Silke Egbers
Kultur, Gesellschaft und Mentalitäten in der Weimarer Republik
Die Anfänge der Weimarer Republik
Deutschland zwischen 1918 und 1933, die Geschichte der Weimarer Republik, ist eine Zeit voll politischer, geistiger und kultureller Entwicklung, die mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten ein schlagartiges Ende fand. Hannah Höch, Dada-Künstlerin der Weimarer Republik, bezeichnete die Geburt der Weimarer Republik als eine aus einem Korsett eingeschnürte Gesellschaft, die nun in die Freiheit entlassen wurde. Die Dauer von nur 14 Jahren dieser ersten deutschen Republik wird von vielen Historikern unter der Berücksichtigung von Start- und Rahmenbedingungen als ein erstaunlich langer Zeitraum bezeichnet. Die wohl größte Belastung dabei war der Versailler Vertrag, der ausgedehnte Gebietsabtretungen vorsah, tiefe Eingriffe in das Wirtschaftsleben vornahm und eine enorme Einschränkung der Souveränität und der außenpolitischen Handlungsmöglichkeiten bedeutete.
Parallel dazu kämpften die Repräsentanten der Republik gegen die ehemalige militärische und politische Führung, die die Kriegsniederlage zwar politisch zu verantworten hatte, aber jegliche Verantwortung für den Versailler Vertrag ablehnte.
Immer wieder vermischten die Anhänger des Kaiserreichs die Zusammenhänge zwischen Ursache und Folgen und erzeugten so den Eindruck, die zahlreichen sozialen und wirtschaftlichen Probleme der Nachkriegszeit seien einzig und allein durch die neue Reichsregierung zu verantworten. Sie versuchten, die alte Ordnung des Kaiserreichs als einzig gültige politische Lösung und die junge Demokratie als eine nicht funktionierende politische Ordnung einer breiten Bevölkerungsschicht darzustellen.
Diese permanente Einflussnahme auf die Politik äußerte sich u.a. in der Dolchstoß-Legende und der Beteuerung der Kriegsunschuld und war von Anfang an ein belastender Teil der jungen Republik. Gleichzeitig nahm die Revolutionsregierung die notwendigen Einschnitte in alte Machtstrukturen und verkrustete Verwaltungsapparate nicht vor. Entscheidende Machtstrukturen aus Großgrundbesitz, industrieller Führungselite und altem Offizierskorps blieben in ihren wichtigen Funktionen erhalten und übten weiterhin Einfluss auf die Politik aus.
Enttäuschung und Verbitterung seitens der Arbeiterschaft waren das Ergebnis und Aufstände und Unruhen führten zu einer weiteren Destabilisierung der jungen Demokratie. Gewaltsame Aktionen und Aufstände wurden mithilfe von Freikorpstruppen unter der Führung kaiserlicher Offiziere niedergeworfen und führten in der Konsequenz zu einer Ablehnung der Republik durch die Linken, die den Militarismus wieder erstarken sahen.
Von Anfang an war daher die Weimarer Republik mit einer Auseinandersetzung mit einer starken politischen Rechten aus ehemaligen Kaisertreuen sowie einer das System ablehnenden Linken konfrontiert. Trotz aller politischen Konfrontationen gelang es aber den führenden Machthabern, im Sommer 1919 die "Weimarer Verfassung" zu verabschieden. Die Einführung des Frauenwahlrechts sowie Fortschritte in der Arbeitspolitik wie beispielsweise die Anerkennung der Gewerkschaften, die Einführung des Achtstundentags, Gründung von Betriebsräten und politische Freiheiten wie z.B. die zunächst völlige Pressefreiheit waren nur einige der vielfältigen gesellschaftlichen Veränderungen dieser politischen Epoche.
Kultur und Gesellschaft
Im Hinblick auf Kultur und Gesellschaft gilt für die Zeit der Weimarer Republik, dass sie eine der schöpferischsten und glanzvollsten Epoche der deutschen Geschichte darstellt. Ein rasanter Aufschwung in den 1920er-Jahren und eine unbändige Experimentierfreude mit bis dahin nicht gekannter Radikalität führten zu einer Vielfalt und Modernität in Kunst und Kultur, deren Auswirkungen und deren Einfluss bis in die Gegenwart hinein (allein unterbrochen durch zwölf Jahre nationalsozialistischer Diktatur) inhaltlich und formal prägend sind. Unterstützend wirkten dabei technische Entwicklungen und Neuerungen sowie amerikanische Impulse vor allem im Musik- und Filmbereich.
Mit den politischen Veränderungen ging auch eine parallele Entwicklung der Kunst und eine Veränderung der Gesellschaft einher. Gilt für die Zeit des Übergangs vom Kaiserreich zur Republik zwischen 1918 und 1923 eine eher noch expressionistische Ausrichtung der Kunst, so findet sich ab 1924 parallel zur Stabilisierung der politischen Situation eine Hinwendung der Kunst zur Neuen Sachlichkeit. Ab 1930 finden sich dann auch in Kunst und Kultur sowohl proletarisch-revolutionäre Elemente wie auch stark nationalsozialistisch geprägte Inhalte wieder, parallel zu den politischen Entwicklungen und Ereignissen.
Gleichzeitig blieben aber sowohl die Kunst als auch die Gesellschaft mehrfach gespalten. Neben den vielfältigen und anspruchsvollen avantgardistischen Neuerungen finden sich auch weiterhin traditionalistische Strömungen; sowohl proletarische wie auch konservative und völkische Richtungen sind auszumachen. [...]
Inhaltsverzeichnis
ZUM INHALT 1
MATERIALIEN 5
Einstiegsmodul: Zeitgenössische Literatur 5
M 1.1 Kurt Tucholsky: Der Graben (1926) 5
M 1.2 Ernst Jünger: In Stahlgewittern (1920) 5
Grundkurs: Kultur, Gesellschaft und Alltag in 6 der Weimarer Republik
1. Teil Kulturelles Leben 6
Theater 6
M 2.1 „Die deutsche Republik" von Erich Weinert 6
M 2.2 Sozialisierung des Theaters 8
M 2.3 Verfassungsrecht auf freie Meinungsäußerung 8
M 2.4 Eine Zensur findet nicht statt? 8
Kunst 9
M 3.1 Max Beckmann 9
M 3.2 Kennzeichen der Neuen Sachlichkeit 9
M 3.4 Conrad Felixmüller 10
M 3.5 Felixmüller: Arbeiterfrau mit Kind 10
M 3.6 George Grosz 10
M 3.7 Grosz: Christus am Kreuz 10
Architektur: Wohnungsbau 11
M 4.1 Verfassungsrecht: Wohnen 11
M 4.2 Moderner Siedlungsbau 11
M 4.3 Das Araberdorf 11
Medien: Zeitung, Hörfunk, Film 12
M 5.2 Kino in der Weimarer Republik 12
M 5.3 Deutscher Militärschwank (1931) 12
M 5.4 Die erste Radiostunde 13
M 5.5 Rundfunkansprache von Alfred Hugenberg zur Reichstagswahl am 31. Juli 1932 13
M 5.6 Alfred Hugenberg - Mediengigant 14
M 5.7 Die Presse im Spiegel der Zeit 15
M 5.8 Günter Dallmann: „Hugenberg" (1929) 15
2. Teil Gesellschaftliches Leben 18
Sport und Körperkultur 18
M 6.1 Arbeiter-Turn- und -Sportbund 18
M 6.2 Sportunterricht auf dem Land 18
M 6.3 Turnübungen 18
M 6.4 Körperkult 18
Alltag 19
M 7.1 Deesbach überlebt den Winter nicht 19
M 7.2 Bettelscheine beim Gemeindevorsteher 19
M 7.3 In der großen Stadt 19
M 7.4 Leben in der Stadt 19
Erweiterungsmodul: Frauen in der Weimarer Republik 20
M 8.1 Erste Rede einer Frau im Parlament 20
M 8.2 Bericht einer 48jährigen Textilarbeiterin 21
M 8.3 Bericht einer 20-jährigen Textilarbeiterin 21
M 8.4 Fotografie einer Berliner Sekretärin 21
Folien
M 3.3 Max Beckmann: Doppelbildnis Karneval Folie 1
M 5.1 Filmplakat Folie 2
Klausurvorschlag
Eberhard Kolb über die "Weimarer Kultur" (1995) 22
UNTERRICHTSVERLAUF 23
LITERATUR 3. Umschlagseite
Verlagstext
"Geschichte betrifft uns" bietet Planungsmaterial für einen modernen und interessanten Geschichtsunterricht in der Sek. II unter Berücksichtigung der Klassen 9 und 10. Jede Ausgabe enthält: eine Einführung ins Thema, kopierfertige Vorlagen der Texte, Übersichten, Schaubilder, Karikaturen und Fotos, Vorschläge für den Unterrichtsverlauf, Tafelbilder und einen Klausurvorschlag. In jeder Mappe finden Sie außerdem zwei farbige OH-Folien.