Patrick Grasser
Medienethik
Zum Inhalt dieser Ausgabe
Die Welt ist ein Dorf. Für das Medienzeitalter stimmt dieser Satz fast uneingeschränkt. Immerhin machen die Massenmedien Fernsehen, Radio, Zeitung und heute vor allem das Internet den Informationsaustausch rund um den Globus und 24 Stunden am Tag möglich. Medien überwinden zeitliche und räumliche Grenzen, sie vernetzen Menschen und ermöglichen ihnen, auf Missstände in der Welt aufmerksam zu machen. Medien machen das „globale Dorf transparent. Zumindest scheinbar.
Denn auf den zweiten Blick erweisen sich die Medienwelt und das damit verbundene „globale Dorf oft genug als Informationsdschungel: Ungezählte Abzweigungen und Datenschleichwege machen die Orientierung schwer. Da gibt es Datensümpfe, in denen Informationen versacken, um dann an völlig anderen Stellen und in anderen Zusammenhängen wieder aufzutauchen. Stieläugige Hackeraugen spähen selbst in den dunkelsten Winkel des Privatlebens. Werbeschlangen lullen den unbedarften Spaziergänger mit ihren hypnotischen Klängen und Bildern ein, bis er von ihrem Gesang so berauscht ist, dass er im Supermarkt wie von selbst zu der Schokoladentafel greift, deren Jingle er noch immer im Ohr hat. Kein Wunder, dass viele, die durch den Informationsdschungel stapfen, heilfroh sind, wenn sie schließlich in der Geborgenheit einer sozialen Gemeinschaft ankommen. Im virtuellen Glitzerdorf der Facebookmenschen darf endlich jeder seine Meinung sagen — endlich darf man alles von sich preisgeben, was man im virtuellen Datendschungel oder jenseits davon erlebt. Doch auch im Community-Dorf treiben sich zwielichtige Gestalten herum: Vor Datendieben und Werbehaien ist man auch hier nicht sicher.
Wer sich im „globalen Dorf und dem angrenzenden Informationsdschungel einigermaßen sicher bewegen will, benötigt dafür ein spezielles Werkzeug: Medienkompetenz! Er muss wissen, was ihn im Gestrüpp des Datendschungels erwartet, welche Gefahren lauern, wie man sich darin verantwortungsbewusst und rücksichtsvoll verhält und wie man sicher durch den Medienurwald schlendern kann.
Die Materialien dieser Ausgabe wollen die Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg durch den Datendschungel begleiten. Sie wollen ihnen wertvolles Hintergrundwissen an die Hand geben und über die Funktionsweisen der Medien aufklären. Dabei richten sie den Blick stets auf den, der im Mittelpunkt des Ganzen steht - den Menschen.
Denn Medienethik aus christlicher Sicht will nicht einfach nur das notwendige Handwerkszeug liefern, um zwischen Datensümpfen, Hackeraugen und Werbeschlangen sicher bestehen zu können. Christliche Medienethik will Inhalte, Interessen, Ausrichtung und Funktionsweisen der Medien mit der christlichen Botschaft in einen Dialog bringen.
Deshalb steht zu Beginn der Blick auf das christliche Menschenbild. Der Mensch ist ein von Gott geschaffenes Wesen mit einer unveräußerlichen Würde. Der Mensch ist zu verantwortungsbewusstem und solidarischem Handeln fähig und aus christlicher Sicht auch dazu berufen, alle Lebensbereiche damit zu durchdringen. Die Materialien dieser Ausgabe wollen die Schülerinnen und Schüler dazu anregen, ihr eigenes Medienverhalten und die Medienlandschaft vor diesem Hintergrund zu reflektieren. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Computer, Internet und Online-Communities.
Inhaltsverzeichnis
1. EINFÜHRUNG 1
2. UNTERRICHTSVERLAUF 2–11
3. MATERIALIEN 12–31
Maßstab Mensch 12–17
m1 Siegeszug des Fernsehens – Der Mensch als passiver Konsument.
m2 Homo medialis – Der Mensch im Medienzeitalter.
m3 Das christliche Menschenbild – Der Mensch zwischen Mitmenschen, Selbst und Gott.
m4 Schönheit per Mausklick – Die Werbeindustrie und ihr künstliches Schönheitsideal.
Ein Freund, ein guter Freund … 18–24
m5 Was ist ein Freund? – Definitionen einer besonderen Beziehung.
m6 Virtuelle Freundschaften – Freundschaften im Internet kritisch reflektieren.
m7/1 Virtueller Exhibitionismus – Gründe für die Selbstdarstellung in Social Communities.
m7/2 Virtueller Exhibitionismus – Reflexion über das eigene Verhalten in Social Communities.
m8 Karrierebremse Web 2.0 – Wie Selbstdarstellung im Internet die berufliche Zukunft gefährden kann.
m9 Voll sozial? (Folie 1)
m10 Cyber-Mobbing – Fallbeispiele zu Mobbing im Internet.
m11 Die Goldene Regel im Medienzeitalter – Einen Bibeltext der Bergpredigt konkretisieren.
Mein Leben als Avatar 25–28
m12 Mein zweites Ich – Warum sich Jugendliche mit ihrem Avatar identifizieren.
m13 Von der Spielsucht gepackt – Merkmale und Auswirkungen der Computersucht.
m14 Wege aus der Sucht – Hintergrundinformationen und Beratungsstellen.
m15/1 Töten und getötet werden am PC – Über Killerspiele und Ego-Shooter ins Gespräch kommen.
m15/2 Töten und getötet werden am PC (Folie 2)
Christentum 2.0 29–31
m16 „Ihr seid der Newsletter Christi“ – Aktualisierung eines Bibeltextes.
m17 Konfiweb – Christliche Online-Community für Konfirmanden und Ex-Konfirmanden.
m18 Destination 2064 – Internet-Spiel rund um den Reformator Calvin.
4. Ideenbörse 32