Liebe Leserin,
lieber Leser!
Es ist der 2. Mai 2011. Der Redaktionsschluss für dieses Heft ist geradeverstrichen, die ersten Vorbereitungen, um dem Heft auch ein »Gesicht« zu geben, laufen. Der 2. Mai ist der Tag, an dem die Nachricht vom Tod Osama bin Ladens um die Welt ging. Kurz darauf brachten Nachrichtenagenturen
ein Bild des Toten. Das Bild verschwand schnell wieder – es stellte sich als falsch heraus, zeigte nicht die Leiche Bin Ladens. Aber bis heute sind die Stimmen nicht verstummt, die Beweisfotos fordern. Verschwörungstheorien kursieren. Erst dem Bild möchte man glauben – wohl wissend, dass Bilder heute leicht zu manipulieren sind. Die Forderung nach e inem Bild, einem Foto, ist symptomatisch für unsere Zeit. Die Gewichte für unsere Wahrnehmung von Realität haben sich,
so Bernd Graff am 3. Mai 2011 in der Süddeutschen Zeitung, »zugunsten des vermeintlich authentischen Bildes verschoben. Wir leben zuerst in ikonografischen, nicht mehr primär in intellektuellen Zeiten«.
Und so sind wir auf einmal mitten im Thema dieses Heft es, das Hans Mendl und Peter Orth besorgt haben: Es bietet Zeitdiagnose und eine Auseinandersetzung damit, wie Bilder – insbesondere die neuen virtuellen Darstellungsmöglichkeiten – unsere Wahrnehmung steuern (Jens Bonnemann).
Es fragt danach, ob Religionspädagogik mit dem Trend zum Bild gehen oder bewusst Gegengewichte setzen soll (Claudia Gärtner). Und es gibt praktische Anregungen an die Hand, vom Umgang mit der Kreidetafel bis hin zu den Möglichkeiten des interaktiven Whiteboards, vom kreativen bildnerischen Gestalten bis zum Einsatz von Videoclips.
Von der Frage nach Bildkompetenzen zum kompetenzorientierten RU:
Im zweiten Schwerpunkt betrachtet Dominik Helbling diesen einmal nicht output-, sondern subjektorientiert, also vor dem Hintergrund religiöser Herausforderungen für Jugendliche; Rudolf Englert nimmt die Leistungsfähigkeit religionsdidaktischer Konzeptionen überhaupt ins Visier. –
Gute Bilder mögen Sie durch diesen Sommer begleiten.
Helga Kohler-Spiegel Schriftleiterin
Inhaltsverzeichnis
Editorial 235
Inhaltsverzeichnis 236 - 237
»Das Letzte wird ein Bild sein«
Gerade Bilder gehen uns oft nicht mehr aus dem Kopf.
von: Helga Kohler-Spiegel 238 - 240
Was sehen wir, wenn wir ein Bild sehen?
Was bedeutet die Explosion virtueller Darstellungsmöglichkeiten für unsere Wahrnehmung?
von: Jens Bonnemann 241 - 246
Sichtbarkeit und Nicht-Sichtbarkeit
Im Farbdruck: Ein Kunstprojekt von Flora Neuwirth, das nur partiell sichtbar ist.
von: Rita Burrichter 247 - 250
Visuelles religiöses Lernen – mit oder gegen die medialen Fluten?
Soll die Religionspädagogik dem Trend, vornehmlich visuell zu kommunizieren, folgen?
von: Claudia Gärtner 251 - 257
YouTube im Religionsunterricht
Wie man mit Videoclips in der Sekundarstufe arbeiten kann.
von: Clemens Bohrer / Jürgen Pelzer 258 - 262
Kreativer Umgang mit Bildern im Unterricht
Eine Einladung, den Bildern und dem bildnerischen Gestalten mehr zuzutrauen.
von: Peter Orth / Martin Richerzhagen 263 - 267
Vor-Bilder ethischen Handelns
Ein Einblick in die Wanderausstellung »Local heroes«.
von: Hans Mendl 268 - 270
»Das Bild ist die Mutter des Wortes«
Die Religionspädagogische Praxis und das Prinzip der Anschauung.
von: Stefan Schwarzmüller 271 - 274
Leitmedium Tafel
Was macht eine gute Arbeit mit der Kreidetafel aus?
von: Josef Leisen 275 - 277
Interaktive Whiteboards
Worin liegt das Potenzial der digitalen Tafeln für unterrichtliche Prozesse?
von: Frank Wenzel 278 - 281
Zu guter Letzt: Ein Lob des Textes
Zwischenruf eines bekennenden Lesers.
von: Wilhelm Albrecht 282 - 285
Akzent »Szene«
Als musikalische Darbietung immer unterschätzt: Hard & Heavy
von: Ilse Kögler 286 - 287
Gefunden und notiert 288 - 289
Wo bleibt das Subjekt in den Kompetenzmodellen?
Wie kommt die Perspektive der Schülerinnen und Schüler in den kompetenzorientierten Religionsunterricht?
von: Dominik Helbling 290 - 295
Bloß Moden oder mehr?
Ein systematischer Überblick über die Konzeptionen des Religionsunterrichts der vergangenen Jahre.
von: Rudolf Englert 296 - 303
Im Blick: Gemeindekatechese
Wie Paulus Katechese betreibt
von: Gerhard Hotze 304 - 307
Bücher 308 - 310
Auslese
Siegmund Pethke bespricht »Ismael« von Daniel Quinn 311
Impressum 312
Materialbrief GK 2/2011
virtuelle@katechese. Herausforderungen neuer Medien und Kommunikationsformen