Inhaltsverzeichnis
ZUM INHALT 1
MATERIALIEN 5
Einstiegsmodul: 8. Mai 1945: Der Krieg ist aus! 5
M 1.2 Ernst Jandl: Markierung einer Wende 5
M 1.3 Angelus Novus - der "Engel der Geschichte" 5
M 1.4 Der Tag des Jahrhunderts 6
Grundkurs: Der militärische, gesellschaftliche und politische Zusammenbruch 7
1. Teil: Der Krieg kommt nach Deutschland 7
M 2.1 Bombenkrieg über Deutschland 7
M 2.2 Hamburg, Darmstadt, Dresden 9
2. Teil: Flucht und Vertreibung 11
M 3.1 Flucht und Vertreibung 1944/45 11
M 3.2 Flucht aus Ostpreußen 1944/45 11
M 3.3 Geschichte einer Flucht aus Ostpreußen 12
M 3.4 Beneš-Dekrete 13
M 3.5 5. Dekret des Präsidenten der Republik vom 19. Mai 1945 13
M 3.6 Gesetz vom 8. Mai 1946 ("Straftatenrechtfertigungsgesetz")13
3. Teil: Vom Freiwild zum Mythos 14
M 3.1 "Frau, komm!" 14
M 3.2 Im "Höllenraum" 15
M 3.3 Anonyma: Eine Frau in Berlin 15
M 3.4 Ein Land ohne Männer 19
M 3.5 Mythos Trümmerfrauen 19
4. Teil: Das Ende 20
M 5.2 Konferenz von Casablanca, Januar 1943 20
M 5.3 "Kampf bis zur letzten Patrone", April 1945 20
M 5.4 "Wir bewegen uns in unserer Kriegsführung heute schon in mancher Beziehung im luftleeren Raum" 20
M 5.5 "Fast alle gingen drauf", 1945/1947 21
M 5.6 Hitlers politisches Testament (29.4.1945) 22
M 5.7 Entschluss zum Selbstmord 22
M 5.8 Tod im Führerbunker 22
M 5.9 Massenphänomen Selbstmord 23
5. Teil: 8. Mai 1945 24
M 6.1 Kapitulationsurkunde 8./9. Mai 1945 24
M 6.2 Verschiedene "Tage des Sieges" 24
Folien
M 1.1 Kriegsende 1945: "Spiegel"-Titelbilder 40 und 70 Jahre nach dem Kriegsende Folie 1
M 5.1 Das Ende Folie 2
Klausurvorschlag
Reden zum 8. Mai 1945: Richard von Weizsäcker (1985) und Prof. Dr. Heinrich August Winkler (2015) 25
UNTERRICHTSVERLAUF 26
LITERATUR 3. Umschlagseite
VIDEOFILME CD-ROM Video 01-Video 03
ERGÄNZENDE MATERIALIEN CD-ROM Extra
Verlagstext
"Geschichte betrifft uns" bietet Planungsmaterial für einen modernen und interessanten Geschichtsunterricht in der Sek. II unter Berücksichtigung der Klassen 9 und 10. Jede Ausgabe enthält: eine Einführung ins Thema, kopierfertige Vorlagen der Texte, Übersichten, Schaubilder, Karikaturen und Fotos, Vorschläge für den Unterrichtsverlauf, Tafelbilder und einen Klausurvorschlag. In jeder Mappe finden Sie außerdem zwei farbige OH-Folien und eine CD-ROM.
Leseprobe
Doris Pfleiderer
Die "Zusammenbruchgesellschaft" am Ende des Zweiten Weltkriegs
Zusammenbruchgesellschaft
Als Harry Hopkins, der engste Vertraute des im April verstorbenen amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt, am 25. Mai 1945 über das zerbombte Berlin flog und auf einer Fläche von 29,5 Quadratkilometern die Stadt in Trümmern liegen sah, notierte er bestürzt in sein Tagebuch: „Das ist das zweite Karthago." Zwar hatte Berlin nicht das gleiche Schicksal wie Karthago, das im Jahre 146 v. Chr. durch den römischen Feldherrn Scipio Africanus vollständig dem Erdboden gleichgemacht worden war, zu erleiden. Doch hatte es als Weltstadt und Hauptstadt des Reiches bis auf Weiteres ausgedient. Auf den ersten Blick glich ganz Deutschland im Frühjahr 1945 einer Trümmer- und Ruinenwüste. Deutschland lag buchstäblich "zusammengebrochen" am Boden und zwar in mehrfacher Hinsicht, militärisch, politisch, moralisch und gesellschaftlich. Für diese desolate Situation am Kriegsende wurde der Begriff der "Zusammenbruchgesellschaft" geprägt. Der Begriff wurde 1982 erstmals von Christoph Kleßmann verwendet und umschreibt grob einen zunächst nur äußerlich feststellbaren Tatbestand, nämlich Deutschland in Trümmern, der sich aber auf alle Lebensbereiche erstreckte. Zeitlich bezieht er sich nicht nur auf das Kriegsende im Mai 1945, sondern setzt bereits 1943 mit dem militärischen Niedergang der Wehrmacht ein. Der von Goebbels in seiner Sportpalastrede ausgerufene "totale Krieg" er-fasste mit Bombenkrieg, Hunger, Verelendung, Flucht und Vertreibung auch die deutsche Zivilbevölkerung. Rund 3,6 Millionen deutsche Wohnungen wurden zerstört, Millionen von Ausgebombten, Flüchtlingen und Vertriebenen, ehemaligen Zwangsarbeitern und Überlebenden des Holocausts suchten eine Bleibe. Der mit dem allgegenwärtigen Chaos der Nachkriegszeit und der Bevölkerungs-verschiebung einhergehende soziale Umwälzungsprozess war mit der Gründung der BRD und der DDR jedoch nicht abgeschlossen, sondern charakterisierte die Gesellschaft im geteilten Deutschland bis in die 1950er-Jahre. Die in dieser Zeit von dem Soziologen Helmut Schelsky für die westdeutsche Gesellschaft geprägte Formel der "nivellierten Mittelstandsgesellschaft", wonach in der Notgesellschaft der Nachkriegszeit "die alte konfessionelle, soziale und kulturelle Segregation beseitigt worden sei", gilt nach dem heutigen Forschungsstand allerdings als widerlegt.
Bombenkrieg
Mit dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg. Innerhalb weniger Wochen war dessen Schicksal besiegelt. Danach warf die deutsche Wehrmacht mit beeindruckender Geschwindigkeit Dänemark, Norwegen, Luxemburg, die Niederlande, Belgien und Frankreich nieder. Die deutsche Propaganda prägte hierfür das Wort vom "Blitzkrieg". Bis auf England waren große Teile Europas in deutscher Hand. Als ein Sieg gegen England jedoch ausblieb, wandte sich Hitler gen Osten. Am 22. Juni 1941, fast auf den Tag genau 129 Jahre nach Napoleons Russlandfeldzug, begann mit dem Angriff auf die Sowjetunion das "Unternehmen Barbarossa". Nach anfänglichen Erfolgen und einer Frontlinie, die sich von der Ostsee bis hin zum Schwarzen Meer fast 2.130 km lang erstreckte, kam die deutsche Offensive Anfang Dezember vor Moskau zum Stillstand. Damit war bereits zur Jahreswende 1941/42 Hitlers "Weltblitzkriegsplan", wonach er hoffte, einen Gegner nach dem anderen innerhalb kürzester Zeit zu besiegen, gescheitert. Im Grunde genommen war der Krieg zur Jahreswende 1941/42 "definitiv entschieden". Die Niederlage von Stalingrad 1943 gilt gemeinhin zwar als der Wendepunkt des Zweiten Weltkriegs, doch markiert diese nicht die Kriegswende, sondern "das Ende eines Prozesses stetig abnehmender deutscher Siegesoptionen im Osten".
Trotz Rückschlägen an der Ostfront, des Kriegseintritts der USA und des vergeblichen Versuchs, England via Luftkrieg zu besiegen, zog sich der Krieg bis Mai 1945 hin, in hohem Maße auch zu Lasten der sogenannten "Heimatfront". Während nämlich die deutsche Zivilgesellschaft im Ersten Weltkrieg kaum und dies nur in grenznahen Gebieten unmittelbar von Kampfhandlungen betroffen war, kam seit dem Frühjahr 1942 der Bombenkrieg nach Deutschland. Da Hitler ohne Rücksicht auf die Haager Landkriegsordnung (1907), wonach zivile Einrichtungen und Ziele verschont bleiben mussten, in Warschau, Rotterdam, Coventry, London und Belgrad die deutsche Luftwaffe auch gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt hatte, schlugen die Briten zurück. [...]