Gunther vom Stein
Jesus-der Christus
Zum Inhalt und zur Zielsetzung dieser Ausgabe
„Es besteht Konsens, dass Jesus aus Nazaret stammt. Er war der älteste Sohn einer Handwerkerfamilie; seine nachfolgenden Brüder hießen Jakobus, Josef, Judas und Simon; seine Schwestern werden namentlich nicht genannt. Als jüdischer Junge wurde er beschnitten, lernte die hebräische Bibel lesen und besuchte regelmäßig die Synagoge. Im überschaubaren Dorf wuchs Jesus unauffällig heran und arbeitete wie sein Vater Josef als Bauarbeiter. Die Teilnahme am synagogalen Gottesdienst, das Hören und Bedenken der Heiligen Schrift, dürfte die entscheidende Grundlage seiner religiösen Bildung gewesen sein.
Irgendwann nach etwa dreißig dunklen Jahren brach er aus der Familie aus, möglicherweise durch Johannes den Täufer provoziert. Er wurde dessen Anhänger und ließ sich von ihm taufen. Doch blieb er nicht lange in der Gefolgschaft des Johannes, sondern begann eine Tätigkeit als Wanderprediger in der galiläischen Heimat. Mit seinem Abschied vom Täufer gewann er eigenes Profil: Vertrat Johannes die Gerichtsdrohung Gottes, so betonte Jesus positiv die Zuwendung Gottes zu den Menschen. Entsprechend verharrte er nicht in der Einsamkeit und Strenge der Wüste, sondern suchte die Menschen dort auf, wo sie lebten. Mit gemiedenen Menschen ging er freundschaftlich um. Die offene Tischgemeinschaft, die er über alle Konventionen hinweg pflegte, verstand er als Vergegenwärtigung des Reiches Gottes im Hier und Heute. Er erregte Aufsehen und Widerspruch und wurde „Fresser und Säufer, Freund der Zöllner und Sünder« genannt. Sein Verhalten war aber weder Schwäche noch Fehltritt, sondern Programm, das von seinem Gottesverhältnis bestimmt wurde.
Jesu Tätigkeit beschränkte sich auf den Norden des jüdischen Landes, vor allem auf die Gegend um den See Gen-nesaret. Er zog Männer und Frauen in seinen Bann, sie folgten ihm. Er verkündete den Gott Israels und verstand sich bis zu seinem Tode als Jude, der die Menschenfreundlichkeit Gottes den Gläubigen der eigenen Religion vermitteln wollte. Einen Titel nahm er für sich selbst nicht in Anspruch. Die christliche Theologie hat ihn oft in einen schroffen Gegensatz zum eigenen Volk gerückt und dabei seine Gesetzestreue verdrängt. Er befolgte die Vorschriften der Tora und tat nichts, was ihrem Ansehen im Wege stand. Das Gesetz galt ihm nicht als Zwang, sondern als Lebensweisung. Für ihn war Gott ein sich den Menschen zuwendender Vater, der das Verlorene sucht, sich freut, es zu finden und es ohne Wenn und Aber annimmt. Dennoch stand die Welt für Jesus wie für Johannes den Täufer unter Gottes Gericht; er vertraute dessen Güte, ohne den Ernst der Entscheidung, in die der Mensch gestellt ist, zu verharmlosen."
(Die Bibel. Erschlossen und kommentiert von Hubertus Halbfas, Patmos Verlag, Düsseldorf 2001, S. 354-355.)
Ausgehend von den Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler (kognitives Wissen und Sozialisa-tionsbedingungen) wird in einem ersten Schritt Jesus als Jude in seiner Zeit herausgestellt: Das Land, in dem er aufwuchs, die religiöse und politische Situation, biblische Zeugnisse über seine Biografie.
In einem zweiten Teil steht Jesus als der Christus im Blickpunkt. Dieser Christus und der Glaube an ihn finden ihren Niederschlag in Titeln (Christus, Gesalbter, Messias, Menschensohn, Gottesknecht) und in Symbolen (Ichthys, Chi-Rho, Lamm Gottes).
Mit m13 sind die Schülerinnen und Schüler schließlich aufgefordert, das Gelernte zu reflektieren und auszudrücken.
Inhaltsverzeichnis
1. EINFÜHRUNG 1
2. DIDAKTISCHE HINWEISE 2–10
3. MATERIALIEN 11–32
Jesus – der Jude 11–14
m1/1 Jesus … – Überprüfung des Vorwissens: Was bringen die Schüler/-innen mit?
m1/2 Jesus … (Folie 1)
m2 Das Land, in dem Jesus lebte – Bibeltextarbeit.
m3/1 Zeitgenossen Jesu – Ein Römer und ein Sadduzäer kommen zu Wort.
m3/2 Zeitgenossen Jesu – Ein ehemaliger Zelot und ein Pharisäer kommen zu Wort.
Jesus – eine historische Person 15–19
m4 Personalakte Jesus – Basisinformationen über die Person Jesus.
m5 Der Schatten des Galiläers – Aussagen über Jesus werden zusammengestellt.
m6 Aus dem Leben Jesu – Bibeltextarbeit.
Jesus – der Christus 20–29
m7/1 Warum nennen wir uns Christen? – Die Herkunft des Ausdrucks „Christus“ kennenlernen.
m7/2 Warum nennen wir uns Christen? – Die Messiaserwartung im jüdischen Volk.
m7/3 Warum nennen wir uns Christen? – Die symbolische Bedeutung der Salbung.
m7/4 Warum nennen wir uns Christen? – Unterschiedliche Bedeutung des Begriffs Messias.
m7/5 Warum nennen wir uns Christen? – Auf Christenverfolgungen aufmerksam werden.
m8/1 Die Hoheitstitel Jesu – Erwartungen an einen Messias heute.
m8/2 Die Hoheitstitel Jesu – Weitere Hoheitstitel: Gottesknecht, Prophet, Kommender.
m9/1 „Jesus – der Christus“ übersetzt in unsere Zeit – In Jesus wird Gott Mensch.
m9/2 „Jesus – der Christus“ übersetzt in unsere Zeit – Die Bedeutung Jesu Christi für uns heute.
m10 Vom Reich Gottes – Ein Geheimgespräch vermittelt eine Ahnung von einer neuen Wirklichkeit.
Jesusbilder aus Tradition und Frömmigkeit 30–31
m11 Ichthys und Chi-Rho – Die Herkunft und Bedeutung der christlichen Zeichen und Symbole.
m12 Herz Jesu und Lamm Gottes – Aufmerksam werden auf unterschiedliche Jesusbilder.
Der eine Jesus und die vielen Jesusbilder 32
m13/1 Baustelle Jesus – Eigene Vorstellungen von und über Jesus reflektieren.
m13/2Baustelle Jesus (Folie 2)