Inhaltsverzeichnis
ZUM INHALT 1
MATERIALIEN 5
instiegsmodul: „Wir“ ― und wer nicht? 5
M 1.1 Liedtext „Wir“ von Freddy Quinn (1966) 5
Grundkurs: Musik macht Staat? 6
1. Teil: Die Gesellschaft der jungen BRD 6
M 2.1 Chronologie zur Gesellschaftsgeschichte der BRD der 1950er-Jahre 6
M 2.2 Orientierungswissen: Jungsein in der BRD der 1950er-Jahre 7
M 2.3 Aufnahmen aus Alltag und Gesellschaft I: Kaffee-Tafel 1950 8
M 2.4 Aufnahmen aus Alltag und Gesellschaft II: Eintritt verboten 8
M 2.5 Protest ― eine Definition 8
2. Teil: Rock ’n’ Roll ― Alles nur Spaß? 9
M 3.1 Spiegel-Bericht über die Deutschland-Tournee von Bill Haley (1958) 9
M 3.2 Zeitzeugen- und Pressebericht: „Und dann kam der erste Rock ’n’ Roll ...“ 10
3. Teil: Make love not war ― Party als Protest? 11
M 4.1 Chronologie zur Gesellschaftsgeschichte der BRD der 1960er-Jahre 11
M 4.2 Der Beat-Club ― eine neue Provokation? 12
M 4.3 Spiegel-Bericht: „Übertriebene Generation“ (1967) 13
M 4.4 Orientierungswissen zum SDS und zur APO 14
M 4.5 Studentenproteste gegen den Vietnamkrieg (1968) 15
M 4.6 Der „Vietnamsong“ 18
M 4.6 Der „Vietnamsong“ (Übersetzung) 19
Aufbaukurs: Punk ― No future? 20
M 5.1 Chronologie zur Gesellschaftsgeschichte der BRD der 1970er-Jahre 20
M 5.2 Punk ― eine Provokation 20
M 5.3 Der Spiegel: „Punk: Nadel im Ohr, Klinge am Hals“ 21
M 5.4 Unbeschreiblich weiblich: Nina Hagen „Godmother of Punk“ 22
M 5.5 Der Spiegel: „Das Jahrhundert der Befreiung: Die Emanzipation der Frau“ 22
Urteilsmodul: Pop ― Protest oder Spielball der Medien? 23
M 6.1 Definition von Geschichtskultur nach Hans-Jürgen Pandel 23
M 6.2 Werner Lindner: Jugendprotest und Medien 23
M 6.3 Illustration der 68er-Bewegung im Haus der Geschichte 24
Folien
M 1.2 BRAVO-Cover Freddy Quinn Folie 1
M 4.7 Proteste gegen den Vietnamkrieg Folie 2
Klausurvorschlag 25
Bericht des Stern über die Senatskundgebung „Für Freiheit und Frieden“
in Berlin vom 21.2.1968 25
UNTERRICHTSVERLAUF 26
LITERATUR 3. Umschlagseite
Verlagstext
"Geschichte betrifft uns" bietet Planungsmaterial für einen modernen und interessanten Geschichtsunterricht in der Sek. II unter Berücksichtigung der Klassen 9 und 10. Jede Ausgabe enthält: eine Einführung ins Thema, kopierfertige Vorlagen der Texte, Übersichten, Schaubilder, Karikaturen und Fotos, Vorschläge für den Unterrichtsverlauf, Tafelbilder und einen Klausurvorschlag. In jeder Mappe finden Sie außerdem zwei farbige OH-Folien.
Leseprobe
Gabriele Kersting
Politik goes Pop?!
Jugend, Musik und Protest in der BRD
"Wild thing you make my heart sing ... you make everything groovy ..." Diesen Song spielte Jimi Hendrix auf einer brennenden Gitarre: eine Demonstration des Rocks. Laut, sexy, wütend und scheinbar grenzenlos: "ein Urschrei des 20. Jahrhunderts", "rebellische Sounds, die später von der Musikindustrie vereinnahmt, gezähmt und zur Ware gemacht wurden". So stellte der TV-Sender ARTE im Frühjahr 2013 eine Dokumentation über die Bedeutung des Rocks vor.
Unbestritten ist, dass Herrschaft und Macht sowie deren Erosion in erheblichem Umfang auch auf symbolischen Dimensionen beruhen, zu denen die Musik zählt. Musik kann somit eine tragende Rolle für politische und soziale Ordnungen übernehmen, aber eben auch eine kritisierende und demontierende. Eine derartige Wirkung ergibt sich erst aus dem Kontext — aus der Eingebundenheit in soziale Verhältnisse, der Funktion in einer bestimmten Zeit und unter bestimmten Umständen. Wie kaum ein anderes Medium transportieren populäre Lieder Emotionen, Lebens- und Wertvorstellungen sowie politische Meinungen. Damit lassen sich Erkenntnisse über die Geschichte der "kleinen Leute" sowie Einblicke in deren kulturelle Hintergründe und die gesellschaftspolitischen Auswirkungen gewinnen. Lieder und Musik rücken vor diesem Hintergrund mehr und mehr in den Fokus der Alltags- und Gesellschaftsgeschichte. Dies gilt vor allem für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts — zumal hier das quellenkritische Hindernis aufgrund fehlenden auditiven und visuellen Materials weitgehend behoben ist. Versteht man mit Niklas Luhmann Protest als "Kommunikationen, die an andere adressiert sind und deren Verantwortung anmahnen", sind damit Partizipation und eine öffentliche Bekundung des Nichteinverstandenseins, des Missfallens nichtstaatlicher Akteure gemeint, die sich kollektiv für gesellschaftliche oder politische Anliegen einsetzen. Hierbei werden konventionelle Formen — wie politische Diskussionen, Mitarbeit in lokalen Projekten, Bürgerinitiativen, Wahlen etc. — von unkonventionellen unterschieden. Letztere sind nicht abschließend definiert und werden stetig durch neue Protestformen ergänzt. Dazu gehören beispielsweise ziviler Ungehorsam, Steuerstreiks, Besetzungen des öffentlichen Raums oder Blockaden. Aus diesem Blickwinkel erhalten auch die auf den ersten Blick des politischen Statements unverdächtigen Lieder eine gesellschaftsreflektierende und politische Implikation. Gerade die weit verbreitete populäre Musik kann Auskunft über Stimmungen und Ideen ihrer Entstehungs- und Verbreitungszeit geben. Populäre Musik kann dabei sowohl herrschende Geschichtsauffassungen unterlaufen als auch dominante Deutungen, die wissenschaftlich nicht zu halten sind, massenwirksam reproduzieren. Populäre Musik, ihre Verbreitung und Nutzung auch über visuelle Medien mittels Konzertaufnahmen, Videoclips, Fernsehsendungen ist zudem ein einflussreicher Teil der gegenwärtigen Geschichtskultur. Deutlich wird dies in der Dominanz der Emotionalisierung, der Personalisierung im Star-Kult, der Visualisierung oder Dekontextualisierung von Geschichte, die zu einer Verwischung der Grenzen zwischen Dokumentation und Fiktion führen kann. Nicht zuletzt aufgrund der rasanten und breiten Medialisierung der westlichen Gesellschaft im 20. Jahrhundert durchdringen Rock und andere populäre Musikrichtungen, übergreifend als Popmusik bezeichnet, heute alle Lebensbereiche nicht nur von Jugendlichen. Als genuin popmusikspezifisch erscheinen auf den ersten Blick die Probleme des Heranwachsens in der vorgefundenen und (immer) kritikwürdigen Gesellschaft. Im Sinne der Alltags- und neueren Kulturgeschichte stellen zahlreiche Lieder von Elvis Presley, Bill Haley sowie der Beatles, Rolling Stones oder auch von Jimi Hendrix — um nur die heute bekanntesten Künstler zu nennen — Zeugnisse der Politisierung und des Protestes dar, die für die Jugendlichen zur Zeit ihrer Veröffentlichung prägend waren. Die Lieder und vor allem ihre Rezeption sind in dieser Hinsicht Quellen für die politische Kultur. Sie waren "Kult" und Mittel eines weithin gewaltfreien Protestes, der in der Bundesrepublik Deutschland primär von jugendlichen Akteuren getragen wurde.
Pop- und Rockmusik müssen heute als Bestandteile der Geschichtskultur begriffen werden. Die Verknüpfung von Musik mit zeitgeschichtlichen Ereignissen ist aus der medialen Darstellung von Geschichte in Form von Dokumentationen, Interviews oder auch fiktionalen Aufbereitungen nicht mehr wegzudenken. Dies ist umso bedeutender, als Musik und damit verbundene Protestbewegungen, auch in Verbindung mit Dokumentationen, Filmen bis hin zu Werbespots, Teil der alltäglichen Lebenswelt der Schüler/-innen wie der Geschichtskultur sind. Sie bestimmen in erheblichem Maße das Geschichtsbewusstsein des Einzelnen, nehmen viel [...]
Abstracts
Pop- und Rockmusik müssen heute als Bestandteile der Geschichtskultur begriffen werden. Die Verknüpfung von Musik mit zeitgeschichtlichen Ereignissen, besonders mit jugendlichen Protestbewegungen, wird in dieser Ausgabe anhand der 1950er-, 1960er- und 1970er-Jahre thematisiert.
Ausgehend von Chronologien zur Gesellschaftsgeschichte der entsprechenden Dekaden wird anhand von Bild- und Textmaterial die gesellschaftsgeschichtliche Wirkung von populärer Musik und deren Steuerung durch die Medien untersucht. Exemplarisch werden dabei die Möglichkeiten und Grenzen von Musik zum Ausdruck von Protest nach 1945 in der Bundesrepublik Deutschland behandelt.
Abgerundet werden die Materialien durch einen Klausurvorschlag, der eine Auseinandersetzung mit einem konkreten Ereignis von 1968 vor dem Hintergrund des historischen Kontextes fordert.