Inhaltsverzeichnis
ZUM INHALT 1
MATERIALIEN 5
Einstiegsmodul: Befreiung, Zusammenbruch, Besatzung 5
M 1.2 Helmut Eschwege (Remigrant) 5
M 1.3 Erich Hansen (Nationalsozialist) 6
M 1.4 Renate Dziemba (Tochter eines deutschen Soldaten) 7
Grundkurs: Befreiung, Entmachtung, Teilung 8
l. Teil: Nachkriegsordnung 8
M 2.1 Konferenzen in Teheran (1943) und Jalta (1945) 8
M 2.2 "Potsdamer Abkommen" 9
M 2.3 Besatzungszonen, Grenzen, Einflusssphären 10
2. Teil: Nachkriegsalltage 11
M 3.1 Trümmerzeit 11
M 3.2 DP-Camps 12
M 3.3 Berlin-Blockade 12
3. Teil: Nachfolgestaaten des nationalsozialistischen Deutschlands 13
M 4.2 Nürnberger Prozess 13
M 4.3 Entnazifizierung: "Künstliche Revolution"? 14
M 4.4 Wiedergutmachung 15
4. Teil: Kalter Krieg 18
M 5.1 Ende der Anti-Hitler-Koalition 18
M 5.2 Sowjetische Besatzungszone 19
M 5.3 Opposition gegen die Teilung 20
M 5.4 Gründung der Bundesrepublik 21
M 5.5 Gründung der DDR 22
Erweiterungsmodul: Zurückkommen? Befreiung? 23
M 6.1 Zurückkommen? Briefwechsel Karl Jaspers und Hannah Arendt 23
M 6.2 Befreiung? Richard von Weizsäcker zum 8. Mai 1985 24
Folien
M 1.1 "Best wishes form Berlin" (1946 Folie 1
M 4.1 Europa unterm Hakenkreuz Folie 2
Klausurvorschlag
Thomas Mann: Warum ich nicht nach Deutschland zurückkehre (1945) 25
UNTERRICHTSVERLAUF 26
LITERATUR 3. Umschlagseite
Verlagstext
"Geschichte betrifft uns" bietet Planungsmaterial für einen modernen und interessanten Geschichtsunterricht in der Sek. II unter Berücksichtigung der Klassen 9 und 10. Jede Ausgabe enthält: eine Einführung ins Thema, kopierfertige Vorlagen der Texte, Übersichten, Schaubilder, Karikaturen und Fotos, Vorschläge für den Unterrichtsverlauf, Tafelbilder und einen Klausurvorschlag. In jeder Mappe finden Sie außerdem zwei farbige OH-Folien.
Leseprobe
Martin Jander
Deutschland 1943-1949
Die Auseinandersetzung mit der Entmachtung und der Teilung Deutschlands nach dem Nationalsozialismus ist eine wesentliche Aufgabe des Geschichtsunterrichts. Sie ermöglicht es Schülerinnen und Schülern, die gegenwärtige Bundesrepublik und ihre (geteilte) Vorgeschichte zu verstehen.
Der Unterricht zu diesem Thema kann das Problem nicht umgehen, dass häufig in den Erzählungen deutscher Familien von dieser Geschichte ein Bild kolportiert wird, das zwar mit vielen stimmigen Fakten argumentiert, den Kontext jedoch nicht selten beiseite schiebt oder verdreht wiedergibt. In der Regel beginnt die familiäre Erzählung der Geschichte mit dem Ende des Krieges. Die Entwicklungen seit 1945, besonders die Flucht und Vertreibung vieler Deutscher aus Osteuropa und die Teilung des Landes, werden in vielen Details berichtet. Der Kontext "Nationalsozialismus" wird dabei häufig ausgeblendet.
Behutsam - und mit aller gebotenen Vorsicht - versucht die vorliegende Unterrichtsreihe solch einem einseitigen bzw. verkürzten Geschichtsbild entgegenzuwirken. Der historische Kontext "Nationalsozialismus" wird dargelegt; die Nachkriegsgeschichte wird in ihren Bezügen zum nationalsozialistischen Deutschland sichtbar gemacht.
Die Unterrichtseinheit ist auf die - einen Wendepunkt in der deutschen Vergangenheitspolitik markierende - Rede des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker (siehe M 6.2) aufgebaut. R. von Weizsäcker führte am 8. Mai 1985 aus, dass die Geschichte der Deutschen nach 1945 ohne den Nationalsozialismus und seine Verbrechen nicht gedacht werden kann.
Es ist nicht Ziel der Unterrichtsreihe, die Teilung des Landes und die Vertreibung von Deutschen am Ende des Nationalsozialismus zu leugnen. Das gewiß nicht. Aber diese Ereignisse, die in der Erinnerung der Bürger/-innen der Bundesrepublik Deutschland als Erlebnisse tiefe Spuren hinterlassen haben, sind ohne den vorangegangenen Nationalsozialismus nicht zu verstehen. Die Deutschen wurden während des Krieges, an seinem Ende und danach Opfer der Politik der Alliierten, weil sie es nicht geschafft hatten, den Nationalsozialismus selbst - von innen her - zu zerstören. Er musste von außen zerbrochen werden. Ohne die Besatzung Deutschlands hätte Deutschland selbst nicht befreit werden können. Auch die von Deutschland besetzten Länder, die kaum zählbaren Opfer der nationalsozialistischen "Neuordnung Europas" wären ohne die vollständige Niederlage Deutschlands nicht frei geworden.
Befreiung, Zusammenbruch und Besatzung
Der Streit um die Begriffe "Befreiung", "Besatzung" und "Zusammenbruch" und die damit verbundenen kontroversen Sichtweisen auf die Nachkriegsgeschichte der beiden deutschen Staaten sind nicht neu. In der Bundesrepublik Deutschland ist der Disput in der Mitte der 80er-Jahre des letzten Jahrhunderts quer durch die ganze Gesellschaft hindurch ausgetragen worden.
In der DDR hat diese Auseinandersetzung nicht stattfinden können, denn die Diktaturen sowjetischen Typs in Osteuropa gestatteten keine öffentlichen Debatten. In der DDR war der Terminus "Befreiung" propagandistisch festgeschrieben, obwohl offensichtlich war, dass die Befreiung vom Nationalsozialismus eine andere Diktatur zur Folge hatte.
Nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik ist dieser Disput nicht wieder so heftig aufgeflammt wie 1986 im "Historikerstreit". Die Kontroversen um die Bombardierung deutscher Städte während des Nationalsozialismus, die Flucht und Vertreibung der Deutschen aus Ostmitteleuropa an seinem Ende und die Teilung des Landes als Konsequenz des Auseinanderbrechens der Anti-Hitler-Koalition im Kalten Krieg zeigen jedoch, dass diese Auseinandersetzung auch im nunmehr vereinigten Deutschland
andauert.
Die aus Nazi-Deutschland geflohenen Menschen, die Erfahrungen der Menschen in den von Deutschland besetzten Ländern und Gebieten und die Stimmen der überlebenden NS-Opfer in Deutschland werden aus dem kollektiven Gedächtnis der Gesellschaft weitgehend ausgeblendet. Ihre Stimmen werden, wenn überhaupt, nur am Rande wahrgenommen. In den familiären Erzählungen der Mehrheitsgesellschaft kommen die NS-Opfer, die Widerständler, die Nicht-Angepassten und die Exilierten nicht vor. Der Kern der Narration liegt in der Ausblendung wesentlicher Erfahrungen. ...