Franz von Assisi
Zum lnhalt und zur Zielsetzung dieser Ausgabe
Heute würde man vielleicht sagen: Der junge Mann, der einmal als Franz von Assisi Berühmtheit erlangen sollte, war in seiner Jugend ein Partykönig. Als Jugendlicher zog er durch die Straßen seiner umbrischen Heimatstadt. Er gehörte zu den jungen Männern des Bürgertums, die das höfische Leben nachahmten. Sie ließen es sich gut gehen, feierten, tanzten und sangen auf öffentlichen Plätzen. Als Mitglied einer der reichsten Familien der Stadt hatte Francesco Bernardone ausreichend Taschengeld zur Verfügung, um dabei ganz im Mittelpunkt zu stehen.
Hätte er sein Leben nicht radikal gewandelt und dabei vorgeführt, dass und wie man von unwichtigen Dingen loslassen kann, würde man sich heute wohl nicht an ihn als Franz von Assisi erinnern. Sein Lebenswandel als Minderbruder beeindruckt die Menschen bis heute. Armut und Demut erklärte er zu den Leitmotiven seiner Weltanschauung. Sein neuer Lebensstil bildete eine glaubwürdige Alternative zum dem der meisten seiner Zeitgenossen. Manche verspotteten ihn deshalb, andere schlossen sich ihm an. Die Geschichte der Franziskaner nahm ihren Anfang.
Im Zentrum seines Glaubens stand ein charmanter Respekt vor der Schöpfung. Der Mensch steht zur Natur nicht in einem Herrschafts-, sondern in einem Verwandtschaftsverhältnis. Seinen Lobpreis auf Gott und Schöpfung hielt er im berühmten „Sonnengesang“ fest; der macht in sprechenden Bildern anschaulich, was eine franziskanische Theologie fordert und ausmacht. Seine Zeitgenossen verblüffte und verstörte er, als er Fischen und Vögeln predigte. Heute wird er dafür als Schutzpatron der Tiere und Tierärzte verehrt.
Papst Gregor IX. sprach ihn schon kurz nach seinem Tod heilig. Über Jahrhunderte dient Franziskus seitdem als Projektionsfläche für die unterschiedlichsten Bewegungen: Okologen berufen sich auf ihn wegen seiner Naturnähe, Pazifisten loben seinen Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit, und so mancher Kapitalismuskritiker sieht in ihm einen Spiritus Rector für eine fortschrittliche Werte- und Gesellschaftsordnung. Nun hat ihn erstmals ein Papst zum Vorbild genommen.
Wie viel Franz von Assisi aber in all diesen „Vereinnahmungen“ steckt, ob sie ihm gerecht werden oder ob sie ihn verfälschen, dass sollen die Schülerinnen und Schüler für sich selbst entdecken können. Das Material stellt altersgemäß eine Mischung der durch die Forschung belegbaren Biografie zusammen, die auch Einsteigern ins Thema eine Entdeckung der Person erlaubt. Die historische Figur entpuppt sich dabei als Beispiel einer nachvollziehbaren Persönlichkeitsentwicklung.
Die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler werden dabei in diesen Inhaltsfeldern entwickelt:
- Christlicher Glaube als Lebensorientierung
- Einsatz für Gerechtigkeit und Menschenwürde
- Kirche und andere Formen religiöser Gemeinschaft
Die Kenntnisse, die die Schülerinnen und Schüler dabei erwerben, erlauben es, das Programm des neuen Papstes auf seine Treue zu den franziskanischen Idealen hin zu prüfen. Sie sollen für sich erschließen, welchen Anspruch die Wahl des Namens Franziskus beinhaltet. Es bleibt dabei interessant zu beobachten, ob das darin enthaltene Versprechen einer Erneuerung der katholischen Kirche eingelöst werden wird.
lm Zentrum steht aber die Frage, welche Impulse des Franz von Assisi für die eigene Lebensführung wirksam werden können, und die selbstkritische Betrachtung der eigenen Biografie auf bewusst herbeigeführte Richtungswechsel: Wie viel Franz von Assisi steckt in jedem von uns?!
Inhaltsverzeichnis
1. EINFÜHRUNG
2. DIDAKTISCHE HINWEISE
3. MATERIALIEN
Einer, der keine Angst zu haben scheint
11–12
m1 Was macht der da?
– Drei Episoden zum Vorlesen.
m2 Franz von Assisi ...
– Bildbetrachtung: Welche Kenntnisse sind bereits vorhanden?
Lebensgeschichte
13–28
m3 „Ich weiß, dass ich noch ein großer Fürst sein werde!“
– Textabschnitte sortieren.
m4 Zeit der Entscheidung
– Den Textimpuls durch eine Grafik vertiefen.
m5 Franz und die Leprakranken
– Anleitung zur Textverfremdung.
m6/1 Die Kreuzikone aus San Damiano
– Details der Ikone erkennen und zuordnen.
m6/2 Die Kreuzikone aus San Damiano (Folie 1)
m7 Der Bruch mit dem Elternhaus
– Einen Dialog entwerfen.
m8 Wanderbrüder
– In die Rolle der Gefährten schlüpfen.
m9 Der Papst gibt seine Erlaubnis
– Das Ringen um die päpstliche Gunst.
m10 Die Klarissen
– Frauen stoßen zu den Gefährten.
m11/1 Franziskanische Grundregeln
– Gehorsam und Armut.
m11/2 Franziskanische Grundregeln
– Die heilige Einfahlt.
m12/1 Der Sonnengesang
– Wer wird hier gelobt?
m12/2 Der Sonnengesang (Folie 2)
m13/1 Sänger und Gaukler Gottes
– Franz weckt Aufmerksamkeit durch starke Bilder.
m13/2 Sänger und Gaukler Gottes
– Der ernste Hintergrund seines Schauspiels.
m14 Franz erwartet den Bruder Tod
– Selbst dem Tod ist freundlich gesinnt.
Ein gottgefälliges Leben
29–32
m15 Ein gottgefälliges Leben
– Was ergibt sich aus dem bisher Zusammengetragenen?
m16 Der Papst wählt den Namen „Franziskus“
– Textimpuls zur Intention des Papstes.
m17 An der Kirche arbeiten
– Anregung für eigene Vorschläge zur Reform der Kirche.
m18 Leben nach franziskanischem Ideal ...
– Rollenspiel zum franziskanischen Lebensstil.