Inhaltsverzeichnis
ZUM INHALT 1
MATERIALIEN 5-26
1. Teil: Völkermorde: historischer Vergleich - keine Relativierung 5
M 1.2 "Der Vorsatz, die Intention ist entscheidend" - Interview mit dem Historiker Boris Barth über Völkermorde im 20. Jahrhundert 5
M 1.3 Der Holocaust - unvergleichbar? 7
M 1.4 Convention an the Prevention and Punishment of the Crime of Genocide (1948) 8
M 1.5 Schwierigkeiten bei der Erforschung der Opferzahlen von Völkermorden 8
M 1.6 Matrix zur vergleichenden Analyse von Völkermorden 9
2. Teil: Herero - Deutsch-Südwestafrika - 1904 10
M 2.1 "... deutsches Blut zu rächen" 10
M 2.2 Deutsche Kolonialpolitik - die Vorgeschichte des Holocaust? 11
3. Teil: Armenier - Osmanisches Reich - 1915-1917 12
M 3.1 "Wir werden Euch ausrotten" 12
M 3.2 "Wer redet heute noch von den Armeniern?" 13
M 3.3 Der Genozid an den Armeniern geschah unter den Augen der Welt 13
M 3.4 Armenische Opfer (Fotodokument) 14
4. Teil: Ukrainer - Sowjetunion - 1932/33 15
M 4.1 "Als Stalin die Menschen zu Kannibalen machte" 15
M 4.2 Informationen zum "Holodomor" 18
M 4.3 War der "Holodomor" ein Völkermord? 19
M 4.4 Opfer der Hungerkatastrophe in der Ukraine 1932/33 (Fotodokument) 19
5. Teil: Europäische Juden -besetztes Europa - 1941-1945 20
M 5.1 Protokoll der Wannsee-Konferenz, 20. Januar 1942 (Auszug) 20
M 5.2 Gerstein-Bericht über die Vergasung von Juden in Belzec (Auszug) 20
M 5.3 Faksimile der Entwurfszeichnung für ein Krematorium für das "K. L. Auschwitz" vom Herbst 1941 21
6. Teil: Kambodschaner-Kambodscha- 1975-1979 22
M 6.1 "Die Wächter der Hölle" - über das 2006 eingesetzte Rote-Khmer-Tribunal 22
M 6.2 Zeichnung eines Überlebenden der Massaker der Roten Khmer 23
M 6.3 Tausende von "Feinden" wurden in den Mahlstrom der Paranoia hineingerissen 24
7. Teil: Tutsi - Ruanda - 1994 25
M 7.1 Das Massaker in Gikondo 25
M 7.2 Mehr als ein Drittel der Bevölkerung wurde mit Macheten zerhackt 25
M 7.3 Überreste von Ermordeten (Foto) 26
Folien
M 1.1 Fahndungsplakat: "Wanted for Genocide", 20. Februar 2003 Folie 1
M l.7 Geografische Orientierung zu den sechs Fallbeispielen Folie 2
Klausurvorschlag
Soll die Völkermordkonvention der UNO angepasst werden? 27
UNTERRICHTSVERLAUF 28
LITERATUR 3. Umschlagseite
Verlagstext
"Geschichte betrifft uns" bietet Planungsmaterial für einen modernen und interessanten Geschichtsunterricht in der Sek. II unter Berücksichtigung der Klassen 9 und 10. Jede Ausgabe enthält: eine Einführung ins Thema, kopierfertige Vorlagen der Texte, Übersichten, Schaubilder, Karikaturen und Fotos, Vorschläge für den Unterrichtsverlauf, Tafelbilder und einen Klausurvorschlag. In jeder Mappe finden Sie außerdem zwei farbige OH-Folien.
Leseprobe
Christoph Pallaske
Völkermorde im 20. Jahrhundert
Herero - Armenier - Ukrainer - Holocaust - Kambodscha - Ruanda
Völkermorde im 20. Jahrhundert
Völkermorde (oder synonym Genozide) führen an die Abgründe der Geschichte. Der von den UN eingesetzte Internationale Strafgerichtshof für Ruanda bezeichnete Genozide als "the crime of crimes", "das Verbrechen aller Verbrechen". Völkermorde finden im Geschichtsunterricht nicht nur Beachtung, um Schülerinnen und Schülern vor Augen zu führen, was Menschen anderen Menschen unter bestimmten Umständen anzutun in der Lage waren. Mehr noch sind Völkermorde bis heute ein aktuelles Thema. Einer der großen Völkermorde des 20. Jahrhunderts - die Massentötung der Tutsi in Ruanda - ereignete sich vor gerade einmal einem guten Jahrzehnt, im Jahr 1994. Und seit inzwischen fünf Jahren findet vor den Augen der Weltoffentlichkeit der Bürgerkrieg im Westsudan in der Region Darfur statt, bei dem bislang rund zwei Millionen Menschen vertrieben und nach Schätzungen mindestens 200.000 hauptsächlich Zivilisten in genozidaler Absicht getötet worden sind.
Völkermorde gelten als ein junges historisches Phänomen, das in enger Beziehung zum übersteigerten Rassismus des späten 19. und 20. Jahrhunderts steht. Der Begriff Genozid, von dem die deutsche Bezeichnung Völkermord abgeleitet ist, kam während des Zweiten Weltkriegs unter dem Eindruck des Holocausts auf; er ist ein vom polnisch-jüdischen Friedensforscher Raphael Lemkin geschaffenes Kunstwort (griech. genos - Volk, lat. caedere - töten). Maßgeblich auf Betreiben Lemkins, der bereits nach dem Völkermord an den Armeniern an den Völkerbund herangetreten war, um eine völkerrechtliche Ächtung der Vernichtung ethnischer bzw. religiöser Minderheiten zu erwirken, wurde 1948 die UNO-Konvention zur Vermeidung des Völkermordes beschlossen. Die Konvention stellt die Ermordung von "nationalen, ethnischen, rassischen oder religiösen Gruppen" unter Strafe.
Im weiteren Sinn hat es in der Menschheitsgeschichte bereits zuvor Beispiele für die Ausrottung oder Vernichtung ganzer Völker gegeben. Schon zur Zeit der Hochkulturen und auch in Antike und Mittelalter bedeuteten Eroberungskriege häufig die Ermordung der Angehörigen der eroberten Völker. In der Neuzeit haben der Kolonialismus und die Besiedlung neuer Kontinente häufig zur Ausrottung der dort lebenden Völker geführt. Im 20. Jahrhundert - nach Eric Hobsbawn "ohne Zweifel das morderischste von allen, über die wir Aufzeichnungen besitzen" - beobachtet man eine Radikalisierung der Ausrottung von ganzen Völkern oder Gesellschaftsgruppen. Im Unterschied zu früheren Massentötungen ist für einen Völkermord der bewusste und offen artikulierte Vorsatz entscheidend, der sich meist auf rassistische, teilweise auch auf religiöse oder anders begründete Ausgrenzungsideologien stützt. Vor allem autoritäre und totalitäre Regime ließen im vergangenen Jahrhundert mehrere Millionen Menschen ohne Rücksicht auf Geschlecht oder Alter ermorden - allein deshalb, weil sie Angehörige einer ausgegrenzten Gruppe waren.
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