Zum Inhalt des Romans
Die 14-jährige Bergarbeitertochter Magdalena Reinprecht muss miterleben, wie ihr Vater und ihr kleiner 6-jähriger Bruder bei einem Bergwerksunglück in Jüterbog im Jahr 1517 ums Leben kommen, weil vermutlich aus ökonomischen Gründen an den Abstützbalken im Stollen gespart wurde. Nach dem Unfall wird sie, da ihre Mutter depressiv wird und sie die verbleibende Tochter nicht mehr versorgen kann, ins nahe Residenz- und Universitätsstädtchen Wittenberg geschickt, um im Haus ihrer Tante zu leben und don: mitzuhelfen. Die alleinstehende, für die damalige Zeit sehr emanzipierte Tante kümmert sich neben ihrer Tätigkeit als Kräuterkundige um Waisenkinder, die ihr häufig von der Kirche vermittelt werden. Bei ihrer Tante Elsbeth, die von einigen in Wittenberg als Hexe bezeichnet wird und so mit „ihren“ Kindern manchen Verdächtigungen ausgesetzt ist, erlernt Magdalena nicht nur die Heilkunst. Sie verliebt sich dort auch gleichzeitig in zwei junge Männer, zwischen denen sie sich nur schwer entscheiden kann: Rasso, ein lebensfroher, intelligenterjunger Mann, den das Schicksal zum Straßendieb gemacht hat, und Veit, ein feuriger Student und Anhänger des Predigers Doktor Martin Luther - oder Doktor Luder, wie er ursprünglich hieß. Aus der Perspektive des von dieser neuen Theologie begeisterten Veits erlebt sie zentrale Ereignisse der Reformation, die sie zu verstehen versucht. So setzt sie sich mit dem Ablasshandel, dem Reliquienglaube und dem Vorwurf der Ketzereí auseinander und erschrickt, mit welcher Schärfe und mit welchen gewalttätigen Folgen die Auseinandersetzung um den rechten Glauben geführt wird. Zentral ist für sie auch die Frage, ob man Böses tun darf, um Gutes zu bewirken, ein Thema, das in Form verschiedener Dilemmata das Buch durchzieht.
Aus Magdalenas Perspektive taucht der Leser/die Leserin so tief in die Zeit um 1517 ein und erfährt detailgenau die Umwälzungen und vor allem auch die Atmosphäre zur Zeit der Reformation. Spannende Einschübe, wie z.B. die Entführung Magdalenas und die Liebesgeschichte, faszinieren gerade die Jugendlichen dieses Alters. Rudolf Herfurtner selbst schreibt zu seiner Konzeption: „lch habe lange überlegt, aus welcher Perspektive ich die Geschichte erzählen will. Mir war schnell klar, dass ich auf gar keinen Fall Luther selbst zum Helden machen wollte. Obwohl eine Figur mit so vielen Widersprüchen natürlich reizvoll wäre. Es hat mich aber mehr interessiert, wie sich das Reformationsgeschehen auf einen gewöhnlichen jungen Menschen auswirken konnte. Dass es eine weibliche Heldin wurde, liegt daran, dass man den lndividualisierungsprozess an einem Mädchen in seinen damaligen Beschränkungen besonders gut sichtbar machen kann (...) Bei der Arbeit an dem Roman war es für mich eine bewegende Erfahrung, dass die zentralen Themen von damals - Verschwendungssucht, Gewalt, Armut, Aberglaube und Glaubensrechthaberei - auch heute noch jeden Tag in der Zeitung stehen.“ (© Dt. Sonntagsblatt 6 [2014])
Didaktische Zugänge
Gerade weil zentrale Themen der Reformation im Mittelalter narrativ so herausgearbeitet werden, dass sie heute noch Relevanz haben, ist das Buch als Ganzschrift zum Thema „Reformation/Mittelalter/Martin Luther“ unbedingt zu empfehlen und über den Religionsunterricht hinaus besonders für den fächen/erbíndenden Unterricht (Religion/Deutsch/Geschichte) geeignet. Indem die Schülerinnen und Schüler nach dem Motto „Wer liest, lebt doppelt!“ eintauchen können in ein mittelalterliches „Kopfkino“, werden zentrale Inhalte in tieferer Weise gesichert und im Gedächtnis verankert.
Inhaltsverzeichnis
1. EINFÜHRUNG 1–2
2. DIDAKTISCHE HINWEISE 3–10
3. MATERIALIEN 11–32
Hinführung
m1 Symbole und exemplarische Gegenstände des Romans(Lesekiste) 16/17
m2 Aberglaube im Mittelalter und heute 11
m3 Orientierung im Roman – Überblick über die Personen und die Fortsetzung der Handlung 12
Theologisch relevante Themen des Romans
m4a Der Ablasshandel im Text 13
m4b Der Ablasshandel im Bild 14
m5 Armut und die Folgen – Magdalena und Rasso erzählen ihre Lebensgeschichten 15
m6 Wittenberg – eine mittelalterliche Stadt 18
m7a Der Reliquienglaube 19
m7b Reliquien – eine Vitrine in der Sammlung des Kurfürsten 20
m8a Tetzel predigt 21
m8b Luther predigt 22
m8c Inhalt, Auftreten der Prediger und Wirkung der Predigten im Vergleich 23
m9 Wissensquiz I 24
m10/1 Hexenglaube im Mittelalter 25
m10/2Informationen über Hexen 26
m11 Apokalypse now! – Endzeitvorstellungen im Mittelalter 27
m12 Das Böse tun, um das Gute zu erreichen? Diskussion einer Dilemmasituation 28
m13 Wissensquiz II 29
Projekt und Ideenbörse: Die Leipziger Studentenzeitung
m14 Müntzer in Jüterbog – ein Beispiel für einen Zeitungsartikel 30
m15 Themen und Vorgehen bei der Erstellung der Studentenzeitung 31
m16/1 Wichtige Ereignisse der Reformation – Weiterführung des Romans 32
m16/2 Die Gesellschaftsordung in der frühen Neuzeit
m17 Mein Blick auf das Buch
Zusammenfassung der Handlung