Vorwort
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Die Menschwerdung Gottes, die geschichtlich einmalige und unüberbietbare Offenbarung Gottes, die wir Weihnachten feiern, wird in seiner grundlegenden, existentiellen Bedeutung oft nicht mehr wahrgenommen. Viele Schülerinnen und Schülern assoziieren, wenn man das Stichwort Weihnachten fallen lässt, zuerst Geschenke und Ferien, vielleicht noch gepaart mit Äußerungen, die negative Erfahrungen widerspiegeln. Dass mit der Erinnerung an die Geburt Jesu Christi ein Hoffnungspotential verknüpft ist und dass es um Gottesbegegnung geht, dies ist wohl den wenigsten Schülerinnen und Schülern bewusst. Andererseits - wer kennt nicht die Geschichte von dem Kind, das in einem Stall zur Welt kommt, weil sonst nirgendwo ein Platz für es zu finden war. Das Fest des Friedens, der Liebe, der Familie - das ist doch alIseits bekannt. So reagieren auch - aber nicht nur - oft Schülerinnen und Schüler, wenn man das Thema "Weihnachten" anspricht. Die neutestamentlichen Texte scheinen so bekannt zu sein, dass das Entscheidende, oft nur in Andeutungen und Anspielungen Angezeigte und daher leicht zu Übersehende, überlesen und nicht wahrgenommen wird. Deshalb besteht gerade darin ein besonderer Reiz, auf Spurensuche zu gehen, um solche Andeutungen und Anspielungen zu entdecken und sich neue Zugänge zu den neutestamentlichen Texten und damit zum Verständnis des Weihnachtsfestes zu erschließen.
Die Autoren des Neuen Testaments haben bewusst Spuren in ihren Texten hinterlassen, die uns ins Alte Testament führen und uns einladen, eher unbekannte alttestamentliche Texte zu lesen oder einen Zusammenhang zwischen den Weihnachtsberichten und bekannten Erzählungen aus dem Alten Testament herzuleiten. Somit wird die Beschäftig.ung mit den vermeintlich vertrauten Weihnachtsgeschichten zu einer Entdeckungsreise, die uns neue Sichtweisen zur Frage nach der Bedeutung von Weihnachten eröffnet und die uns das Alte Testament, das wir viel zu oft "vernachlässigen" - obwohl unser Glaube im Alten Testament verwurzelt ist, sein Ursprung in Israel liegt - wieder etwas näher bringt.
Die Idee zu diesem Themenheft resultiert aus der Lektüre des Buches "Von Weihnachten keine Spur?" von Christoph Dohmen, dem ich viele Anregungen verdanke und auf das ich mich grundsätzlich stütze. Die vielfältigen alttestamentlichen Bezüge, die Dohmen in seinem Buch benennt und erläutert, vermitteln einem nicht nur neue Einsichten ins Alte Testament, sondern brechen auch alte Sehgewohnheiten das Weihnachtsfest betreffend auf. Dohmen selbst fasst dies gegen Ende seines Buches folgendermaßen zusammen:
"Gott mitten unter uns!
Was sehen, erleben und feiern wir denn eigentlich, wenn Weihnachten bei uns ansteht? Gegenwart Gottes in der Welt - in einem Menschen - Gott mitten unter uns?
Verändert das Fest der Geburt Christi, die Erscheinung des HERRN, bei uns etwas, so wie das Wasser der Tempelquelle, das das ganze Land belebt? Macht Weihnachten aus uns wirklich gottverbundene Menschen, die wie Bäume an Wasserbächen stehen, deren Laub nicht welkt, weil die Wurzeln bis tief zum Wasser reichen und sie reichlich Früchte bringen?" (Dohmen, "Von Weihnachten keine Spur?", S. 106f.).
Die Spurensuche führt uns zurück zu unseren Wurzeln und von dort zu uns selbst. Die Spurensuche hat somit adventlichen Charakter: Sie lässt uns ankommen bei uns, indem wir unseren "Glaubens-Ursprung" wiederentdecken und zeigt uns den Weg zu Gott in der Menschwerdung, in der Ankunft Gottes in der Welt.
Inhaltsverzeichnis
1. EINFÜHRUNG UND DIDAKTISCHE ÜBERLEGUNGEN/ZELSETZUNGEN
2. UNTERRICHTSVERLAUF
3. MATERIALIEN
M1 Krippenpuzzle - Eine Collage
M2 Evangelienharmonie - Die Weihnachtsgeschichte aus der Erinnerung
M3 Morgen Kinder... - Weihnachtslied, chemisch gereinigt
Auf adventlicher Spurensuche
M4/1 Das Kind in der Krippe - Allein mit Ochs und Esel
M14/2 Das Kind in der Krippe
M5/1 übersetzen - Vierverschiedene Versuche
M5/2 Übersetzen
Genealogie, Stammbäume, Familienschicksale
M6/1 Genealogie - Was ist ein Stammbaum?
M6/2 Genealogie
M6/3 Genealogie
M7 Aus dem Buch Numeri - Eine Wegbeschreibung
M8 Genealogie der Frauen - Tamar, Rut, Rahab und Batseba
M9 Flucht nach Ägypten - Wenn Geschichte Spuren hinterläßt
Vom Beruf zur Berufung
M10/1 Hirten werden Propheten - Biblische Umschulung
M10/2 Hirten werden Propheten
M11/1 Staunende Hirten - Staunende Menschen
M11/2 Staunende Hirten - Eine Geschichte
Annäherung an Weihnachten vom Alten Testament her
M12/1 Die Geburt Christi - Ein Tafelbild aus Kloster Neuwerk
M12/2 Folie - Die Geburt Christi gemalt um 1470 am Niederrhein
M12/3 Die Geburt Christi - Früchte Tragen
M13 Dornbusch in Flammen - Mose begegnet Gott
M14 Das Goldene Tor - Wenn der Messias kommt
M15 Über den Menschgewordenen - Was heißt es, Mensch zu sein?
4. Offener Unterricht (Ideenbörse)
5. TAFELBILDER