Liebe Leserin, lieber Leser!
Diesmal geht es um Trinität, um den Kern des Christlichen. Die Dogmatik pocht darauf: von Gott zu reden rührt an das uns absolut entzogene Geheimnis. Und der dreieine, dreifaltige Gott, ein einziger Gott in drei »Personen« ist ein mysterium stricte dictum. Wie, stets am Rande des Scheiterns, davon reden, ohne sich zu verhaken? In einem eben vorgelegten Buch, »Katharina heißt jetzt Ayse< (Regensburg 2004), untersucht Maria Baumann Wege und Motive deutscher Frauen, die zum Islam konvertiert sind, und findet heraus: Die christlichen Glaubensaussagen lassen viele ratlos - namentlich die Lehre von der Dreifaltigkeit Gottes, weil sie »unlogisch« sei; ein solches Gottesbild versperre ihnen den Weg zum Lebenssinn. Die Schwierigkeiten der Religionspädagogik angesichts des Themas Trinität liegen auf der Hand. Dieser Heftschwerpunkt, den Rainer Oberthür besorgt hat, tritt gleichwohl dem Eindruck entgegen, die Religionsdidaktik drücke sich um ein zentrales Element christlicher Verkündigung. Mit einer Reihe von einfallsreichen Vorstellungshilfen, Sprachspielen, Modellen und Bildern suchen Sabine Pemsel-Maier und Rainer Oberthür Zugangslinien zu legen. Selbst Schülerinnen und Schüler der Grundschule lassen sich darauf ein und widerlegen verbreitete Vermutungen, mit dem Thema Trinität überfordert zu sein. Sie wollen sich dem Gottgeheimnis nähern, wenn sie nur selbst eigene Denkvorstellungen in einer vielfältigen Offenheit der Zugänge weiterführen können. Gerhard Büttner unterstützt das anspruchsvolle Vorhaben mit bemerkenswerten Ergebnissen aus Schülerinterviews. Welche religiöse Kompetenz erwerben Schülerinnen und Schüler bei alledem? Keine geringere als theologisches Denken einzuüben. Grundsätzliche Klärungen müssen im schulischen Alltag oft zurückstehen. Manfred Gerwing bringt deshalb systematische Vergewisserungen zur Trinitätstheologie. Wer sich aber reflektierend vertiefter auf das Verhältnis von Dogmatik und Religionspädagogik einlassen will, findet Erhellendes bei Michael Böhnke.
Wilhelm Albrecht
Schriftleiter
Inhaltsverzeichnis
Trinität
Rainer Oberthür
Dem Geheimnis der Dreieinigkeit Gottes nachgehen 160
Von der produktiven Spannung eines schwierigen Themas.
Manfred Gerwing
»... denn Gott ist die Liebe«:
Was bedeutet der Glaube an den dreieinen Gott? 163
Einige systematische Anmerkungen zur Trinitätstheologie.
Thomas Menges
Ein Bild des unsichtbaren Gottes? 169
Eine Skulptur aus Fundstücken: Der »Gnadenstuhl« von Walter Zacharias.
Rainer Oberthür
1 und 1 und 1 gleich »eins«? 174
Alois Mayer
Kinder einer 4. Klasse und die Frage nach der Trinität.
Sabine Pemsel-Maier »Ein Gott-drei Personen«: 182
Bausteine für die Sekundarstufe I
Annäherungen an die »gesellige Gottheit« in Klasse 9 und 10.
Gerhard Büttner
Der Heilige Geist in derVorstellungswelt von Kindern 187
Kinder kombinieren kreativ - und brauchen konkrete Bausteine dafür.
Michael Böhnke
Kirchenglaube und Kinderglaube: Zum Verhältnis von Dogmatik und Religionspädagogik 193
Ein Lösungsvorschlag für ein vertagtes Problem.
Akzent von Rudolf Englert 2O2
Lebensspuren: Pfingsten
Gefunden und notiert 204
Beruf Religionslehrer:
George Reilly
Abduktive Korrelation und berufliche Kompetenz 206
Theoretisches Wissen versagt in der Komplexität von konkreten Unterrichtssituationen.
Hans Schmid
Leistungsmessung im Religionsunterricht 212
Für ein religionspädagogisch begründetes und verantwortetes Verhältnis zur Leistungsmessung.
Kai-Uwe Socha
Die Religiösen Kinderwochen 2004 220
»Feeling für Gott... weil die Sinne uns nicht täuschen«
Alfons Schölten
Im Blick: Jugendarbeit 221
Interkulturelle politische Bildung und der Weltjugendtag 2004
Dorothee Hoischer
Literaturbericht 224
Der Katholische Kinder- und Jugendbuchpreis 2004
Bücher 228
Impressum 234
Materialbrief RU 2/2004
Gedichte im Religionsunterricht
Materialien und Vorschläge für die Klassen 9 und 10
Erarbeitet von Stefan Schwarzmüller