Auswege waren seit langem nicht in Sicht. Die Diskussion über ein tragfähiges Schulwesen schien verkantet im Streit um Systeme und Strukturen, um gegliederte oder integrierte Schulformen, um leistungseffiziente oder kindgerechte schulische Leitziele.
Neue Bewegung kam erst in Gang, als Untersuchungen über die Qualität von Schulen belegten, dass nicht Schultypen - z.B. hie Gymnasium, hie Gesamtschule - einander generell über- oder unterlegen sind, dass vielmehr innerhalb der gleichen Schulart an verschiedenen Standorten die Qualitätsunterschiede beträchtlich signifikanter sein können. Das Stichwort »innere Schulentwicklung« brach sich Bahn und wirkte wie ein Befreiungsschlag. Es bestimmt heute mit konkret-praktischen Anforderungen die Bildungsdiskussion aller Bundesländer und nahezu jeder einzelnen Schule. R. Englert und G. Hilger besorgten den ersten Themenschwerpunkt des Heftes dazu.
Wer sich einen Eindruck über die entbundene Kreativität dieses Nachdenkens verschaffen will, der lasse Vorstellungen von Lehramtstudierenden auf sich wirken, die R. Girg zusammengetragen hat. Wie ein komplettes Schulkollegium aus eingefrorenen Denkbahnen zu locken ist, das zeigt 0. -A. Burow mit seinem programmatischen Vorschlag für schulpädagogische »Wege aus der Individualisierungsfalle«. Vor dem Hintergrund der Bildungsgeschichte seit den 50-er Jahren erweisen sich die großen Einordnungslinien, die D. Knab aufzeigt, als höchst aufschlussreich. W. Wittenbruch bremst in einem anregenden Gespräch über »Schulentwicklung und religiöse Bildung« zunächst die reformidealistischen Höhenflüge unsanft ab: Ihre heutige Konjunktur verdanke sich einer finanzpolitischen Mängelverwaltung. Dennoch zeigt sich, dass neue pädagogische Chancen - interessanterweise beflügelt von religionspädagogischen Pionierideen (N. Mette im gleichen Gespräch) - solchen Herausforderungen produktiv gewachsen sein können.
Erwachsenenbildung thematisiert der zweite Schwerpunkt. K.-E. Nipkow beharrt auf der »Anschlussfähigkeit « von Theologie in lebensweltlichen Interessen. M. Blasberg-Kuhnke entwirft erwachsenenbildnerische Aufgaben inmitten der Zeitsignatur von Individualisierung, Erlebnis- und Risikogesellschaft. Eine dritte Diskussionslinie zieht sich durch die aktuelle Lage der Gemeindekatechese. D. Emeis und A. Biesinger stehen für unterschiedliche Ansätze; im Interview M. Scheidlers werden jedoch auch Vermittlungsaspekte sichtbar. Und Praxisimpulse für handfeste »Verbraucher«? Die stecken diesmal kompakt im vielfach bewährten Materialbrief.
Wilhelm Albrecht
Inhaltsverzeichnis
Schule gestalten
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150 Vierzig Jahre Schulentwicklung
Doris Knab
154 Meine Schule der Zukunft
Ralf Girg
156 Sculentwicklung und religiöse Bildung
Ein KatBl-Expertengespräch
162 Auch der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt
Johannes Schumacher
165 Am Montag fängt es an
Olaf-Axel Buro
170 Wie hältst du´s mit der Religion - im Schulprogramm?
Hans-Willi Winden
Erwachsen sich bilden
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176 Theologische Inhalte in der Alltagswelt
Karl-Ernst Nipkow
183 perspektiven kirchlicher Erwachsenenbildung
in der entfalteten Moderne
Martin Blasberg-Kuhnke
193 Regel und Maß
Sylvia Hahn
Zukunft der Katechese
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197 Deine Farben sind das Leben
Maria Rontschka
199 Konkurrenz zwischen Gemeindekatechese und Familienkatechese?
Monika Scheidler im Gespräch mit
Dieter Emeis und Albert Biesinger
207 Catequesis Familiar in Peru
Monika Scheidler
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148 Zoom: Kino - Religion:
Girls´ Night
Matthias Wörther
163 Bildserie: Gestern
(sowie 164, 167, 171, 179, 187, 215 und Editorial)
164 Zu den Bildern dieses Heftes
172 Hoffnungsbilder
174 Gefunden und notiert
217 Bücher
218 Impressum. MitarbeiterInnen, Vorschau
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Materialbrief RU 2/99
Symbol Weg
Materialien mit Freiarbeitselementen