Vorwort
Das Panoramabild von Jerusalem, der Blick vom Ölberg auf den Tempelplatz, wo die goldene Kuppel des Felsendoms den Blick magisch an sich zieht, seitlich davon die Aqsa-Moschee und nicht sichtbar, nur erahnbar, die so genannte "Klagemauer", die den Tempelberg markierende Tempelmauer mit dem "Goldenen Tor", im Hintergrund das Dach der Grabeskirche, der Kirchturm der Erlöserkirche sowie seitlich die Kirche Dormitio Sanctae Mariae - wer kennt dieses Bild nicht aus den Nachrichten im Fernsehen. Leider sind es zumeist negative Schlagzeilen, die im Mittelpunkt der Nachrichten stehen. Trotzdem, Jerusalem hat von seiner Faszination nichts verloren, bei aller Ambivalenz seiner Geschichte. Menschen, die in Jerusalem leben, behaupten, wer diese Stadt einmal erlebt hat, den lässt sie nicht mehr los.
Jerusalem, seit über 3.000 Jahren Hauptstadt Israels, ist die heilige Stadt der drei großen monotheistischen Weltreligionen, Stadt Davids und Salomos, Stadt der Passion und Auferstehung Jesu Christi sowie die Stadt, von der aus Mohammed seine Himmelsreise antrat. Die Juden nennen sie Yerushalayim und die Araber EI Quds.
Im heutigen zeitgeschichtlichen Geschehen steht die "Jerusalem-Frage" im Mittelpunkt; die Frage, wem Jerusalem gehört. Dieser Streit um die heilige Stadt scheint unlösbar zu sein und ist ein leicht entzündlicher Sprengstoff, wie die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit zeigen. Jerusalem ist für Juden, Christen und Muslime historisch und religiös gleichermaßen von sehr großer Bedeutung, so dass es nicht verwunderlich ist, dass die religiöse Dimension im Streit um diese Stadt eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt.
Neben der aktuellen Bedeutung Jerusalems war die Stadt immer schon Stadt der Hoffnung, der Sehnsucht und des Friedens. Sie wird als Nabel der Welt verstanden, als Zentrum des Heilsgeschehens, Stadt aller Völker und Ort der Weltreligionen. Jerusalem ist die Stadt des Immanuel, des Gott mit uns. in Jerusalem begegnen sich Himmel und Erde, sie ist Stätte der Kommunikation mit dem Ewigen. Sie ist der Ort der Erinnerung an das "Heute Gottes", Ort der göttlichen Gegenwart.
Diese fundamentale und existentielle Bedeutung Jerusalems steht im Mittelpunkt der Auseinandersetzung dieser Ausgabe, die zugleich eine Art "Spurensuche" und "Spurenlegen" im Blick hat. Es werden die Sichtweisen aller drei Weltreligi.onen behandelt, wobei die Schwerpunkte in der Auseinandersetzung der Tempeltheologie und der Bedeutung der Kirchengebäude liegen.
Jede Beschäftigung mit dem Thema Jerusalem kann nur Stückwerk sein, muss zwangsläufig fragmentarisch bleiben. Somit versteht sich dieses Heft eben auch als Impulsgeber, der Anstöße liefert, um sich auf eine Entdeckungsreise zu begeben, dessen Ende nicht absehbar ist.
Das Lied "Jerusalem" von Naomi Shemer, das inzwischen fast zu einer Art internationalen Hymne der Stadt geworden ist, bringt die tiefe innere Bedeutung der Stadt zum Ausdruck:
Ihr Mächtigen, ich will singen eurem tauben Ohr.
Zions Lied hab'ich vergraben in meinen Wunden groß.
Ich halte meine Augen offen, liegt die Stadt auch fern.
In die Hand hat Gott versprochen, er führt uns endlich heim.
In deinen Toren werd' ich stehen, du freie Stadt Jerusalem.
In deinen Toren kann ich atmen, erwacht mein Lied.
Didaktische Überlegungen/Zielsetzungen
Die Beschäftigung mit dem Thema Jerusalem bringt die Schwierigkeit mit sich, dass man sich nicht konkret mit Schülerinnen und Schülern auf den Weg durch die Altstadt und zu den heiligen Stätten begeben kann, sondern die Vermittlung aus der Ferne geleistet werden muss. Deswegen werden in diesem Heft auf zwei Folien sowie einigen Abbildungen und Skizzen visuelle Darstellungsmöglichkeiten eingesetzt, die die Distanz verringern. Außerdem werden narrative Texte eingesetzt, die die religiösen Sichtweisen der drei monotheistischen Weltreligionen veranschaulichen sollen.
Ziel dieses Heftes ist es, den Schülerinnen und Schülern grundsätzliche Einblicke in die religiöse Bedeutung der Stadt sowie die theologische Bedeutung einzelner Gebäude zu vermitteln und somit die Bedeutung Jerusalems als Wallfahrtsort nachvollziehbar werden zu lassen. Des Weiteren können die Schülerinnen und Schüler durch die erworbenen Kenntnisse zumindest ansatzweise Verständnis für die problematische Situation im Nahen Osten entwickeln. Außerdem können die Schülerinnen und Schüler auch Vergleiche und Bezüge zwischen den Weltreligionen herstellen, die Ausgangspunkt ökumenischer Fragestellungen sein können.
Inhaltsverzeichnis
EINFÜHRUNG
UNTERRICHTSVERLAUF
MATERIALIEN
Jerusalem - Stadt Gottes
M 1 Jerusalem
Stadt der Gotteserkenntnis
M 2 Gottes Gegenwart in Jerusalem
Die Klagemauer
M 3 Die Heiligkeit Jerusalems
Die Residenz des Herrn
M 4 Gottes Wohnung
Immanuel/Schekhina
M 5 Jerusalem
Das Zusammentreffen von Göttlichem und Weltlichem
M 6 Der Fels in Jerusalem
Ein gesegneter Ort für die Welt
Der Tempel von Jerusalem
M 7 Jerusalem wird Davidstadt
Aufstieg einer Stadt
M 8/1 Der erste Jerusalemer Tempel
Ein monumentales Bauwerk
M 8/2 Die Wurzeln des salomonischen Tempels
Die Tempel in En Gedt (ca. 3500 - 3200 v. Chr) und in Megiddo (ca. 2500- 2350 v. Chr.)
M 8/3 Die Wurzeln des salomonischen Tempels
Der Tempel in Megiddo (1650 - 1590 v. Chr)
M 9 Der salomonische Tempel
Eine bedeutende Veränderung
M 10/1 Der Jerusalemer Tempel
Ort der Gotteserfahrung I
M 10/2 Der Jerusalemer Tempel
Ort der Gotteserfahrung II
M 10/3 Der Jerusalemer Tempel
Ort der Gotteserfahrung III
M 11 Der Tempel des Herodes
Symbol jüdischer Identität und Heilshoffnung
M 12 Der Tempel als Lebenszentrum
Ein Geist der Hoffnung über den Tod hinaus
M 13 Die Gemeinde und der einzelne Gläubige
Der "neue" Tempel Gottes
Steine erzählen Glaubensgeschichte
M 14/1 Ein Glaubensbekenntnis
Konstantins Hauptkirchen
M 14/2 Ein Konzil als Architekt
Steine erzählen Glaubensgeschichte
M 15 Martyrion
Konstantins Basilika
M 16 Jerusalem, heilige Stadt
Eine kleine Synopse der drei monotheistischen Weltreligionen
M 17 Ansichten von Jerusalem I
Folie 1
M 18 Ansichten von Jerusalem II
Folie 2
IDEENBÖRSE
TAFELBILD