Inhaltsverzeichnis
ZUM INHALT 1
MATERIALIEN 5
Einstiegsmodul: Ein Abriss tschechischer Geschichte 5
M 1.1 Rede von Bundespräsident Joachim Gauck (2014) 5
M 1.2 Karikatur „Das Aussöhnungsmomument“ (Haitzinger, 1996) 6
Grundkurs 1: Tschechien unter der NS-Diktatur 7
M 2.1 Grafik „Wer wird es schaffen …?“ (Čapek, 1938) 7
M 2.2 Hitlers Vernichtungskrieg im Osten: Die ideologischen Grundlagen 7
M 2.3 Die Sudetendeutschen bis 1938 8
M 2.4 Appeasement-Politik vs. Hitlers Expansionspolitik 8
M 2.5 Die Appeasement-Politik in der Bewertung von Karikaturisten 9
M 2.6 Die Appeasement-Politik in der heutigen Bewertung 9
M 2.7 Lidice: Symbol nationalsozialistischer Terrorherrschaft 10
M 2.9—10 Theresienstadt: Symbol nationalsozialistischer Terrorherrschaft 10
M 2.11—14 Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung 11
Grundkurs 2: Der Prager Frühling 12
M 3.2 Ludvík Vaculík, Das Manifest der 2000 Worte (1968) 12
M 3.3 Eine Chronologie der Ereignisse und eine historische Einordnung 13
M 3.4 Der DDR-Aufstand vom 17. Juni 1953 im Vergleich 13
Grundkurs 3: Die Neue Ostpolitik (1963—1973) im Kontext des Kalten Krieges 14
M 4.1 Stationen des Kalten Krieges 14
M 4.2 Wandel der Beziehung zwischen der BRD und der Tschechoslowakei? 14
M 4.3 Die „Ostverträge“ 15
M 4.4 Die Neue Ostpolitik: Der Prager Vertrag (1973) 15
Vertiefungsmodul 1: „Friedliche“ Revolution und „Samtene“ Revolution 18
M 5.1 Die „Charta 77“: Ein Vorspiel der Revolutionen? 18
M 5.2 Der Beginn: DDR-Flüchtlinge in der Prager Botschaft der BRD 18
M 5.3 Die Revolutionen von 1989 in Deutschland und in der ČSSR 19
M 5.4 Václav Havel: „Der Geist siegte über die Macht“ (1990) 20
M 5.5—6 Vertrag über gute Nachbarschaft (1992) 21
M 5.7 Die Deutsch-Tschechische Erklärung (1997) 22
Vertiefungsmodul 2: Aktuelle Diskussionen 23
M 6.1 Die Deutschen und die Tschechen: Zwischen Nähe und Ferne? 23
M 6.2 Die Sudetendeutsche Landsmannschaft 23
M 6.3 Hans-Ulrich Stoldt: „Schlimmes Trauma“ (2002) 24
Folien
M 2.8 Bronzegruppe für die Kinder von Lidice (Marie Uchytilová, 2000) Folie 1
M 3.1 Der Prager Frühling in Titelbildern des „Spiegel“ (1968) Folie 2
Klausur
Rundfunk- und Fernsehansprache von Willy Brandt (1973) 25
UNTERRICHTSVERLAUF 26
LITERATUR 3. Umschlagseite
Verlagstext
"Geschichte betrifft uns" bietet Planungsmaterial für einen modernen und interessanten Geschichtsunterricht in der Sek. II unter Berücksichtigung der Klassen 9 und 10. Jede Ausgabe enthält: eine Einführung ins Thema, kopierfertige Vorlagen der Texte, Übersichten, Schaubilder, Karikaturen und Fotos, Vorschläge für den Unterrichtsverlauf, Tafelbilder und einen Klausurvorschlag. In jeder Mappe finden Sie außerdem zwei farbige OH-Folien.
Leseprobe
Elisabeth Gentner
Deutsche und Tschechen im 20. Jahrhundert
Stationen gemeinsamer Geschichte
Deutsche und Tschechen Die deutsche ist mit der tschechischen Geschichte eng verwoben — dies wird besonders für Zeiten historischer Umbruchsituationen deutlich; die vielen Berührungspunkte spielen in der Erinnerungskultur von Deutschen und Tschechen eine zentrale Rolle. Rege Vergangenheitsdiskurse charakterisieren das Miteinander von Tschechen und Deutschen heute in der Gegenwart. Sicherlich weist gerade die deutsch-tschechische Geschichte auch viele "Hypotheken" aus der Vergangenheit auf. Daher ist das wechselvolle Verhältnis zwischen Deutschen und Tschechen mitunter durch die Begriffe "Nähe" und "Ferne" charakterisiert worden (Zimmermann 2009: S. 11). Konfliktbehaftete Situationen des Aufeinandertreffens stehen in einem Wechsel mit Bemühungen um ein friedfertiges Zusammenleben. Es herrscht Konsens darüber, dass die heutigen deutsch-tschechischen Beziehungen erst auf der Basis ihrer historischen Wurzeln verstanden werden können. Mehrfach hat sich im 20. Jahrhundert gezeigt, dass die Tschechen nicht Subjekt, sondern Objekt ihrer eigenen Geschichte gewesen sind: Dies trifft zum einen auf die Zeit der deutschen Besatzung zwischen 1938 und 1945 zu, aber zum anderen auch auf die Nachkriegszeit, als die Tschechoslowakei ein "Satellitenstaat" der Sowjetunion wurde. Erst mit dem Fall der kommunistischen Regime wurden intensivere kulturelle Kontakte und vertiefende grenzüberschreitende Aktivitäten möglich. So wurde z. B. im Jahr 1990 die Deutsch-Tschechische Historikerkommission gegründet, deren Aufgabe darin besteht, Stellungnahmen zu umstrittenen Vergangenheitsfragen zu geben und diese einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Die Gründung der Kommission ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass die Ursprünge der Konfliktfelder bei den deutsch-tschechischen Beziehungen in der Vergangenheit liegen. Diese "historisierten Konflikte" haben im Laufe der Geschichte immer wieder eine recht subjektiv geartete Instrumentalisierung und Emotionalisierung erfahren, sodass sich die Historikerkommission eine "Verwissenschaftlichung" dieser Konfliktfelder zum Ziel gesetzt hat.
0Die Gründung der ČSR
Bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts gab es panslawistische Strömungen in Osteuropa. Im Zuge des Ersten Weltkrieges kam es schließlich 1918 zur ersten Gründung eines tschechoslowakischen Staates. Der neue Nationalstaat der Tschechen und Slowaken konstituierte sich aus dem Zerfall des Habsburgerreiches heraus. Bereits in diesem neu gegründeten Staat traten belastende Konflikte zu Tage: z.B. die Auseinandersetzungen zwischen Deutschböhmen und Tschechen innerhalb der CSR und das angespannte Verhältnis zwischen der ČSR und Österreich.
Die ČSR unter der NS-Diktatur
Für die Zeit zwischen 1918 und 1939 ist es auch üblich vom "tschechisch-deutschen Drama" zu sprechen (vgl. Schultze-Rhonhoff 2011). So verschärfte sich bereits mit der Machtergreifung Hitlers am 30. Januar 1933 das deutsch-tschechische Verhältnis. In der Folge bildete sich bereits am 1. Oktober 1933 die "Sudetendeutsche Heimatfront" (SHF) unter Leitung von Konrad Henlein. Diese "Bewegung" wandelte sich am 30. April 1935 in die "Sudetendeutsche Partei" (SdP) um, die bereits im Mai 1935 an den Wahlen zur Nationalversammlung teilnahm. Die "Sudetendeutsche Partei" entpuppte sich dann immer mehr als eine Vertretung der "nationalen" Interessen der Sudetendeutschen und wurde zunehmend als "Ableger Hitlers" wahrgenommen (Alexander 2005: S. 18). In dieser Phase versuchte Edvard Beneš, der 1935 zweiter Staatspräsident der ČSR wurde, das Land international in ein Netz von Verträgen einzubetten: So schloss z.B. die ČSR im Mai 1935 ein Defensivabkommen mit der UdSSR. Als tiefe Zäsur gilt in der Geschichtsschreibung das "Diktat von München". Mit dem Münchner Abkommen vom 29./30. September 1938 erzwang Hitler die Abtretung des Sudetenlandes. Unter der Führung von Konrad Henlein wurde das im Münchner Abkommen abgetretene Gebiet als "Reichsgau Sudetenland" neu strukturiert und dem Reich angeschlossen. In der Folge dieses Anschlusses mussten viele Tschechen ihre Wohngebiete im Sudetenland verlassen. Das Münchner Abkommen war geprägt von der sogenannten Appeasement-Politik, wie sie vor allem vom britischen Premierminister Neville Chamberlain vertreten wurde. Man hoffte Hitler durch Zugeständnisse besänftigt und zufriedengestellt und somit den Frieden in Europa nochmals gesichert zu haben. Besonders herauszustellen ist aus heutiger Sicht, dass die Tschechoslowakei selbst nicht mit am Verhandlungstisch in München saß. Am 15. März 1939 marschierten schließlich deutsche Truppen im noch [...]
Abstracts
Vor dem Hintergrund des deutsch-tschechischen Verhältnisses lassen sich nicht nur Stationen der gemeinsamen Geschichte der beiden Völker behandeln: Vielmehr steht dieses Verhältnis exemplarisch für die Schrecken des Zweiten Weltkrieges, für nationalsozialistische Unrechtsherrschaft, für Blockbildung, Kalten Krieg, die Möglichkeit friedlichen Umsturzes und schließlich für Versöhnung in einem zusammenwachsenden Europa.
Die Behandlung der deutsch-tschechischen Geschichte erfolgt in diesem Heft in Form eines Längsschnitts anhand von zentralen Etappen der wechselvollen Geschichte beider Länder im 20. Jahrhundert. Dabei zeigt sich, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eng verzahnt sind und in einem fruchtbringenden Spannungsfeld miteinander in Beziehung stehen.