Günther vom Stein
Paulus begegnen
Einführung und Ansatz des Materials
In jüdischen Kreisen wurde er „Scha-ül" (Saul) gerufen (Phil 3,5). Sein römischer- sozusagen öffentlicher — Name war Paulus. Der zweite Name ging zurück auf einen römischen Bürgen, der die Verleihung des römischen Bürgerrechts an seinen Vater befürwortet hatte. Paulus wuchs auf in der heidnischen Stadt Tarsus. Die Bilder des Meeres und des Handels prägten seine Vorstellungsweit, wie seine Briefe später zeigen. Sein weltoffener Sinn nahm alles auf, was in dieser Stadt geschah. Im griechischorientalisch-heidnischen Milieu der Handelsstadt wuchs er heran, ein griechisch redender junger Jude unter Griechen, aramäisch redend unter seinesgleichen. In Tarsus trafen sich griechisch-römische und orientalisch-semitische Kultur. Ein freier Geist herrschte hier; die griechischen Kaufleute, Philosophen, die Handwerker in wohlgeordneten Zünften schlössen sich nicht ab von den Orientalen, unter denen es auch viele Juden gab.
Der Vater des Paulus gehörte zu den Pharisäern; so wurde auch Paulus als Pharisäer erzogen (Apg 26,5), d.h. von seinem fünften Lebensjahr an wurde er an ganz regelmäßiges Beten gewöhnt und in die Heilige Schrift eingeführt. Den ersten Unterricht erteilte der Vater, vom sechsten Lebensjahr an ging Paulus in die Synagogenschule. Mit zehn Jahren musste der Junge die Thora kennen; denn in diesem Alter begann der Unterricht in der Wissenschaft von der Schrift, der Wissenschaft von den zahllosen Gesetzen. Daneben aber erzog ihn der Vater — wahrscheinlich in der eigenen Weberei — zum Weber für Zeltdecken aus Ziegenhaar und Leder.
Die gedankenlose und missverständliche Redewendung „vom Saulus zum Paulus" ist leider nicht auszurotten und verschleiert die Tatsache, dass Paulus von Anfang an beide Namen besaß. Wenn damit inhaltlich gemeint gewesen wäre, Saulus habe sich vom eifernden gewaltbereiten Pharisäer zu einem sogenannten Pharisäer aus Liebe entwickelt, so hätte man der Redewendung noch zustimmen können. Sie wurde und wird allerdings meist mit seinen zwei Lebensphasen verbunden und steht dann für „Jude sein" (negativ) und „Christ sein" (positiv besetzt). Heute steht diese Redewendung- losgelöst von ihrem religiösen Hintergrund — für die Bedeutung: „Aus einem Verbrecher wird ein anständiger Mensch, ein Wohltäter."
Dieser Mann fasziniert die Menschen bis heute. Dabei hat er in seinen Texten, seinen Briefen eine anspruchsvolle Theologie hinterlassen, die das Abendland geprägt hat, auch wenn sie teilweise schwer zugänglich ist. Seine Briefe wurden unzählige Male gelesen, aber gerade weil sie allzu vertraut sind, ist der Blick für seine eigentlichen Absichten oft verloren gegangen.
Dieses Material nähert sich dem echten Paulus über fiktive Briefe, die den Schülerinnen und Schülern einen einfacheren und dennoch vielschichtigen Eindruck vermitteln können. Altersgemäß wird seine Biografie an ausgewählten Stationen entfaltet.
2008 begeht die katholische Kirche ein Paulusjahr. Für die Dauer eines Jahres werden zahlreiche Veranstaltungen zu Ökumene, Liturgie, Gebet, Kunst, Geschichte und Archäologie angeboten werden. Romwallfahrer werden auf den Spuren des heiligen Paulus durch Rom pilgern können - von der Basilika Sankt Paul vor den Mauern, wo Paulus begraben liegt, bis zu dem Brunnen in Trefontane, wo er enthauptet worden sein soll. Zur Zeit ist noch nicht abzusehen, in welchem Maße das Paulus jähr auch in der Wirklichkeit der katholischen und evangelischen Christen in Deutschland ankommen wird. Das hier vorliegende Material ermöglicht einen Zugang zur ökumenischen Komponente des Jubeljahres, die nach der Intention der Veranstalter einen besonderen Schwerpunkt bilden soll.
Inhaltsverzeichnis
1. EINFÜHRUNG
2. UNTERRICHTSVERLAUF
3. MATERIALIEN
Einführung
m1 Paulus in der Übersetzung - Bibelarbeit; drei Übersetzungen im Vergleich.
m2 Briefe schreiben zur Zeit des Paulus - Sachinformationen zum Medium Brief.
Paulus schreibt Briefe
m3 Paulus schreibt an einen Freund - Ein fiktiver Brief verschafft einen ersten Eindruck.
m4 Jesus - der Christus - Paulus schreibt über einen gewissen Jesus von Nazaret".
m5 Ein erschütterndes Erlebnis - Paulus fragt sich, ob er verrückt geworden ist.
m6/1 Thomas Zacharias/Marco Zoppo (Folie 1)
m6/2 Paulus als Müller (Folie 2)
m7 Paulus erkennt Jesus als den Christus - Das Bild der Christen beginnt sich für ihn zu wandeln.
Beginn der Mission
m8/1 Beginn der Missionstätigkeit - Paulus beginnt zu reisen.
m8/2 Beginn der Missionstätigkeit - Die Etappen der Reisen in eine Karte übertragen.
m9/1 Paulus in Philippi - Paulus muss ins Gefängnis.
m9/2 Beginn der Missionstätigkeit - Speisegesetze und Beschneidung bei den Juden.
m10 Erlebnisse in Athen - In der Synagoge und auf dem Markt unter den Philosophen.
m11 Probleme in Korinth - Gründung einer Gemeinde: Der „Streit der Körperteile".
m12 Der „Fall" Onesimus - Das Christentum verändert das Menschenbild.
m13 Erlebnisse in Ephesus - „Groß ist die Artemis von Ephesusl".
m14 Die Wurzel des Christentums - Das Bild vom Ölbaum.
m15 Ein Nachruf - Ein Brief über Paulus.
Zusammenfassung
m16 Paulus-Saulus-Quiz - Buchstabenrätsel.
m17 Lebenslauf - Zusammenfassung der Unterrichtssequenz über das Erarbeiten eines Lebenslaufs.
m18 Lieblingsworte des Paulus - Neun Bibelstellen, die ein ganzes Bild ergeben.
m19/1 Das Paulusjahr 2008 - Neue Erkenntnisse über das Grab des Paulus, spannend wie ein Krimi.
m19/2Das Paulusjahr 2008 - Zugang zum Begriff „Ökumene" über Cartoons.
4. IN EIGENER SACHE