Liebe Leserin,
lieber Leser!
»Gibt es Gott wirklich? Und wenn ja: Kann man ihn beweisen?« Das ist hardcore, Theologie ohne Umschweife und ohne Ausweichen. Alois Mayer stellt diese Frage Kindern in der Grundschule. Gerade durch präzise Erschließungen mit Kindern öffnet sich mir ein Thema oft noch einmal ganz neu.
Um den eigenen Blick zu schärfen, kann es darum ein gutes Lehrstück sein, in diesem Heft zur Gottesfrage, das wir Matthias Bahr und Rainer Oberthür verdanken, zunächst einmal mit den Beiträgen aus der Unterrichtspraxis zu beginnen. Und bei den Bildern von Mascha Greune, die Kinder im 4. Schuljahr zu eigenen Texten in Anlehnung an das mittelalterliche »Buch der 24 Philosophen« inspiriert haben. Karlheinz Ruhstorfer und Wolfgang Pauly helfen uns sodann, dogmatisches Wissen zu aktualisieren und theologisches Denken im Blick auf gegenwärtige Relevanz zu üben. Für Jugendliche, deren Begabungen nicht im sprachlichen Bereich liegen, zeigt Eva Stögbauer Methoden ohne Textarbeit, um die Frage »Existiert Gott?« ins Spiel zu bringen. Tobias Voßhenrich schließlich nimmt die Denkweise der »negativen Theologie« für Jugendliche auf. Via negativa – manchmal können wir gerade im »Nicht-Sagen« noch etwas von dem aussagen, was uns wichtig ist. »Du bist die Antwort nicht / auf unser Fragen, Gott, / du bist kein Trost, / wenn wir nicht weiterkönnen / und an die Mauern / unseres Daseins stoßen. / Auch keine Zuflucht bist du / für unsere Unwissenheit / … / Du bist nicht alles, Gott, / du sagst so wenig«, schrieb Huub Oosterhuis.
Wenn wir dann noch wissen, dass – psychoanalytisch formuliert – die Psyche die Negation nicht speichert, ist vielleicht auch das ein Zugang: Wenigstens sagen können, was Gott nicht ist.
Georg Langenhorst verführt uns gleich zum Auftakt des Heft es zum Lesen. Ich leihe mir gern ab und zu Sprache, besonders von gegenwärtiger Literatur. Und ich wünsche mir und Ihnen, dass sich das, was Menschen »Gott« nennen, manchmal öffnet: »Sein Name: Kendauchdich«, oder wie auch immer Ihre Namen für »Gott« sind.
Helga Kohler-Spiegel
Schriftleiterin
Verlagstext
Existiert Gott?
Georg Langenhorst
238 »Sein Name: Kendauchdich«
Gott – neuerdings wieder ein Name im Kulturbetrieb.
Karlheinz Ruhstorfer
242 Existiert Gott?
Antwortversuche der Dogmatik Die Frage nach Gott muss in einer Weise gestellt werden, die gesellschaftlich relevant ist.
Wolfgang Pauly
250 Vom Sinn und Unsinn der Gottesbeweise
Ein Überblick über die klassischen Gottesbeweise und warum sie nicht mehr funktionieren.
Nicola Ottiger
253 Warum »Gott denken« und »Gott erfahren« zusammengehören
Im Christentum geht es um nichts weniger als die Wahrheit – subjektiv wie objektiv.
Rainer Oberthür
258 24 Philosophen und die Frage nach Gott
Kinder und mittelalterliche Philosophie – geht das? Und wie das geht!
Alois Mayer
264 Gottesbeweise in der Grundschule?
Mit Kindern den alten »Gottesbegründungen« auf der Spur – mit erstaunlichen Ergebnissen.
Eva Stögbauer
268 Gottesfrage mal ganz ohne Textarbeit
Methodische Anregungen für die Sekundarstufe I.
Herbert Fendrich
272 Raum der Erwartung
Begegnungen im Wartezimmer: Eine Arbeit von Johann Hendrix, die eine neue Antwort auf eine alte Frage sucht.
Tobias Voßhenrich
277 Negative Theologie mit Jugendlichen
Eine Einführung in paradoxe Erkenntnisprozesse, die das Gottes- wie das Menschenbild betreffen.
Michael Wedding
284 Akzent »Unzeitgemäße Tugenden«
Ach du liebe Güte!
286 Gefunden und notiert
Bildungsfragen
Andreas Hellgermann
288 In der Falle der Individualisierung
Kompetenzorientierung bedeutet auch: Wir verlieren die Welt als Ganzes aus dem Blick.
Thomas Hanstein
293 Heute noch Mädchenschulen?
Warum eine geschlechtsspezifische schulische Bildung ihre Vorteile hat.
Heinrich Dickerhoff
298 Im Blick: Katechese
Mit Märchen nach Gott fragen
Gabriele Cramer
302 Literaturbericht Der katholische Kinder- und Jugendbuchpreis 2013
306 Bücher
311 Auslese
312 Impressum
Praxisbeilagen
Materialbrief GK 2/2013
Das Kirchenjahr – eine katechetische Chance