Liebe Leserin, lieber Leser 
Ganz offenkundig hat sich die Blickrichtung auf Schule in wenigen Jahren drastisch verschoben. Die Frage ist nicht mehr: Welchen Aufwand personeller, organisatorischer, finanzieller Art braucht die öffentliche Bildungsorganisation? Sie lautet jetzt: Was kommt bei alledem heraus – oder sollte herauskommen? Bildungsstandards sind gefragt. Der Religionsunterricht ist gut beraten, hier Schritt zu halten. Darin sind sich Interessierte und Verantwortliche einig. Der Streit beginnt indessen, wenn »Ross und Reiter« benannt werden sollen: Was heißt »Bildung« im Kontext Schule für den Religionsuntericht? Bildung ist Aufbau von Lebenskultur, schlägt Martina Kraml vor (326ff). Welche Art von Wissen aber verlangt religiöse Bildung? Wozu soll religiöses Grundwissen gut, wie soll es beschaffen sein? Wir sind hier an einem Nerv religionspädagogischer Gegenwartsaufgaben. Hans Mendl, der den Themenschwerpunkt besorgt hat, arbeitet im Umfeld der allgemeinen pädagogischen Diskussion Grundbedingungen für ein religiöses Wissensverständnis heraus (318ff). Entgegen manch glatten, rasch erstellten Wissenskatalogen benennt er Kriterien für ein religiöses Grundwissen als Orientierungswissen, das in seinem Kern zugleich einen entwicklungs- und wandlungsfähigen religiösen »habitus« anzielt. Wissen pur ist dafür nutzlos. Er plädiert für erfahrungshaltige Anschlüsse, die den Menschen ernst nehmen und ihn zur Entfaltung bringen wollen. Alle weiteren Beiträge zum Schwerpunkt gehen von dieser Voraussetzung aus und deklinieren sie an ethischen oder systematischen Inhalten bzw. Erfahrungsräumen durch. Ein generelles Merkmal ist dabei offenkundig: Es gibt keinen einfachen Nenner für Grundwissen, das abgelöst von der Situation andernorts ebenso und in gleicher Weise eingefordert werden könnte. Den Grund dafür erkennen Sie am prägnantesten in jenem Beitrag, der zeigt, wie sich Schülerinnen und Schüler einer Grundschule über vier Jahre hinweg mit ihrer Lehrerin Christel Wischnewski (334ff) auf den Entdeckungsweg religiösen Lernens begeben. 
Wilhelm Albrecht 
Schriftleiter
		
Inhaltsverzeichnis
		316 
»... dass Julia ungefähr weiß, wer Jesus Christus ist« 
Wilhelm Albrecht 
Ergebnisse einer kleinen Eltern-Umfrage über die Ziele des Religionsunterrichts. 
318 
Religiöses Wissen - was, wie und für wen? 
Hans Mendl 
Wie kann religiöses Grundwissen zu Orientierungswissen werden? 
326 
Religiöse Bildung als Lebenskultivierung 
Martina Kraml 
Hinter dem Begriff »Bildung« stehen zwei verschiedene Denklinien. 
334 
»Der Glaube ist wie ein großes Buch« 
Christel Wischnewski 
Nach vier Jahren hält eine Grundschulehrerin Rückschau. 
340 
Faszination Gnosis 
Andreas Merkt 
Was hat Robbie Williams mit Kirchengeschichte zu tun? 
344 
»72-Stunden-Aktionen« als Bildungsgelegenheit und Lernerlebnis 
Andreas Paul 
Eine erfolgreiche Idee kirchlicher Jugendarbeit auf dem Prüfstand. 
348 
Jesus nahm keine Drogen ... 
Manfred Riegger 
Szenen aus dem Religionsunterricht einer 9. Klasse Hauptschule. 
353 
An-Sehen: Eine Unterrichtsreihe zu den Kreuzwegbildern von Hetty Krist 
Benedetg Beeli 
Das menschliche Gesicht als Ausgangspunkt religiösen Lernens. 
358 
Zupacken, wenn es notwendig erscheint 
Gabriele / Wilhelm Miller / Albrecht 
Gabriele Miller hat ihren 80. Geburtstag gefeiert: ein Interview. 
360 
Akzent 
Karsten Henning 
Kurz gefilmt: Gregors größte Erfindung 
362 
gefunden und notiert 
Norbert Mette 
364 
»Er hörte ihnen zu und stellte ihnen Fragen« 
Herbert Fendrich 
Der Farbdruck zeigt ein einstmals heftig umstrittenes Bild von Max Liebermann. 
369 
Bibelarbeit als Dekonstruktion: Neue Perspektiven für das biblische Lernen 
Ulrich Kropac 
Wie sich Text und Subjekt in eine spannungsvolle Bewegung bringen lassen. 
375 
Wie kommt die Bibel unter die Leute? 
Franz Wendel Niehl 
Mut zu neuen Wegen: Eine Plakat-Aktion im Bistum Trier. 
376 Eine (un-)heilvolle Begegnung: Dekonstruktive Bibelarbeit an Gen 32,23–33 
Mirjam / Ulrich Schambeck / Kropac 
Die Erzählung vom Jakobskampf als theologische Herausforderung im Unterricht. 
383 Im Blick: Gemeindekatechese 
Karl Heinz Schmitt 
Lernen von der Katechese in Frankreich. 
386 
Bücher 
390 
Impressum 
Materialbrief GK 2/2003 
Erwachsenenkatechese zwischen Wissen und Erfahrung