Inhaltsverzeichnis
ZUM INHALT 1
MATERIALIEN 4
Grundkurs 1: Phasen der Industrialisierung 4
1. Teil: Vorbedingungen und leichtindustrielle Phase 4
M 1.1 Zeittafel 1760-1840 4
M 1.2 Jürgen Osterhammel: Energie und Industrie 4
M 1.3 Entwicklung der Hauptsektoren und Gewerbezweige 5
M 1.4 Rainer Wirtz: Ansehen der Fabrikarbeit 5
M 1.5 Berichte über die Arbeitsbedingungen in Baumwollspinnereien 6
M 1.6 Kinderarbeit und Disziplinierung (England, 1. Hälfte des 19. Jh.) 6
2. Teil: Schwerindustrie: Das stählerne Zeitalter 7
M 2.1 Zeittafel 1830-1890 7
M 2.2 Schalker Gruben- und Hüttenverein, Bau der ersten Hochofenanlage 7
M 2.3 Karl H. Metz: Schwerindustrie 8
M 2.4 Hauptreviere in Preußen 8
M 2.5 Rudolf Stöber: Auf die Staatsgründung folgt ein Gründerkrach 9
3. Teil: "Neue" Industrien: Elektro- und Chemieindustrie 10
M 3.1 Zeittafel 1880-1914 10
M 3.2 Beate Binder: Elektrifizierung als Vision 10
M 3.3 Ludwig Sütterlin: Buchillustration (1897) 10
M 3.4 Werner Abelshauser: Die Mitbestimmung macht Firmen profitabel 11
M 3.5 Entwicklung der Technik 12
Grundkurs II: Auswirkungen und Folgen 13
4. Teil: Demographie, Urbanisierung und Migration 13
M 4.1 Wachstum und Wanderungen 13
M 4.2 Johann Hinrich Wichern: "Quartiere der Deklassierten" (1847) 14
M 4.3 Thomas Theodor Heine: Karikatur im „Simplicissimus" (1901) 14
5. Teil: Gesellschaftlicher Wandel und "Soziale Frage" 15
M 5.1 J. Neuheiser: Armut und Arme in sozialistischer Sicht 15
M 5.2 Lexikonartikel "Proletarier" (1888) 15
M 5.4 Friedrich Engels: Bildbeschreibung (1844) 18
M 5.5 "Kommunistisches Manifest" (2011) 18
M 5.6 Friedrich Wilhelm Harkort: Brief an die Arbeiter (1849) 19
Erweiterungsmodul 20
6. Teil: Frauen in der Industrialisierung (M 6.1) 20
7. Teil: Umweltverschmutzung und Umweltbewusstsein (M 7.1-M 7.3) 21
8. Teil: Der industrialisierte Krieg (M 8.2-M 8.3) 23
Vertiefungsmodul: Die Erfolgsgeschichte des Eisenbahnbaus 24
M 9.1 Entwurf für ein deutsches Eisenbahnnetz 1833 24
Folien
M 5.3 Die schlesischen Weber (Carl Wilhelm Hübner, 1844) Folie 1
M 8.1 Simplicissimus: "Vaterlandsliebe" (Th. Th. Heine, 1901) Folie 2
Klausurvorschlag
Flurin Condrau: Industrialisierung als Revolution? 25
UNTERRICHTSVERLAUF 26
LITERATUR 3. Umschlagseite
DVD-BEILAGE
Filmmaterialien (Video-DVD und CD-ROM) Video 01
Arbeitsmaterialien zu den Filmen (CD-ROM) DVD-Material
Verlagstext
"Geschichte betrifft uns" bietet Planungsmaterial für einen modernen und interessanten Geschichtsunterricht in der Sek. II unter Berücksichtigung der Klassen 9 und 10. Jede Ausgabe enthält: eine Einführung ins Thema, kopierfertige Vorlagen der Texte, Übersichten, Schaubilder, Karikaturen und Fotos, Vorschläge für den Unterrichtsverlauf, Tafelbilder und einen Klausurvorschlag. In jeder Mappe finden Sie außerdem zwei farbige OH-Folien.
Leseprobe
Jochen Pahl
Industrialisierung I
Deutschland 1780-1914
Diese Ausgabe von "Geschichte betrifft uns" ist das erste von zwei Heften mit Filmbeilagen, die das Thema „Industrialisierung" behandeln. Mit dem zweiten Heft, das voraussichtlich im Herbst 2012 erscheinen wird, sollen stärker Theorien und Modelte des Industrialisierungsprozesses in den Blick genommen werden, der zeitliche Rahmen bis zum Strukturwandel im 20. Jahrhundert ausgeweitet werden und zudem eine globalere Perspektive zum Tragen kommen.
Wie der Untertitel des vorliegenden Heftes „Deutschland 1780-1914" zeigt, wird der Fokus hier zum einen zeitlich auf das „lange 19. Jahrhundert" gelegt und zum anderen auf die Geschichte eines erfolgreichen Nachzüglers: Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren die Voraussetzungen für industriellen Aufschwung in Deutschland im Vergleich zu anderen Staaten Westeuropas eher ungünstig. Ein einigermaßen einheitlicher Wirtschaftsraum wurde erst in mehreren Schritten geschaffen. Der Teppich ungleichgewichtiger Territorien des Alten Reiches, das bis 1806 bestand, sollte nach den Vorstellungen des Wiener Kongresses (1814/15) eine gemeinsame Zollpolitik betreiben. Realisiert wurde dieses Ziel jedoch erst später. Nach mehreren Versuchen der Einigung bildete sich am 1. Januar 1834 der (noch unvollständige) Deutsche Zollverein. Die Einigung Deutschlands wurde durch das Wachstum des Handels und vor allem auch durch die herausragende Rolle der Eisenbahn für die Bitdung einer Verkehrsinfrastruktur befördert. Die Reichsgründung von 1871 schuf schließlich ein einheitliches Zoll- und Handelsgebiet und machte den Zollverein überflüssig.
Charakter und Phasen der Industrialisierung
Wenn hier vor allem Auswirkungen und Folgen der Industrialisierung in Deutschland behandelt werden, darf dennoch nicht vergessen werden, dass dieser epochale Prozess, der Staat und Gesellschaft von Grund auf veränderte, kein nationalgeschichtliches Phänomen ist. Die Wiege der Industrialisierung ist unbestritten England. Die Forschung hat aber schon seit den 1960er-Jahren herausgearbeitet, dass es vielmehr Regionen in England waren, die zum Ausgangspunkt neuartiger Phänomene wurden und nicht England als Gesamtnation. Der südliche Teil der Grafschaft Lancashire schaffte am Ende des 18. Jahrhunderts zuerst den Sprung in eine industrielle Baumwollproduktion. Bedeutende Führungsregionen in Deutschland, die schon früh eine ungewöhnliche Dynamik entwickelten, waren z.B. der Aachener Raum, das Bergische Land, Oberschlesien oder Sachsen.
Übersetzt in ein einfaches volkswirtschaftliches Sektoren-Modell mit dem primären Sektor Landwirtschaft, dem sekundären Sektor Gewerbe bzw. Industrie und dem tertiären Sektor Dienstleistungen, beschreibt "Industrialisierung" ein überproportionales Wachstum der Gewerbeproduktion (M 1.3). Die Untersuchung des sekundären Sektors offenbart aber nicht nur quantitative Effekte, die sich an Beschäftigtenzahlen und Wertschöpfung ablesen lassen. Hinzu kommen auch qualitative Veränderungen: die Einführung neuer Technik, der Einsatz von Maschinen in der Produktion, die zentral von einer Energiequelle angetrieben werden, und die Organisation der Arbeit an einem zentralen Ort - kurzum, der Durchbruch des Fabriksystems.
Im englischen Cromford bei Derby (East Midlands) war Richard Arkwright (1732-1792) ein Vorreiter, der auf diese Weise Anfang der 1770er-Jahre mit von ihm erfundenen Spinnmaschinen ("Waterframe") zum Baumwollindustriellen aufstieg. Nur ein gutes Jahrzehnt später gelang einem Elberfelder Kaufmann der Technologietransfer nach Deutschland. Genauer gesagt handelte es sich um Industriespionage und das Abwerben einer englischen Equipe, die die neuen Maschine bedienen und unterhalten konnte. Für den Historiker Gerd Hardach stellt dieser Vorgang ein Schlüsseldatum dar: "Im Spätsommer des Jahres 1784 eröffnete Johann Gottfried Brügelmann seine Maschinenspinnerei in Ratingen und leitete damit in Deutschland die Industrielle Revolution ein" (Geschichte und Gesellschaft, 17/1991, 5.102-113). Die herausragenden Persönlichkeiten unter den Unternehmern und Tüftlern sollten aber nicht dazu verführen, komplexe und in vielen Bereichen eher graduelle Entwicklungen als Heldengeschichte zu erzählen. So ist die Fortentwicklung der Dampfmaschine durch James Watt (1736-1819) allein kein hinreichender Grund für die Etablierung des Fabriksystems, wie es das gängige Klischee gerne glauben machen möchte. Gerade in der Textilbranche war etwa die Wasserkraft noch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein von großer Bedeutung. So fordert denn auch der Wirtschaftshistoriker Toni Pierenkemper: "Die Sicht der Industriellen Revolution als einer Heldengeschichte großer Erfinder bedarf dringend einer Revision". [...]