Liebe Leserin,
lieber Leser!
Die Jahre gehen dahin, 2012 ist schon fast wieder vorbei, es ist »wie immer
«. Robert Walser hat eines seiner Gedichte mit »Wie immer« überschrieben:
Die Lampe ist noch da, / der Tisch ist auch noch da, / und ich bin
noch im Zimmer, / und meine Sehnsucht, ah, / seufzt noch wie immer. // Feigheit,
bist du da? / Und, Lüge, auch du? / Ich hör ein dunkles Ja: / Das Unglück
ist noch da, / und ich bin noch im Zimmer / wie immer. Es ist alles wie immer,
manchmal sind wir am Ende eines Jahres schon froh, wenn es keine
negativen Veränderungen gab. Die Bibel redet eine andere Sprache: Sie
redet von Hoff nung und Heil, von Rettung und Veränderung.
Die ersten Zeilen des Weihnachtsevangeliums in Lk 2,1ff beschreiben
die Welt, wie sie ist. »Wie immer« bestimmen die Herrschenden das Leben
aller, Macht und Willkür dominieren. In diese Welt hinein gibt es eine
Stimme, die sagt: »Friede den Menschen« und »Fürchtet euch nicht«. Ein
Neugeborenes gilt als Hinweis, als Zeichen. Sehr auff ällig ist dies ja nicht,
Babys gibt es viele auf dieser Welt. Und doch – etwas hat sich verändert,
zumindest für die Hirten. Sie sagen jetzt auch: »Friede. Fürchtet euch
nicht.«
Jahrhunderte vor Jesus bringt der Prophet Jesaja diese Botschaft von der
»Provokation des Lebens«, wie Christoph Klock es nennt (S. 397). Georg
Fischer erläutert heutiges Wissen über Jesaja, Agnes Wuckelt zeigt, wie Jesaja
den Blick auf Sozialabbau, Korruption und Machtmissbrauch öff net,
dazu Praxisimpulse für die Schule, für junge Kinder und für ältere. Und:
Gönnen Sie sich ein paar Minuten für »Look back in danger« (Farbdruck
nach S. 414). Der genaue Blick lohnt sich.
Zum Schluss: Vielleicht brauchen Sie noch eine gute Projekt-Idee für
Advent und Weihnachten? Lesen Sie »Maria im Knast« von Dominik Blum
(S. 460ff ). Die Welt ist, wie sie ist – und mittendrin die Krippe. Es ist gut,
wenn die Krippe zu den Menschen kommt, und wenn die Menschen zur
Krippe kommen.
Helga Kohler-Spiegel
Schriftleiterin
Inhaltsverzeichnis
Jesaja
Christoph Klock
394 Heilsame Provokationen
Kein biblisches Buch prägt die Lesungstexte im Advent so sehr wie Jesaja.
Georg Fischer
399 Neue Einblicke in das Buch Jesaja
Was die jüngere exegetische Forschung zur Gesamtkonzeption des Jesajabuches sagt.
Agnes Wuckelt
406 Die Fesseln des Unrechts lösen
Jesaja wird nicht müde, die soziale Frage anzuprangern – weil sie immer auch eine theologische Frage ist.
Annette Klose
411 Die Berufung des Jesaja
Ein beinharter Auftrag – und doch voller Hoffnung.
Ulrich Schäfert
413 Blick zurück nach vorn
Eine adventliche Predigt zum Farbdruck »Look back in danger«.
Christian Butt, Hanna Roose
417 Jesaja für Kinder
Das Buch mit Gottes Mutmachworten: Jesaja in der Grundschule.
Nadine Bauer
422 Jesajas Sozialkritik im Unterricht
Verantwortung lernen: Vorschläge für die Sekundarstufe.
Gabriele Theuer
426 Annäherungen an die Gottesknechtslieder
So hermetisch die Texte auf den ersten Blick wirken mögen: Sie bieten für den Unterricht kritisches Potenzial.
Hermann Glettler
433 Mein Lieblingswort ist Skepsis
Zur Bildserie: Ein Interview mit dem Pfarrer von St. Andrä in Graz.
Andreas Rode
436 Akzent »Am Ende heilig«
Der Menschenhändler: Petrus Nolaskus
438 Gefunden und notiert
Wie geht religiöses Lernen?
Mirjam Schambeck
440 Wann gelingen religiöse Lernprozesse?
Was lernen SchülerInnen eigentlich im Religionsunterricht? Und wie kann und soll das geschehen?
Gerhard Büttner
448 Lieber Rotes Meer als Grüner See!
Ein Einblick in neuere Studien zur Entwicklungspsychologie religiöser Inhalte.
Irene Renz
455 Anstöße zu einer »typengerechten« Didaktik
Ob und wie man seine Schülerinnen und Schüler erreicht, ist immer auch eine Frage des Typs.
Dominik Blum
460 Im Blick: Gemeindekatechese
Maria im Knast: Ein Krippenprojekt
464 Bücher
467 Auslese
468 Impressum
Praxisbeilagen
Materialbrief RU Primarstufe 4/2012
Christophorus & Co. – heil(ig) werden
Materialbrief RU Sekundarstufe 4/2012
Das liebe Jesulein oder origineller Typ?