Berufung zum Menschsein und Christsein
In den biblischen Schriften gibt Gott sich eindeutig als derjenige zu erkennen, der sein Volk und damit letzt- lich jeden einzelnen Menschen ruft und erwählt. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, diese Berufung zu hören und anzunehmen. Dies gilt schon für die ganz allgemeine ,,Berufung zum Menschsein“.
Berufung zum Menschsein - es gilt, jeden Menschen, sich selbst und andere, als einmalig, unersetzbar und von Gott so gewollt zu erkennen. Daraus ergibt sich die Einladung, die menschlichen Gaben, die uns ins Leben mitgegeben sind, zu entfalten. Als Ebenbilder Gottes sind alle Menschen berufen, in dieser Welt ihren individuellen Weg zu gehen und dabei immer mehr sie selbst zu werden. Zu dieser individuellen Entfaltung gehören die Körperlichkeit und das Gefühlsleben ebenso wie die Entdeckung der eigenen Charismen und Talente, das mutige Ausprägen einer eigenen Meinung und auch die Orientierung im Beruf. Der Mensch ist als Erstes und vor allem dazu berufen, Mensch zu sein. Es geht um existenzielle Fragen, um Fragen der Identität. Berufung beginnt in dieser fundamentalen Dimension, nicht erst, wenn es um konkrete Berufs- oder Lebensentscheidungen geht.
Berufung zum Christsein - Über die Berufung zum Menschsein hinaus lädt die Berufung zum Christsein in den Bund mit Gott und die Nachfolge Christi ein. Es gilt, Gott als den Rufenden auch zu erkennen und zu bezeugen. In der ,Menschwerdung Christi geht Gott bis zum Äußersten: Er nimmt selbst unser Menschsein an, damit wir unsere Berufung in die Gotteskindschaft wahrnehmen und leben können. Ausdruck dieser Berufung sind die freundschaftliche Beziehung zu jesus Christus und die christliche Lebensgestaltung. Sie findet ihre Ausprägung im Alltag: in Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe, in sozialem und kirchlichem Engagement, in bekennendem Einsatz in Politik und Gesellschaft. Das Christentum selbst steht in einer Wende vom Traditionschristentum zum Berufungschristentum. Dieser Umbruch ist Herausforderung und Chance zugleich: Es gilt, das Christsein bewusst und entschieden, eben berufen, zu leben.
Berufung zum Jüngerinnen-und-Jünger-sein — Innerhalb der gemeinsamen Berufung zum Christsein haben sich sehr unterschiedliche Formen entfaltet, diese christliche Berufung zu leben. Hier geht es um Fragen der Berufswahl und der Wahl der Lebensform und um die Frage der Berufung in eine ganz spezifische — und radikale — Form der Christusnachfolge. Die unterschiedlichen Ausformungen der einen christlichen Beru- fung sind gleichwertig und ergänzen einander. Dies gilt sowohl für die Wahl des Lebensstandes als auch für die eigentliche Berufswahl. Der Ehelosigkeit bzw. einem Leben nach den evangelischen Räten Armut, Keuschheit und Gehorsam steht die Berufung zu einer christlichen Ehe mit einer bedingungslosen und auf Dauer angelegten Entscheidung der Partner füreinander gleichberechtigt gegenüber. Auch die verschiedenen Berufe, seien sie kirchlich oder weltlich, geweiht oder als Laie, stehen auf der gleichen qualitativen Ebene. In der Dogmatischen Konstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Kirche, Lumen Gentium, wird betont, ,,dass alle Christgläubigen jeglichen Standes oder Ranges zur Fülle des christlichen Lebens und zur vollkommenen Liebe berufen sind“ (LG 40). Unterschiedliche Wege in Gottes Berufung dürfen also nicht bezüglich ihres Ranges gegeneinander ausgespielt werden.
Das Hören auf Gottes Ruf ermöglicht die Verbindung zwischen Berufung und Beruf Im Beruf wird Gottes Ruf zur Heiligkeit und zum Dienst an Menschen und Welt konkret. Die Berufung zu einem Leben nach den evangelischen Räten im Besonderen hält durch ihre Radikalität, auf Jesu Wort hin ,,alles zu verlassen“, die Provokation der Urgestalt des Rufes Jesu wach. So können auch für alle Gläubigen der Ernst und die Größe ihrer je eigenen Berufung zur Nachfolge Christi sichtbar und deutlich werden.
Inhaltsverzeichnis
1. EINFÜHRUNG 1
2. DIDAKTISCHE HINWEISE 2–9
3. MATERIALIEN 10–31
Berufung – Was ist das denn? 10–12
m1/1 Ich setze alles auf die Karte „Gott“ – Eine Novizin erzählt von ihrer Entscheidungsgeschichte.
m1/2 Ich setze alles auf die Karte „Gott“ – Eine Novizin erzählt …
m2 Job – Beruf – Berufung – Begriffliche Annäherung.
Berufung im Auftrag Gottes 13–18
m3/1 Berufung im AT: Propheten werden berufen – Vergleich von biblischen Berufungsgeschichten.
m3/2 Berufung im AT: Ein Prophet zweifelt – Betrachtung des Jeremia-Frescos (Michelangelo).
m4 Der Kampf am Jabbok – Eine radikale Berufungsgeschichte gibt Rätsel auf.
m5/1 Michelangelo da Caravaggio, Die Berufung des Matthäus (Folie 1)
m5/2 Michelangelo da Caravaggio, Die Berufung des Matthäus – …
Und meine Talente? 19–21
m6/1 Talente: Das Gleichnis vom anvertrauten Geld – Vom Umgang mit Talenten; Begriffsdefinition.
m6/2 Talente: Welches Talent habe ich? – Drei Interaktionsspiele; Bezug auf 1. Kor 12.
m6/3 Talente: Woran erkenne ich sie? – Kreativarbeit zur Verknüpfung des Bibeltextes (m6/1)
mit der Lebenswirklichkeit.
Berufung verändert das Leben 22–26
m7 Berufung und Lebensphasen – Fiktive Lebensgeschichte: Berufungen können wechseln.
m8 Berufung im Neuen Testament: Paulus und Petrus – Musterbeispiele für Berufung.
m9 In Amt und Würden? – Kritischer Vergleich der päpstlichen Berufung.
m10/1 Ämter und Aufgaben … – Berufungen und Aufgaben für Laien.
m10/2 Ämter und Aufgaben … – Berufungen und Aufgaben für Amtsträger.
Wie soll ich entscheiden? 27–31
m11 Wie soll Maike sich entscheiden? – Wege aus Dilemmata finden und diskutieren.
m12 Larissas Traum – Castingshows mithilfe von Reinhard Meys Lied kritisch betrachten.
m13/1 Mein Lebensweg – Meine Berufung(en) – Was ist/sind meine Berufung/en?
m13/2 Mein Lebensweg – Meine Berufung(en) (Folie 2)
m14 Wohin soll mich mein Lebensweg – meine Berufung – führen? – Sammeln und auf den Punkt bringen.
m15 Alles hat seine Zeit – Nachdenken und Meditieren über Kohelet 3,1-8.
4. IDEENBÖRSE 32