Hilke Achten-Rieske
Gebete der Christen
Zum Inhalt und zum Ansatz dieser Ausgabe
Beten ist ein wesentlicher Teil christlichen Lebens. Es bedeutet in allen Religionen ein Akt der Zwiesprache des Menschen mit Gott. Das Wort „beten" ist nah verwandt mit dem Verb „bitten". Der Betende erkennt die Existenz Gottes an und begibt sich in seine Hand. Gleichwohl hat das Beten auch eine zwischenmenschliche Seite; dann z.B., wenn gemeinsam gebetet wird, ist das Gebet ein soziales Phänomen. D.h. ein gemeinsames Gebt hat eine identitätsstiftende, gemeinschaftsbildende Wirkung. Gebete öffnen und geben Halt, sie verbinden und können die eigene Wahrnehmung korrigieren.
Strukturell kann man zwischen spontanen Gebeten (individuell formulierten) und Gebeten, die an bestimmte Texte und Gesten gebunden sind, unterscheiden. Gebete haben viele Formen: vom Stoßseufzer über die mechanische Wiederholung bestimmter Wörter bis hin zum innerlich gesprochenen oder wiederholten Text. Das Gebet hat seinen ursprünglichen Ort im gemeinschaftlichen Gottesdienst. Charakteristisch für das Beten und das Sprechen ritualisierter Gebetstexte können neben festen Gebetszeiten und Gebetsrichtungen ebenso heilige Stätten als Ort der inneren Einkehr sein.
Man unterscheidet drei Gebetstypen: das Lob-, das Dank- und das Bittgebet. Im Lobgebet (Hymnus) wird Gottes Größe gepriesen. Es gilt aufgrund seiner Selbstlosigkeit und der unbedingten Gottbe-zogenheit als dasjenige Gebet, in dem Gott am unvermitteltsten mit „Du" angesprochen werden kann. Im Dankgebet gedenkt die biblische Tradition zunächst der großen Taten Gottes, durch die Israel gerettet und die Welt in Christus erlöst wird. Außerdem umfasst dieser Typ die Gebete, in denen der Beter für die im eigenen Leben erfahrenen Wohltaten dankt. Das Bittgebet ist die zwiespältigste Form des Gebets angesichts der göttlichen Vorsehung und neuzeitlicher Fragestellungen. Grundsätzlich gilt hier, dass ein Bittgebet Gottes Handeln nicht im Sinne einer Kausalität beeinflussen kann. {Beten ändert Gott nicht, aber den Beter.)
Gerade ritualisierte liturgische alte Texte erscheinen oft als leere Hülle. Aber auch das geht: Mir muss ein Gebet nicht unbedingt etwas sagen, damit es mir guttut. Eine Hülle kann mir dabei helfen, mich auf mich selbst zu konzentrieren, auf das, was mich bewegt, und evtl. fallen einige Worte in mein Be-wusstsein und geben sich selbst eine Bedeutung: Auswendig Gelerntes kann inwendig werden. „Im Beten alter Texte lebt das Geheimnis der Wiederholung, der Wiederkehr des Vertrauten und Wiedererkennbaren." (Wecker 2000, 11, siehe Literaturverzeichnis )
Das Thema „Beten" in der Schule zu behandeln, erweist sich deshalb als besonders sensibel, weil es hier nicht allein um die Vermittlung von Wissen und Wissenswertem geht. Genauso wenig soll jedoch ein Weg des rechten Betens gewiesen werden. Gleichwohl muss das Thema immer in Bezug auf ein Bekenntnis zu Gott behandelt werden und dennoch soll es auch den Skeptiker ansprechen und Alternativen und Ergänzungen zum eigenen und gemeinschaftlichen Handeln bieten. Das Thema kann, entsprechend den Lehrplänen für Gymnasien für evangelische und katholische Religionslehre für Nordrhein-Westfalen behandelt werden unter der Leitlinie 1: Gott suchen — Gott erfahren und ebenso unter der Leitlinie 7: Kirche, Taufe, Gottesdienst. Auch in den evangelischen Lehrplänen für Real-und Hauptschulen wird das Thema Beten nicht eigens vorgeschlagen, es lässt sich jedoch subsumieren unter verschiedene Leitfragen, wie: „Mensch - Gott — Hoffnung", „Vom Beten und Singen" oder „Lebenswirklichkeit — Bibel - Glaube", „Bibel - Gottes Wort und Menschwort", „Bekenntnis - Botschaft— Ökumene". In den katholischen Lehrplänen wird das Thema für die Klasse 5 vorgeschlagen: Menschen verehren Gott — religiöse Ausdrucksformen. Die wichtigsten Gebete der Christen bilden sozusagen einen Rahmen für alle Themen der Erprobungsstufe. Darüber hinaus eignet sich die Thematik besonders gut, um sich auf das Gemeinsame der Konfessionen zu besinnen.
Inhaltsverzeichnis
1. EINFÜHRUNG 1
2. DIDAKTISCHE HINWEISE 2–10
3. MATERIALIEN 11–31
Einführung 11–13
m1/1 Menschen beten – Annäherung über Fotos.
m1/2 Menschen beten (Folie 1)
m2 Zitate – Annäherung über Zitate.
m3 Beten ist mehr als … – Erste Abgrenzungen festlegen.
Das Vaterunser 14–22
m4 Worum bittet das Vaterunser – Buchstabenrätsel.
m5 Beten ersetzt das Handeln nicht – Beispiele für Vergebung untersuchen und unterscheiden.
m6/1 Gefühle: Und vergib uns unsere Schuld – Stimmungen wahrnehmen über Grimassen.
m6/2 Gefühle: ... wie auch wir vergeben unseren Schuldigern – Stimmungen wahrnehmen …
m7/1 Was ist Versuchung? – Basisinformationen zu einem anspruchsvollen Begriff.
m7/2 Was ist Versuchung? – Fünf Episoden zur Vertiefung der Aspekte der Versuchung.
m8 Was bedeutet „glauben“? – Unterschiedliche Verben zeigen beim Einsetzen die Varianzen.
Das Apostolische Glaubensbekenntnis 23–26
m9/1 Das Apostolische Glaubensbekenntnis – Basisinformationen.
m9/2 Das Apostolische Glaubensbekenntnis – Ein Lösungswort wird gesucht.
m10 Ich glaube – Die einzelnen Abschnitte korrekt zusammensetzen.
m11 Mein Bekenntnis – Ein eigenes Bekenntnis formulieren.
Zu den Psalmen 139 + Psalm 23 27–31
m12 Gottesbegleitung – Ein Psalm in einer Kindergeschichte – was hat das zu bedeuten?
m13 Psalm 139 – Lückentext.
m14 Psalm 23 – Lückentext.
m15 Gott – mein persönlicher Beschützer – Einen Psalm eigenhändig in unsere Zeit übersetzen.
m16/1Was tut Gott für mich? – Wo ist Gott in meinem Leben spürbar?
m16/2 Was tut Gott für mich? (Folie 2)
Ideenbörse