Inhaltsverzeichnis
ZUM INHALT 1
MATERIALIEN 5
Einstiegsmodul: Was ist eine Revolution? 5
M 1.3 Was ist eine Revolution? 5
M 1.4 Zeitleiste 5
Grundkurs: Ereignisse, Entwicklungen und Positionen in Deutschland 1848/49 7
1. Teil: Die Märzereignisse 7
M 2.1 Adresse der Mannheimer Bürgerversammlung (27.2.1848) 7
M 2.2 Sturmpetition 7
M 2.3 Die Vorgänge in Südwestdeutschland 8
M 2.4 Die Unruhen im Odenwald 8
M 2.5 Die Balance. Lithografie aus dem Jahr 1848 8
M 2.6 Carl Friedrich Vitzthum von Eckstädt (1819-1895) an seine Mutter 9
M 2.7 Die Revolution in Berlin 11
M 2.8 Der Lenz im Jahre 1848 (undatiert [März 1848]) 11
M 2.9 Proklamation des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. (21.3.1848) 12
M 2.10 Portrait Friedrich Wilhelms IV. (1847) 12
2. Teil: Die Debatte um das Staatsoberhaupt 13
M 3.1 Otto von Reichert: Wer soll unser Kaiser sein? (undatiert [März 1848]) 13
M 3.2 Gedenkmünzen zur Erinnerung an die Eröffnung der Deutschen Nationalversammlung 13
M 3.3 Die Deutsche Nationalversammlung 14
M 3.4 Rede des Abgeordneten Ludwig Uhland (Tübingen) vom 22.1.1849 15
M 3.5 Rede des Abgeordneten Marquard Barth (Kaufbeuren) vom 18.1.1849 18
M 3.6 Friedrich Wilhelm IV. an Großherzog Karl Friedrich von Sachsen-Weimar (10. Januar 1849) 19
M 3.7 Friedrich Wilhelm IV. an die Deputation der Frankfurter Nationalversammlung (3. April 1849) 19
M 3.8 Portrait Heinrich von Gagerns (1848) 20
M 3.9 Stichwort „Allegorie“ 20
M 3.10 Lithografie von Ferdinand Schröder (1849) 20
3. Teil: Reaktion der alten Mächte 21
M 4.1 Wie das deutsche Reich – verwest wird. 21
M 4.2 Die Konterrevolution 21
M 4.3 Die Verhängung des Belagerungszustands 21
Vertiefungsmodul: Die Bewertung der Revolution 22
M 5.1 Ironie der Zeit. (3. November 1849) 22
M 5.3 Otto Grotewohl (SED) am 18.3.1948 22
M 5.4 Golo Mann: Achtzehnhundertachtundvierzig (1958) 23
M 5.5 Karl Obermann: Die Lehren der Revolution 1848/49 (1963) 23
M 5.6 Lothar Gall: Die dunklen Seiten von 1848 (1998) 23
Folien
M 1.1 Jubelnde Revolutionäre am 18. März 1848 in Berlin Folie 1
M 1.2 Demonstranten in Kairo (2011) Folie 1
M 5.2 Spiegel-Titel (1998) Folie 2
Klausurvorschlag
Friedrich Wilhelm IV. an Christian Karl Josias Freiherr von Bunsen (7. Mai 1849) 25
UNTERRICHTSVERLAUF 26
LITERATUR 3. Umschlagseite
ERGÄNZENDE MATERIALIEN Extra
Verlagstext
"Geschichte betrifft uns" bietet Planungsmaterial für einen modernen und interessanten Geschichtsunterricht in der Sek. II unter Berücksichtigung der Klassen 9 und 10. Jede Ausgabe enthält: eine Einführung ins Thema, kopierfertige Vorlagen der Texte, Übersichten, Schaubilder, Karikaturen und Fotos, Vorschläge für den Unterrichtsverlauf, Tafelbilder und einen Klausurvorschlag. In jeder Mappe finden Sie außerdem zwei farbige OH-Folien.
Leseprobe
Tobias Kies
1848 Revolution in Deutschland?
Die Revolution von 1848/49 gilt als Höhe- und Wendepunkt der deutschen Demokratiegeschichte des 19. Jahrhunderts. Im Nachhinein erscheint es, als würde sie durch zwei sehr unterschiedliche Gefühlslagen eingerahmt. Zu ihrem Beginn herrschte die Hochstimmung des europäischen „Völkerfrühlings“. Im Frühjahr 1848 wurden in großen Teilen des Kontinents Forderungen nach Freiheit und nationaler Selbstbestimmung in zahllosen Feiern, Reden und Bildern beschworen. Endlich schienen die während der Restaurationszeit unterdrückten Träume Wirklichkeit zu werden. Am Ende herrschten Trägheit und Enttäuschung, nachdem diese Träume wie Seifenblasen zerplatzt waren. Die reaktionären Kräfte hatten sich weitgehend durchgesetzt. Die Hoffnungen der deutschen Liberalen auf „Einheit in Freiheit“ zerstoben in einem Nebel aus Pulver und Blei. Die Frankfurter Nationalversammlung wurde zersprengt, ihre „Paulskirchenverfassung“ wurde von den Einzelstaaten letztlich nicht anerkannt. Die meisten „Märzminister“ berief man im Laufe des Jahres 1849 wieder ab. Einige Aufständische wurden hingerichtet, andere flohen ins Exil.
Warum scheiterte die Revolution?
Warum kippte die feierliche Hochstimmung des März 1848 so schnell in Lethargie? Die Deutungskämpfe um das Scheitern setzten bereits im Revolutionsjahr selbst ein. Die genannten Faktoren unterscheiden sich je nach sozialer, politischer oder kultureller Herkunft beträchtlich. Für die Länder des deutschen Bundes werden immer wieder drei Kernursachen ausgemacht. Zum einen sei die Gesellschaft nicht zur Revolution bereit gewesen. So hätten die Spaltung des Bürgertums in Liberale und Demokraten und deren jeweilige Schattierungen sowie die Differenzen zwischen städtischer und ländlicher Bevölkerung verhindert, dass sich eine geschlossene revolutionäre Bewegung wie in Frankreich gegenüber den alten Mächten durchsetzen konnte. Zum Zweiten habe aufgrund der politischen Zersplitterung ein Zentrum des revolutionären Geschehens gefehlt. Zum Dritten wird auf die Nachhaltigkeit von Mentalitäten oder der politischen Kultur verwiesen: auf die Persistenz eines angeblich typisch deutschen Untertanengeistes, auf die Stärke insbesondere des preußischen Militarismus oder auf die Rolle der christlichen Konfessionen im restaurativen roll back. Der März 1848 war ein Monat fundamentaler Politisierung der deutschen Gesellschaft. Hoffnungen und Ängste der Menschen verdichteten sich wie in einem Brennglas und trugen damit zur Dynamik des revolutionären Geschehens bei. Aber es wäre falsch davon auszugehen, der „revolutionäre Funke“ sei von der französischen auf die deutsche Bevölkerung übertragen worden und habe bei allen Menschen gleichermaßen ein revolutionäres Feuer bewirkt. Im Gegenteil: Die ins revolutionäre Geschehen verwickelten Bevölkerungsgruppen waren sehr heterogen, ihre Interessen unterschiedlich und teilweise höchst widersprüchlich. Während sich das Bürgertum vor allem für die nationale Einheit und für Freiheitsrechte engagierte, setzten sich andere Gruppen gegen Feudallasten und wieder andere für bessere Arbeitsbedingungen und gegen die Konkurrenz durch Maschinen ein. Freilich wäre es ahistorisch, Protestaktionen ländlicher oder städtischer Unterschichten kurzerhand als „vormodern“ zu bezeichnen. Dies trifft allenfalls auf die Protestformen zu, die sich häufig des typischen Arsenals frühneuzeitlicher sozialer Proteste bedienten: „Katzenmusiken“ blieben beispielsweise bis ins späte 19. Jahrhundert hinein insbesondere im süddeutschen Raum ein fester Bestandteil des Brauchtums im städtischen wie im ländlichen Raum. Es handelt sich dabei gewissermaßen um eine karnevaleske Form der Rügegerichte: Häufig zogen junge Burschen maskiert oder im Schutz der Dunkelheit mit Lärminstrumenten ausgestattet vor das Haus einer bestimmten Person und begannen dort durch Pfeifen, Grölen und den Gebrauch unharmonischer Instrumente zu „Musizieren“, um ein bestimmtes Verhalten anzuprangern. Inhaltlich verstecken sich bei genauerer Betrachtung hinter vermeintlich vormodernen Protestformen durchaus moderne Konflikte: Es ging um gerechte Löhne, bezahlbare Preise, um den Schutz des Arbeitsplatzes und der eigenen Lebensform bis hin zum Rechtsstatus innerhalb der Kommune oder des übergeordneten Gemeinwesens. Zeitgenossen berichten für das Jahr 1848 von einem regelrechten „Katzenmusikfieber“ besonders in den deutschen Städten. Die Wut der Träger solcher Proteste richtete sich gegen all das, was als ungerecht oder bedrohlich für die eigene Existenz empfunden wurde. Das konnten Personen, Sachen oder Institutionen sein: staatliche Beamte, Zöllner und Geldeintreiber, Maschinen, Förster, Schlösser und Rentämter, obrigkeitliche Archive, „Wucherer“ und Händler, Feudalherren und Gutsbesitzer und schließlich auch Juden. [...]