Inhaltsverzeichnis
ZUM INHALT 1
MATERIALIEN 5
Einstiegsmodul: Grundlagen: „Zigeuner-Stereotype“ 5
M 1.1 Orientierungswissen: Kommentierte Zeitleiste 5
M 1.2 „Zigeuner-Stereotype“ 7
M 1.3 „Zigeuner“ in der Kölner Vorstadt 8
Grundkurs: Die nationalsozialistische Verfolgung von „Zigeunern“
1. Teil: Konzentration 9
M 2.1 Runderlass des Reichs- und Preußischen Ministers des Innern vom 6.6.1936 9
M 2.2 „Zigeunerlager“ Berlin-Marzahn 9
M 2.3 „Zigeunerlager“ in Frankfurt am Main 10
M 2.4 Gruppenfoto vor einer Wohnwagenreihe im „Zigeunerlager“ Köln 10
2. Teil: Erfassung 11
M 3.1 „Bekämpfung der Zigeunerplage“ ― Zeitungsartikel vom 23.12.1938 11
M 3.2 Vordruck des Reichskriminalpolizeiamtes: „Merkblatt zur Feststellung der Sippenzugehörigkeit“ (Anfang 1939) 12
M 3.3 Rundschreiben des Reichsgesundheitsamtes Berlin, Dr. Robert Ritter an Pfarrer, vom 31.10.1936 13
M 3.4 „Zur Frage der Rassenbiologie und Rassenpsychologie der Zigeuner in Deutschland“ 14
M 3.5 Dr. Robert Ritter bei der „Feldforschung“ 13
M 3.6 „Die Róm-Zigeuner“ 15
3. Teil: Deportation und Isolation 18
M 4.1 Durchführung des „Festsetzungserlasses“ 18
M 4.2 „Umsiedlung von Zigeunern“ 18
M 4.3 Bericht über die „Mai-Deportation“ in Köln 19
M 4.4 Marsch der „Zigeuner“ vom Bahnhof zum „Sammellager“ Asperg während der „Mai-Deportation“ 1940 20
M 4.5 Arbeitsrechtliche Gleichstellung mit Juden 20
M 4.6 Beschränkung der Versorgungsmöglichkeiten für „Zigeuner“ 20
4. Teil: Vernichtung 21
M 5.1 Durchführung nachträglicher Einweisungen in das „Zigeunerfamilienlager“ Auschwitz-Birkenau 21
M 5.2 Bericht aus dem „Zigeunerfamilienlager“ Auschwitz-Birkenau 21
M 5.3 Versandschein für einen Kinderkopf aus Auschwitz 22
Aufbaumodul: „Zigeunerhäuptlinge“ 23
M 6.1 Die Ernennung von „Zigeunerhäuptlingen“ im Herbst 1942 23
M 6.2 „Betrifft: Zigeunerhäuptlinge.“ 24
Folien
M 3.7 „Einteilung der Zigeuner nach rassischen Gesichtspunkten“ Folie 1
M 3.8 Arbeit der „Rassenhygienischen Forschungsstelle“ Folie 2
Klausurvorschlag 25
UNTERRICHTSVERLAUF 26
LITERATUR 3. Umschlagseite
Verlagstext
"Geschichte betrifft uns" bietet Planungsmaterial für einen modernen und interessanten Geschichtsunterricht in der Sek. II unter Berücksichtigung der Klassen 9 und 10. Jede Ausgabe enthält: eine Einführung ins Thema, kopierfertige Vorlagen der Texte, Übersichten, Schaubilder, Karikaturen und Fotos, Vorschläge für den Unterrichtsverlauf, Tafelbilder und einen Klausurvorschlag. In jeder Mappe finden Sie außerdem zwei farbige OH-Folien.
Leseprobe
Frank Sparing
Die Verfolgung der „Zigeuner" in Deutschland während des Nationalsozialismus
„Zigeuner" (siehe Hinweis weiter unten) sind eine immer noch gesellschaftlich marginalisierte, teilweise auch selbst auf Abgrenzung bedachte, sehr kleine Minderheit in Deutschland, die als Opfer des Nationalsozialismus lange Zeit vergessen war. Umgekehrt ist aber noch eine Vielzahl von im Laufe jahrhundertelanger Ausgrenzung und Verfolgung ausgebildeten Stereo-typen anzutreffen, die zur Zeit des Nationalsozialismus gleichermaßen als Produkt und Motor eines diskriminierenden Zugriffs wirkten.
Durch die Nationalsozialisten konnte nahtlos an Konzepte und Maßnahmen zur Ausgrenzung der Minderheit angeknüpft werden, die in Deutschland bereits eine lange Tradition besaßen, wo-bei „Zigeuner" nun erstmals systematisch erfasst, durch einen wissenschaftlichen Rassismus definiert, in Lagern konzentriert und schließlich größten-teils deportiert und ermordet wurden. Im Folgenden soll der Frage nachgegangen werden, in welchen Schritten sich die Verfolgung der „Zigeuner" zum Völkermord radikalisierte, welche Instanzen daran jeweils beteiligt waren und wie sich die angeordneten Maßnahmen praktisch auf die Betroffenen auswirkten.
Bereits kurz nach ihrem Auftauchen im deutschen Sprachgebiet, Anfang des 15. Jahrhunderts, wurden „Zigeuner" an den Rand der Gesellschaft gedrängt und konnten daher nur eingeschränkt produktiv tätig werden.
Seit der Aufklärung war die „Zigeunerpolitik" in Deutschland von einem pädagogischen Menschenbild geprägt, welches die Forderung nach „Seßhaftmachung der Zigeuner" zum wiederkehrenden Topos in allen einschlägigen behördlichen Anweisungen werden ließ. Gleichzeitig waren die von einem Zuzug betroffenen Gemeinden aber aufgrund der fürsorgerechtlichen Rahmenbedingungen daran interessiert, einen Zuzug von „Zigeunern" möglichst zu vermeiden.
Infolge der gegen sie gerichteten Erlas-se und Verordnungen lebte der über-wiegende Teil zumindest teilsesshaft in Winterquartieren, vor allem aber in Häusern oder Mietwohnungen, wodurch er in der Regel der polizeilichen Aufmerksamkeit entging.
Nationalsozialistische Rassenpolitik
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme zielte die Repression zu-nächst weiterhin in erster Linie auf die Vertreibung zuziehender „Zigeuner", wobei die Minderheit nun aber bereits eine verstärkte behördliche Aufmerksamkeit auf sich zog.
Es setzten Planungen für ein „Reichszigeunergesetz" ein, die eine rassische Unterscheidung zwischen „echten und unechten Zigeunern" vorsahen, bestehende Vorschriften verschärfen und eine Reihe von Sonderbestimmungen schaffen sollten, die nur auf „echte Zigeuner" zielten.
Das „Reichszigeunergesetz" wurde nie erlassen. stattdessen aber am 6. Juni 1936 ein „Erlaß zur Bekämpfung der Zigeunerplage" herausgegeben, der die auf Länderebene gültigen Sonderbestimmungen gegen „Zigeuner" zusammenfasste und zugleich dringenden Handlungsbedarf signalisierte. Inhaltlich knüpfte der Erlass an die hergebrachte Zigeunerpolitik an, allerdings wurde als Zielgruppe nun „das dem deutschen Volkstum fremde Zigeunervolk" bezeichnet, das damit deutlich rassistisch aufgefasst wurde.
Parallel zur Diskussion um das Gesetz war zudem bis Mitte der 1930er-Jahre mit der Umsetzung einer Reihe von bevölkerungspolitischen Maßnahmen begonnen worden, durch die „Zigeuner" bereits einer wissenschaftlich begründeten, rassistischen Verfolgung ausgesetzt wurden. Die Zahl der nach der Umsetzung des „Gesetz[es] zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" zwangssterilisierten „Zigeuner" war im Ver-gleich zur Gesamtbevölkerung deutlich erhöht; die Zwangssterilisation erfolgte in erster Linie mit der auf eine soziale Ausmerzung zielenden Diagnose „angeborener Schwachsinn". „Zigeuner" waren nicht zuletzt dadurch besonders von einer Zwangssterilisation betroffen, da kulturelle Unterschiede, Sprachprobleme und ein infolge reisender Lebensweise häufig wesentlich schlechterer Bildungsstand sie angesichts der Kriterien für eine Diagnostizierung als „schwachsinnig" besonders benachteiligten.
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