Das Thema
Diese Schrift berichtet von keiner historischen Begebenheit, sondern verarbeitet literarisch an dem Beispiel von Ester und den im persischen Großreich lebenden Juden das Problem strukturellen Antisemitismus. Die zehn Kapitel umfassende Erzählung thematisiert die Frage nach Anpassung, Integration, Loyalität gegenüber dem Gastland und gleichzeitigerjüdischer Identität und personaler Integrität. Wann sind die Grenzen jüdischer Integration erreicht? Wann wird die eigene Identität preisgegeben? Welchen Preis ist man bereit zur Wahrung der eigenen Traditionen und religiösen Werte zu zahlen? Einerseits geht es um eine treue Befolgung der Gebote, andererseits aber auch um den Einsatz für das Gastland. „Es zeigt sich hier wohl das Interesse der Verfasser, diejüdischen Bevölkerungsanteile als loyale Bürger darzustellen, die den Staat auf ganz besondere Weise unterstützen“ (Albani, Matthias/Rösel, Martin: Theologie kompakt. Altes Testament. Stuttgart 2007, S. 70) und zugleich an ihrer Identität festhalten. Wahrscheinlich ist die Schrift im 3./2. Jh. spätestens aber im 1. Jh. v. Chr. im Diasporajudentum, also in hellenistischer Zeit entstanden. Die Erzählung will „im Gewand einer in persischer Zeit spielenden dramatischen Geschichte jüdischen Menschen politische und religiöse Orientierung geben für ihre eigene Zeit, das hellenistische Zeitalter.“ (Wacker, Marie-Theres: Ester. Jüdin - Königin - Retterin. Stuttgart 2005, 5.10)
„Ich sehe etwas, was du nicht siehst ...“
Die Schülerinnen und Schüler entdecken die lebensprägende Kraft der biblischen Novelle vor allem überfilmdidaktische Ansätze - neben der Aneignung von bibelkundlichem Wissen, dem Einüben metaphorischer Sprache stehen die Lebensrelevanz und Übertragung biblischer Zeugnisse auf aktuelle gesellschaftliche Belange im Vordergrund. Die filmdidaktischen Ansätze bieten dabei die Möglichkeit, den biblischen Text vor allem als literarisches Konstrukt und eben nicht als Tatsachenbericht wahrzunehmen. Wie ein Film ist die Ester-Erzählung inszeniert, sind die Dialoge, die suggerierten Bilder und konstruierten Szenen wohl durchdacht. Neben diachronen Deutungsansätzen (so z.B. historisch-kritisches Sachwissen zur Gattung, zum Sitz im Leben, zum historischen Kontext der Erzählung) will das Heft deshalb gezielt synchrone Herangehensweisen ermöglichen. Die Schülerinnen und Schüler sollen z.B. die Dramatik der Erzählung entdecken, sich in die Rollen der Protagonisten versetzen. Zugleich können sie lernen ihren Blick für womöglich kaum Beachtetes zu schärfen: die Inszenierung, die Kameraführung im Text. Die Filmsprache und -techniken verstehen sich als didaktische Andockstationen, die Welt der Bibel mit der den Schülerinnen und Schülern besser vertrauten Medienwelt zu verbinden. Darüber hinaus eignet sich das Buch in vorzüglicher Weise folgende Themen im Unterricht anzusprechen: Fremdsein/Anderssein, Antisemitismus als Ressentiment, Vorurteil oder als staatliches Vernichtungsprogramm, Leben in der Diaspora - Identitätswahrung und Assimilation, (wunderbare) Rettung. Doch genau so geht es um Alltägliches, um „Männermacht und Frauenschönheit, um Frauenwiderstand und Entlarvung männlicher Eitelkeiten.“ (Wacker: Ester. S.5) Minoritäten (Juden) und Außenseitern (Eunuchen) in einer von Männern dominierten Welt gebührt in diesem Buch eine zentrale Stellung. Gott kommt hierbei auf eigenartige Weise ins Spiel - gleichsam durch eine Leerstelle: Im hebräischen Esterbuch kommt weder der Gottesnamen JHWH noch irgendein anderes Wort für Gott vor. Verbirgt sich Gott in Zeiten der Krise? Die Septuaginta bringt die Rede von Gott in die Geschichte ein, Gott als Kenner und Lenker der Geschehnisse, z.B. macht Gott Mordechai die Ereignisse vorweg bekannt; Ester und Mordechai wenden sich im Gebet an Gott; Gott stimmt den König milde, als Ester vor ihn tritt.
Inhaltsverzeichnis
1. EINFÜHRUNG 1
2. DIDAKTISCHE HINWEISE 2–9
3. MATERIALIEN 10–32
Annäherung an den Begriff „Heimat“
M1 Annäherung an den Begriff „Heimat“ – Schreibgespräch. 10
M2 Was bedeutet „Heimat“? – Begriffe zuordnen. 11
M3/1 Eine Umfrage zum Thema „Heimat“ – Umfrageergebnisse zuordnen. 12
M3/2 Eine Umfrage zum Thema „Heimat“ (Folie 1) 16
M4 „All das ist unsere Heimat“ – Songtext des Rappers interpretieren. 13
M5/1 Eine Heimat für alle – Bildimpuls: Wie könnte eine Heimat für alle aussehen? 14
M5/2 Katja Casper: „Die fliegende Insel“ (Folie 2.1) 17
M6 Eine Frage der Perspektive – Empathischer Blickwechsel. 15
Aufbrechen
M7/1 Renate Migas: „Aufbruch“ (Folie 2.2) 17
M7/2 Renate Migas: „Aufbruch“ – Bildimpuls: Was bedeutet „Aufbruch“? 18
M8 Warum brechen Menschen auf? – Äußere und innere Anlässe für Aufbrüche finden. 19
M9/1 Stefan Jürgens: Glauben bedeutet Aufbruch – Textanalyse. 20
M9/2 Stefan Jürgens: Glauben bedeutet Aufbruch – Langfassung (nur auf CD-ROM)
M9/3 Stefan Jürgens: Glauben bedeutet Aufbruch – Langfassung (nur auf CD-ROM)
M10/1 Die Berufung der ersten Jünger – Textanalyse. 21
M10/2 Die Berufung der ersten Jünger – Textanalyse. 22
Auf der Suche, auf dem Weg
M11/1 „Heimat“ im Neuen Testament – Textanalyse. 23
M11/2 „Heimat“ im Neuen Testament – Textanalyse. 24
M12 Theodor Fontane: „Heimat“ – Gedichtpuzzle. 25
M13 Heimkehr zum Elternhaus (Kafka) – Textanalyse. 26
M14/1 Lk 15,11-32 (Die Heimkehr des verlorenen Sohnes) – Bibeltextarbeit. 27
M14/2 Lk 15,11-32 – Bildimpuls: Rollen einnehmen. 28
Angekommen?
M15 Aufbrechen – suchen – ankommen ... – Autobiografische Beispiele finden. 29
M16 „Meine“ Heimat – Begriffe mit Anfangsbuchstaben bilden. 30
M17 Heimisch werden – Eigenschaften und Einstellungen, die Heimat ermöglichen. 31
M18 Lernzielkontrolle und Projektvorschläge – Gruppenpuzzle. 32