunkt und Beziehung spielen eine Rolle. Bezeichnet wird mit dem Begriff also das Verhältnis eines Menschen oder einer Gruppe von Menschen zu einem Lebensort und seinen Bewohnern, der den Menschen bzw. die Gruppe in ihrer Identität geprägt hat, die Erfahrung sozialer und sprachlicher Stabilität und die Ferne von Ausgrenzung vermittelt. Der Begriff „Heimat“ leitet sich vom althochdeutschen heimuoti ab und bezieht sich hier zunächst eher auf eine Ortsbezeichnung. Seit dem 16. Jahrhundert findet sich als Zeichen einer emotionalen Aufladung des Begriffes auch das Wort „Heimweh“. Diese Emotionalisierung erfährt als Gegenbild zu Industrialisierung und Modernisierung ab dem 19. Jahrhundert eine Steigerung, die sich in Heimatliteratur, Heimatmuseen, Heímatvereinen usw. zeigt. In diesem Sinne bezeichnet das Heimliche/Heimatliche ursprünglich das, was zum Haus gehört und vertraut ist; der Einheimische ist (seit Luther) der, der nicht fremd ist. Den Heimatlosen fehlt diese Geborgenheit, sie haben durch Schuld oder Schicksal, Auswanderung, Vertreibung oder Ausbruch die Heimatbindung verloren. Die Frage nach der Heimat bietet im Religionsunterricht vielfältige Anknüpfungsmöglichkeiten. Neben aktuellen lebensweltlichen Fragen, die mit praktischen Handlungsoptionen bzw. ethischen Problemstellungen verbunden sind, kann auch die Frage nach der Beheimatung im Glauben oder der Heimat bei Gott eine Rolle spielen. Das vorliegende Unterrichtsmaterial versteht ist als eigenständige Fortsetzung der Ausgabe „Flucht“ (in:Religion 3/2015) und stellt die Frage nach dem, was Menschen Heimat bedeutet, ins Zentrum. In einem ersten Schritt wird hierzu in einer Annäherung an den Begriff „Heimat“ versucht, diesen inhaltlich zu füllen und zu definieren. Die weiteren Schritte verstehen die Auseinandersetzung mit der Heimat als eine Art fortlaufenden Prozess von Beheimatung - Aufbruch - Suche - Ankunft- und ggf. weiteren folgenden Aufbrüchen. Bezug genommen wird hierbei sowohl auf lebensweltliche Anknüpfungspunkte sowie Fragen des Glaubens. ln diesem Zusammenhang werden Bezüge zum Neuen Testament hergestellt. Die Schülerinnen und Schüler werden in die Lage versetzt, sich einen reflektierten, facettenreichen und persönlich geprägten Begriff von „Heimat“ zu bilden, dessen religiöse Komponente individuell größer oder kleiner ausfallen kann. Dabei können sie dessen gewahr werden, dass „Heimat“ weniger an einen konkreten Ort gebunden ist, sondern wesentlich an einer inneren Geborgenheit hängt, die mittelbar von guten Gefühlen und Beziehungen getragen ist.
Inhaltsverzeichnis
1. EINFÜHRUNG 1
2. DIDAKTISCHE HINWEISE 2–9
3. MATERIALIEN 10–32
Annäherung an den Begriff „Heimat“
M1 Annäherung an den Begriff „Heimat“ – Schreibgespräch. 10
M2 Was bedeutet „Heimat“? – Begriffe zuordnen. 11
M3/1 Eine Umfrage zum Thema „Heimat“ – Umfrageergebnisse zuordnen. 12
M3/2 Eine Umfrage zum Thema „Heimat“ (Folie 1) 16
M4 „All das ist unsere Heimat“ – Songtext des Rappers interpretieren. 13
M5/1 Eine Heimat für alle – Bildimpuls: Wie könnte eine Heimat für alle aussehen? 14
M5/2 Katja Casper: „Die fliegende Insel“ (Folie 2.1) 17
M6 Eine Frage der Perspektive – Empathischer Blickwechsel. 15
Aufbrechen
M7/1 Renate Migas: „Aufbruch“ (Folie 2.2) 17
M7/2 Renate Migas: „Aufbruch“ – Bildimpuls: Was bedeutet „Aufbruch“? 18
M8 Warum brechen Menschen auf? – Äußere und innere Anlässe für Aufbrüche finden. 19
M9/1 Stefan Jürgens: Glauben bedeutet Aufbruch – Textanalyse. 20
M9/2 Stefan Jürgens: Glauben bedeutet Aufbruch – Langfassung (nur auf CD-ROM)
M9/3 Stefan Jürgens: Glauben bedeutet Aufbruch – Langfassung (nur auf CD-ROM)
M10/1 Die Berufung der ersten Jünger – Textanalyse. 21 M10/2 Die Berufung der ersten Jünger – Textanalyse. 22
Auf der Suche, auf dem Weg
M11/1 „Heimat“ im Neuen Testament – Textanalyse. 23
M11/2 „Heimat“ im Neuen Testament – Textanalyse. 24
M12 Theodor Fontane: „Heimat“ – Gedichtpuzzle. 25
M13 Heimkehr zum Elternhaus (Kafka) – Textanalyse. 26
M14/1 Lk 15,11-32 (Die Heimkehr des verlorenen Sohnes) – Bibeltextarbeit. 27
M14/2 Lk 15,11-32 – Bildimpuls: Rollen einnehmen. 28
M15 Aufbrechen – suchen – ankommen ... – Autobiografische Beispiele finden. 29
M16 „Meine“ Heimat – Begriffe mit Anfangsbuchstaben bilden. 30
M17 Heimisch werden – Eigenschaften und Einstellungen, die Heimat ermöglichen. 31
M18 Lernzielkontrolle und Projektvorschläge – Gruppenpuzzle. 32