Liebe Leserin, lieber Leser!
2711 Stelen, im Zentrum Berlins, ein »steinernes Feld«, entworfen von Peter Eisenman, ein Mahnmal der Schoah, begehbar für die Lebenden, in Erinnerung an die Ermordeten. Das Titelbild hält einen Eindruck davon fest. Aber wie oft hören wir auch: »Lasst uns doch in Ruhe mit dem Thema, es reicht allmählich. Wir können doch nichts dafür ...«
Wir machen es dennoch - einen ganzen Themenschwerpunkt zum »Erinnern lernen«. Verschiedene Zugänge, hier und heute, für uns selbst, für Schülerinnen und Schüler im Grundschulalter bis zu den »Großen«. Mit Herzblut haben Matthias Bahr und Marianne Brandl das Heft betreut. Denn dieses Thema trifft unser, mein innerstes Selbstverständnis: Weil ich selbst nicht vergessen will, die eigenen Geschichten und die zu meiner Geschichte gehören, die glücklichen und die schweren und die stolzen Geschichten und diejenigen, die ich gerne verschweige. Und weil ich das Erinnern nicht aufspalten will, nicht unterscheiden will zwischen »erinnerungswürdig, in Ausschnitten, nicht mehr erinnerungswürdig«.
Themenwechsel: Der Religionsunterricht ist in Diskussion, schon seit geraumer Zeit. Der zweite Schwerpunkt bietet keine glatten Beiträge, sondern offene Aspekte der Auseinandersetzung - rund um »konfessionellkooperativ«, »konfessionelle Gastfreundschaft« oder um »christlichen Religionsunterricht«. Nehmen Sie diese Diskussionen als Anregung, die Auseinandersetzung darüber wird uns wohl noch länger beschäftigen.
Sehgewohnheiten verändern sich. Dem wollen auch die KatBl entsprechen - jetzt farbig im Umschlag, frisch im Layout, ein neues Erscheinungsbild. Die Ansprüche an die Inhalte bleiben - auch im neuen Jahr.
Ein Gruß von Rose Ausländer, von einer, die erinnert, immer wieder - er begleite Sie ins neue Jahr:
»Im neuen Jahr / grüße ich / meine nahen und / die fremden Freunde / grüße die / geliebten Toten / grüße alle / Einsamen / grüße die Künstler / die mit / Worten Bildern Tönen / mich beglücken / grüße die / verschollenen Engel / grüße mich selber / mit dem Zuruf/ Mut«.
Helga Kohler-Spiegel
Schriftleiterin
Inhaltsverzeichnis
Schoah - Erinnern lernen
Manfred Deselaers
4 Wir können nicht nur schweigen ...
Ein Interview mit dem Leiter der Programmabteilung des Zentrums für Dialog und Gebet in Auschwitz.
Marianne Härtung
8 Mit Zehntklässlern in Auschwitz
Eindrücke von einer Studienfahrt, die so schnell nicht loslässt.
Gudrun Brockhaus
10 Emotionen im Umgang mit dem NS-Erbe
Warum sich auch die 3. und 4. Generation mit der deutschen Vergangenheit schwertut.
Andreas Lob-Hüdepohl
15 War da was? Die Schoah als Anfrage an unsere Ethik Wie war es möglich, dass Millionen von Menschen Hitler so fraglos folgten? Und was lernen wir daraus?
Matthias Bahr, Peter Poth
22 Auschwitz (ge)denken 65 Jahre danach - Anfragen an Bildung und Erziehung nach Auschwitz.
Claudia Angele, Herbert Rommel
28 Anne Frank im Religionsunterricht der Grundschule
Ein Unterrichtsvorschlag für die 3. und 4. Klasse anhand eines Kinderbuchs über Anne Frank.
Marianne Brandl
32 Holocaustfilme für den Unterricht
Film ist nicht gleich Film: Jedes Genre bringt unterschiedliche Herausforderungen, Stärken und Schwierigkeiten mit sich.
Peter Poth
34 »Da wusste ich, oh, das wird schlimm«
Mit Erinnerungstexten arbeiten: Ein Jugendbuch über den Sinto Hugo Höllenreiner im Unterricht.
Eva Stögbauer
39 Draußen vor dem Fenster
Während des Zweiten Weltkrieges illustrierte Max Beckmann im Exil die Johannesoffenbarung.
Matthias Bahr, Kathrin Gänger
44 Der 27. Januar in der Schule Anregungen und Hinweise für die Planung und Durchführung von Gedenkveranstaltungen.
Dominik Blum
48 Akzent Notizen aus der Provinz
50 Gefunden und notiert
Konfessioneller RU?
Lothar Kuld, Claudia Angele
52 Ein konfessionell-kooperativer Schulversuch
Wenn katholische und evangelische Lehrkräfte gemeinsam unterrichten: Erste Evaluationsergebnisse.
Werner H. Ritter
55 Nachgehakt Was sich aus 40 E-Mails von Lehrkräften zum Religionsunterricht herauslesen lässt.
Hans Schmid
58 10 Thesen zur Zukunft des konfessionellen Religionsunterrichts Konfessionelle Gastfreundschaft als neue Perspektive für sinnvolle religiöse Lernprozesse.
Klaus König
61 Plädoyer für einen »christlichen« Religionsunterricht
Ein Gedankenspiel: Wie wäre es, statt der Konfessionalität die vielfältigen Inkulturationen des Christlichen als Ausgangspunkt des Religionsunterrichts zu nehmen?
Christian Heitzer
66 Im Blick: Jugendarbeit »log! lebst du nur oder glaubst du schon?«
Markus Hartmann
69 »Kreuzworte« Der Ökumenische Kreuzweg der Jugend 2010
Matthias Bahr, Peter Poth
70 Literaturbericht Sachbücher zur Schoah für Jugendliche
74 Bücher
77 Auslese
78 Impressum
Praxisbeilage
Materialbrief GK 1/2010
Glauben Frau und Männer anders?