Inhaltsverzeichnis
ZUM INHALT 1
MATERIALIEN 5
Einstiegsmodul: Bismarck - Persönlichkeit und politischer Hintergrund 5
M 1.1 Zeittafel 5
M 1.2 Bismarck-Biografie in einem zeitgenössischen Schulbuch 6
M 1.3 Gedankenwelt und Politikverständnis 7
Grundkurs: Bismarck-politisches Wirken 8
1. Teil: Bismarck und die Verfassungsordnung 8
M 2.1 "Eisen und Blut" 8
M 2.2 Karikatur (1890) zum Verfassungskonflikt von 1863 8
M 2.3 "Lückentheorie" (Bismarck) 9
M 2.4 "Lückentheorie" (Wilhelm I.) 9
M 2.5 Bismarck und die Verfassung von 1871 10
M 2.6 Historikerurteile 10
2. Teil: Bismarck und die "Reichsfeinde" 14
M 3.1 Kampf gegen die Sozialdemokratie 14
M 3.2 Karikatur (1890): Bismarck und der Reichstag 1878 15
M 3.3 Sozialgesetzgebung 15
3. Teil: Bismarck und die Außenpolitik 19
M 4.1 Karikatur zur Annexion Elsass-Lothringens 19
M 4.2 "Cauchemar des coalitions" - Bismarcks "Kissinger Diktat" (18.6.1877) 19
M 4.3 "Ehrlicher Makler" - Bismarcks Selbstverständnis 20
M 4.4 Denkschrift zur Außenpolitik 20
M 4.5 "Wir führen keine Kriege mehr" (1890) 21
M 4.6 Verhältnis zu Frankreich 22
Erweiterungsmodul: Bismarck-Nachwirkung 23
M 5.2 Zum 80. Geburtstag Bismarcks (Gedichte) 23
M 5.3 Zum Tode (Gedicht) 23
M 5.4 Verhältnis Kanzler und Kaiser (Otto Hintze) 23
M 5.5 Wilhelm II. über Bismarck und Wilhelm I. 24
M 5.6 Bismarck-Plakate: Wahlkampfplakat der DNVP (1920) 24; Sowjetisches Propagandaplakat (1941) 25
M 5.7 "Der Lotse besteigt das Schiff" (1925) 25
M 5.8 Bismarck als Politiker - Umfrage: Welcher Deutsche hat Ihrer Ansicht nach am meisten für Deutschland getan? 25
Folien
M 5.11 Kaiserproklamation 1871 Folie 1
M 5.9 Bismarck-Denkmal in Hamburg Folie 2
Klausurvorschlag
Zeitgenössischer Leitartikel zur Entlassung Bismarcks, 1890 26
UNTERRICHTSVERLAUF 27
LITERATUR 3. Umschlagseite
Verlagstext
"Geschichte betrifft uns" bietet Planungsmaterial für einen modernen und interessanten Geschichtsunterricht in der Sek. II unter Berücksichtigung der Klassen 9 und 10. Jede Ausgabe enthält: eine Einführung ins Thema, kopierfertige Vorlagen der Texte, Übersichten, Schaubilder, Karikaturen und Fotos, Vorschläge für den Unterrichtsverlauf, Tafelbilder und einen Klausurvorschlag. In jeder Mappe finden Sie außerdem zwei farbige OH-Folien.
Leseprobe
Andreas Coenen
Bismarck
Historischer Ort
"Am Anfang war Bismarck." Mit dieser provokanten These charakterisierte der Historiker Thomas Nipperdey Bismarcks zentrale Rolle im Kontext der Reichsgründung und des politischen Geschehens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Deutschland.
Aus der Perspektive eines gesellschafts- und strukturgeschichtlichen Ansatzes erschien diese Annahme als eine unhaltbare Verengung im Sinne einer personalistischen Geschichtsdeutung, hinter der sich insgeheim eine stille Verehrung des Politikers und Staatsmannes Bismarck verberge. Der Hauptvertreter des historischen Ansatzes, Hans-Ulrich Wehger, sah im Deutschen Kaiserreich von 1871 einen pseudokonstitutionellen Semiabsolutismus realisiert. Bismarck habe ein bonapartistisches Diktatorialregime geleitet. Aus dieser Sicht fungierte Bismarck als Vollzugsorgan bestehender politischer und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen und nicht als deren unverwechselbarer Gestalter. Dies impliziert eine Kritik an den undemokratischen Strukturen der damaligen Verfassungs- und Gesellschaftsordnung.
Um Bismarcks Rolle in der deutschen Geschichte bewerten zu können, erscheint es sinnvoll, zwischen seinem politischen Wirken und seiner nachträglichen Mythologisierung respektive politischen Instrumentalisierung zu unterscheiden. Insbesondere der langlebige Bismarck-Mythos verstellte den nüchternen Blick auf diese politische Schlüsselfigur des 19. Jahrhunderts und war häufig der Hintergrund historischer Kontroversen. Ein Blick auf Bismarcks Biografie soll seine zentralen politischen Handlungsmotive und -maximen verdeutlichen.
Biografischer Hintergrund und Staatsverständnis
Otto von Bismarck wurde 1815 in eine altmärkische Adelsfamilie hineingeboren. Treue zum König und Festhalten an der monarchischen Grundordnung in Staat und Gesellschaft waren Konstanten im ländlich-aristokratischen Milieu dieser Zeit. Diese Prägung bestimmte Bismarcks Handeln über die gesamte Zeit seiner politischen Laufbahn.
Das politische Urerlebnis Bismarcks war die Revolution von 1848. In ihr wurde deutlich, dass die monarchische Ordnung durch die zunehmenden Kräfte des Liberalismus und Nationalismus herausgefordert und in ihrem Bestand gefährdet war. Bismarck trat in Preußen als entschiedener Verfechter der Gegenrevolution auf. Doch anders als vielen seiner aristokratischen Standesgenossen war ihm klar, dass das metternichsche System der Kontrolle und Unterdrückung nationaler und liberaler politischer Bestrebungen keine Zukunft mehr hatte. Nur durch die Einbindung der liberalen und nationalen Kräfte in die Verfassungsordnung war die monarchische Ordnung überlebensfähig. Bismarck war ein "weißer Revolutionär". Seine politischen Ziele waren und blieben monarchisch-konservativ, seine Mittel und Methoden waren hingegen geradezu revolutionär. Nipperdey sprach in diesem Zusammenhang von der Modernität der bismarckschen Modernitätsbarrieren. Der Vorwurf, Bismarcks Politik und der von ihm wesentlich mitgestalteten Verfassungsordnung habe es trotz eines modernen Wahlrechts an demokratischen Elementen gemangelt, ist anachronistisch und übersieht zugleich Bismarcks zentrales politisches Ziel: die Konservierung bzw. Restabilisierung der monarchischen Ordnung.
Am Ende seines Lebens hatte auch Bismarck Zweifel, ob die monarchische Ordnung trotz Modernisierung dauer haft überlebensfähig sei. Aus diese Ordnung ausbrechen konnte und wollte er nicht. In seinem politischen Handeln war er, bedingt durch die Verfassungsordnung, auf das Vertrauen des Monarchen angewiesen. Eine Parlamentarisierung oder gar Demokratisierung Preußens und Deutschlands war aus seiner Position heraus weder gewünscht noch möglich. Erst der Weltkrieg und die anschließende Revolution machten in Deutschland den Weg für eine demokratische Ordnung frei. ...