Inhaltsverzeichnis
INHALTSVERZEICHNIS 1
MATERIALIEN 4
Einstiegsmodul: Folgen der Industrialisierung für die soziale Gleichheit 4
M 1.1 Sachwissen: Veränderungen durch die Industrialisierung 4
M 1.2 Chronologischer Abriss 4
M 1.3 Das Elend der Arbeiter 5
M 1.4 Frauen- und Kinderarbeit 7
Grundkurs: Die Lösung der "Sozialen Frage" im Laufe der Industrialisierung 8
1. Teil: Reaktionen zur "Sozialen Frage" 8
M 2.1 Steuerungsmaßnahmen der Etablierten aus Politik, Wirtschaft, Kirche und Gesellschaft 8
M 2.2 Theorien von Karl Marx und Friedrich Engels 14
2. Teil: Widerstände in den Städten und auf dem Lande gegen die sozialen Missstände 15
M 3.1 Streiks und Demonstrationen 15
M 3.2 Regionale Widerstände 18
3. Teil: Maßnahmen zur Lösung der "Sozialen Frage" 19
M 4.1 Soziale Sicherung durch Politik, Unternehmen und Kirche 19
M 4.2 Verweis auf Eigenverantwortlichkeit 20
4. Teil: Erfolge bei der Lösung der "Sozialen Frage" 21
M 5.1 Höhere Entlohnung der Arbeiter 21
M 5.2 Arbeiterurlaub 21
M 5.3 Arbeiterwohnsiedlungen 21
M 5.4 Sicherheitsauflagen in den Betrieben 21
M 5.5 Pflicht zur Sozialversicherung 22
M 5.6 Verbot von Kinderarbeit 22
M 5.7 Bismarck'sche Sozialgesetzgebung 23
Erweiterungsmodul: Die "Neue Soziale Frage" 24
M 6.1 Die "Neue Soziale Frage" in Deutschland 24
M 6.2 Die „Soziale Frage" als globales Phänomen 24
Folien
M 1.5 Elende Wohnverhältnisse Folie 1
M 1.6 Formen von Frauen- und Kinderarbeit Folie 2
Klausurvorschlag
Vollzug der Invaliditäts- und Altersversicherung, Augsburg 1890 25
UNTERRICHTSVERLAUF
LITERATUR 3. Umschlagseite
Verlagstext
"Geschichte betrifft uns" bietet Planungsmaterial für einen modernen und interessanten Geschichtsunterricht in der Sek. II unter Berücksichtigung der Klassen 9 und 10. Jede Ausgabe enthält: eine Einführung ins Thema, kopierfertige Vorlagen der Texte, Übersichten, Schaubilder, Karikaturen und Fotos, Vorschläge für den Unterrichtsverlauf, Tafelbilder und einen Klausurvorschlag. In jeder Mappe finden Sie außerdem zwei farbige OH-Folien und eine CD-ROM.
Leseprobe
Ulrike Neß
Die Lösung der "Sozialen Frage"
Begriffsdefinition
In diesem Heft soll den Schülerinnen und Schülern die Lösung der "Sozialen Frage" nähergebracht werden. Mit dem Begriff der "Sozialen Frage" werden die sozialen Missstände, welche infolge der Industrialisierung im 19. Jahrhundert entstanden sind, bezeichnet.
Die hohe Arbeitslosigkeit, die prekäre Situation der sich in Arbeit befindenden Männer, Frauen und Kinder auf dem Lande und in den Städten, das Wohnungselend, die expansive Landflucht, das fehlende politische Mitspracherecht, die Ausbeutung am Arbeitsplatz und die Arbeit unter meist menschenunwürdigen Bedingungen wie auch die ungleiche Verteilung des Besitzes führten zu einer zunehmenden Spaltung der Gesellschaft.
Um dieser entgegenzuwirken, formulierten Etablierte aus Politik, Wirtschaft, Kirche und Gesellschaft diverse Lösungsansätze, die den Betroffenen mehr materielle Sicherheit und Freiheiten in Beruf, Familie und Freizeit bringen sollten.
Die Materialien dieser Heftausgabe zeigen die Ansätze zur Lösung der "Sozialen Frage" in der Gesellschaft des Industriezeitalters auf und werfen - in einem Erweiterungsmodul - auch einen Blick auf die neuen sozialen Herausforderungen in der Gesellschaft von heute.
Reaktionen auf die "Soziale Frage"
Die sozialen Gegensätze zwischen Arm und Reich, die strukturbedingte Stadt-Land-Diskrepanz, der Konflikt zwischen besitzlosen und besitzenden Klassen haben vielfach Reaktionen in den politischen, wirtschaftlichen, kirchlich-karitativen und gesellschaftlichen Kreisen hervorgerufen. Ihre jeweiligen Vertreter, wie z.B. der Ökonom und Sozialwissenschaftler
Gustav von Schmoller (1838-1917) oder der Unternehmer
Friedrich Harkort (1793-1880), Gründer der Harkort'schen Maschinenfabrik, nahmen durch Wort, Schrift und Tat am öffentlichen Diskurs teil, um auf das soziale Dilemma aufmerksam zu machen.
Die strukturelle Veränderung des Arbeitsmarktes hatte den sozialen Wandel in der Gesellschaft angestoßen.
Auf dem Lande sank die Nachfrage nach Waren und Stoffen, wie z. B. nach Leinengewebe, das oft in familiären Betrieben zu teuren Produkten verarbeitet worden war, wohingegen die maschinell gefertigten Massenprodukte in den Städten zunehmend mehr Absatz fanden.
Viele Tagelöhner, Handwerker, Dienstboten, Knechte und Mägde verloren damit ihren Lebensunterhalt und ihren geregelten Arbeitsplatz. Doch Arbeit war einerseits wirtschaftlich unverzichtbar für die Versorgung, andererseits auch moralisch notwendig, um gesellschaftlich respektiert zu werden. Die Misere, in der die Arbeitskräfte steckten, ihre harte Arbeit und ihre mangelnde soziale Absicherung bei Krankheit, Unfällen, Arbeitslosigkeit und Armut verschärften die sozialen Probleme.
Mit fortschreitendem Strukturwandel, wie beispielsweise durch den Ausbau des Eisenbahnnetzes oder durch neue Berufe, gab es mehr Wahlmöglichkeiten des Arbeitsplatzes vor allem für die Landbevölkerung.
Das Überangebot an Arbeitskräften in den Städten, das durch die steigende Zahl der Landflüchtigen verursacht wurde, verstärkte die soziale Not noch weiter. In den Fabriken arbeiteten Frauen, Kinder und Männer oft unter extrem harten Bedingungen, wie z.B. Lohnabzug bei fehlerhaftem Arbeiten, Über-stunden, Lärm und verschmutzter Luft, hoher Verletzungsgefahr durch das Fehlen von Schutzkleidung, mangelnde ärztliche Versorgung, fehlende Absicherung im Alter, bei Krankheit und bei Arbeitslosigkeit.
Nach den Theorien von
Karl Marx (1818-1883) und
Friedrich Engels (1820-1895) sollte daher die Ausbeutung des Proletariats durch die Kapitalisten zu einer proletarischen Revolution führen, die der siegreichen Arbeiterklasse die Macht im Staat bringen würde. Daraus ergäbe sich dann, dass nach der Behebung der sozialen Ungleichheit und dem Ende der Ausbeutung keine Unterdrückung von Menschen durch Menschen mehr vorhanden sein würde.
Widerstände und Protest
Gegen die Ausbeutung, lange Arbeitszeiten, geringe Löhne, generelle Arbeitsplatzunsicherheit, fehlenden Arbeitsschutz und mangelnde berufliche Perspektiven protestierten die Arbeiter in Form von Streiks, sowohl in den Städten als auch auf dem Lande. [...]