Olaf Windeln
Meine Zeit
Ideen zum Umgang mit der Zeit Einführung
Das Phänomen Zeit ist ein Grundthema des menschlichen Daseins. Zahllose Redensarten und Sprüche weisen darauf hin. Dabei ist es — mit Augustinus gesprochen - kaum möglich zu sagen, was die Zeit eigentlich ist.
Der Mensch verfügt über kein Organ, mit dem er Zeit empfinden könnte. Dennoch gibt die Natur natürliche Zeitrhythmen vor. Den Raum zwischen zwei Herzschlägen, den Wechsel von Ein- und Ausatmen, Schlafen und Wachen. Durch Beobachtung ihrer Umgebung haben Menschen früh gelernt, Zeit einzuteilen. Dabei war vor allem der Mondzyklus von Bedeutung. Im Lauf der Geschichte folgte eine zunehmende Präzisierung, die Einteilung in Wochen und Tage und schließlich in Stunden, Minuten und Sekunden. Ein Leben ohne Uhr scheint heute kaum vorstellbar.
Seminare zum Zeitmanagement werden zuhauf angeboten, um das Verhältnis von Arbeitszeit und Freizeit zu optimieren. Dabei scheint die reine „Zeitersparnis" im Vordergrund zu stehen. Viel drängender ist aber die Frage nach der „erfüllten Zeit". Nicht die Jahre im Leben zählen, sondern das Leben in den Jahren, lautet eine alte Weisheit, der auch die christliche Vorstellung von der Zeit als Zeit des Heils — jetzt und hier — zugrunde liegt. Mit Augustinus wurden dann auch zyklische Vorstellungen der immer wiederkehrenden Weltzeitalter durch die lineare Zeitvorstellung abgelöst, an deren Anfang die Erschaffung der Welt durch Gott steht und an deren Ende die Erlösung des Menschen stattfindet.
Mit zunehmendem Lebensalter wird dem Menschen das Verrinnen der Zeit bewusst. Die Zeit lässt sich nicht anhalten und so kommt mit dem Thema Lebenszeit unweigerlich auch das Thema Tod in den Blick (vgl. dazu die Ausgaben 6/2002 „Tod und Sterben" und 2/2004 „Tod und Auferstehung") und die Tatsache einer in Westeuropa stetig zunehmenden Lebenserwartung.
Der Mensch erlebt die - objektiv gesehen gleichmäßig im Sekundentakt vergehende - Zeit recht unterschiedlich. Situationen der Hektik, der Zeitnot wechseln sich mit solchen der gähnenden Langeweile ab. Selten ist das Erlebnis der Zeitlosigkeit, des „nunc stans" wie es die mittelalterlichen Scholastiker nannten, möglich. Noch seltener sind Momente des Glücks, in denen die Zeit keine Rolle spielt.
Didaktische Überlegungen/Zielsetzungen
Die Frage nach dem „Was Zeit eigentlich ist", wird diese Materialsammlung nicht beantworten können, sie soll aber ausgewählte Aspekte des Zeiterlebens und des Zeitverständnisses liefern, die den Schülerinnen und Schülern zu einer Auseinandersetzung mit ihrem eigenen Zeitverständnis verhelfen kann.
Entwicklungspsychologisch gesehen befinden sich die Kinder der fünften und sechsten Klassen im Übergang vom Kindesalter zum Jugendalter und haben damit ein System der Zeitrelation erworben, das sie befähigt über sich und ihre Zeiterfahrung nachzudenken und darüber zu reden (Jean Piaget). Das Thema „Meine Zeit" im Religionsunterricht kann diese Auseinandersetzung fördern, indem sie den Schülerinnen und Schülern den Unterschied zwischen subjektiv und objektiv empfundener Zeit deutlich macht. Angeknüpft wird bei den eigenen Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler, die teilweise auch von Hektik und Zeitnot geprägt sein können, wenn sie ihre Termine (Schwimmen, Reiten, Fußball und Ballett) nicht mehr koordiniert bekommen.
Die Meditation am Ende dieser Reihe soll eine Möglichkeit aufzeigen, diesem Alltagsstress zu entkommen.
Neben allgemeinen Informationen zum Begriff der Zeit, welche die Möglichkeit zum fächerübergreifenden Unterricht einschließen, bieten sich auch Möglichkeiten, den interkulturellen und interreligiösen Dialog zu führen.
Am Beispiel des Sonntags soll den Schülerinnen und Schülern bewusst werden, dass freie Zeit gestaltet werden muss, um nicht langweilig zu werden.
Vielleicht hilft auch die Anregung, sich auch für den Unterricht mehr Zeit zu lassen und etwas langsamer als üblicherweise vorzugehen. Wie wäre es, wenn alle einmal einen Tag ihre Uhren zu Hause ließen?
Inhaltsverzeichnis
1. EINFÜHRUNG
2. UNTERRICHTSVERLAUF
3. MATERIALIEN
Meine Zeit
m 1 Hennamond - Ein Erlebnisbericht
m 2 Womit ich meine Zeit verbringe - Mein Wochenplan
m 3 Die Zeit und ich mittendrin - Zeit erleben
m 4/1 Zeit ist Geld - Kann man Zeit sparen?
m 4/2 Zeit ist Geld - Zeitdiebe
m 5 Folie 1: Lebenszeit - ins Gesicht geschrieben
m 6 Folie 2: Ich bin eine Uhr, aber ich werde nie funktionieren!
Was ist Zeit?
m 7 „Für Gott sind tausend Jahre wie ein Tag" - Zeit und Ewigkeit
m 8 Ora et labora: bete und arbeite - Zeitrhythmus der Zisterzienser
m 9 Die Lebenszeit - Ein Märchen der Gebrüder Grimm
m 10 Der Wert der Zeit - Was in einer Sekunde alles passieren kann
m 11 Eine Vorstellung von der Zeit - Zyklische und lineare Zeitvorstellung
m 12/1 Alles hat seine Zeit - Der Prophet Kohelet und seine Gedanken zur Zeit
m 12/2 Alles hat seine Zeit - Cartoons malen
Einteilung der Zeit
m 13 Tag, Monat, Jahr - Wie der Kalender entstanden ist
m 14 Einen guten Rutsch? - Der Anfang des Jahres in verschiedenen Religionen
m 15 Am siebten Tage sollst du ruhen - Sonntag und Werktag
Gedanken zur Zeit
m 16 Der Junge, der die Zeit kaufen wollte - Ein Märchen über die Zeit
m 17 Meditation - Jetzt ist die Zeit
m 18/1 Ein Zeitgefühl entwickeln - Spiel: Wer wird Minutenkönig?
m 18/2 Ein Zeitgefühl entwickeln -Auftragskarten für das Spiel
m 19 Was hast du gelernt? - Lernerfolgskontrolle
4. IDEENBÖRSE
Verlagstext
Die Frage nachdem "Was Zeit eigentlich ist", wird diese Materialsammlung nicht beantworten können, sie soll aber ausgewählte Aspekte des Zeiterlebens und des Zeitverständnisses liefern, die den Schülerinnen und Schülern zu einer Auseinandersetzung mit ihrem eigenen Zeitverständnis verhelfen kann. Entwicklungspsychologisch gesehen befinden sich die Kinder der fünften und sechsten Klassen im Übergang vom Kindesalter zum Jugendalter und haben damit ein System der Zeitrelation erworben, das sie befähigt über sich und ihre Zeiterfahrung nachzudenken und darüber zu reden (Jean Piaget). Das Thema "Meine Zeit" im Religionsunterricht kann diese Auseinandersetzung fördern, indem sie den Schülerinnen und Schülern den Unterschied zwischen subjektiv und objektiv empfundener Zeit deutlich macht. Angeknüpft wird bei den eigenen Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler, die teilweise auch von Hektik und Zeitnot geprägt sein können, wenn sie ihre Termine (Schwimmen, Reiten, Fußball und Ballett) nicht mehr koordiniert bekommen. Die Meditation am Ende dieser Reihe soll eine Möglichkeit aufzeigen, diesem Alltagsstress zu entkommen. Neben allgemeinen Informationen zum Begriff der Zeit, welche die Möglichkeit zum fächerübergreifenden Unterricht einschließen, bieten sich auch Möglichkeiten, den interkulturellen und interreligiösen Dialog zu führen. Am Beispiel des Sonntags soll den Schülerinnen und Schülern bewusst werden, dass freie Zeit gestaltet werden muss, um nicht langweilig zu werden.
Zielgruppe:
Religionslehrer/innen in der Sek. I