"Danke Luther!"

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bei mir steht er im Wohnzimmer: Dr. Martin Luther mit Federkiel und deutscher Bibel in der Hand. Noch nicht die meistverkaufte Playmobilfigur, aber die mit der am schnellsten ausverkauften Erstauflage. Ein echtes Erfolgsmodell. Irgendwer hat meinen Luther auf der Fensterbank zwischen zwei Kerzenleuchter gestellt. Ich war’s nicht! Aber hätte ich es sein sollen?
„Luther katholisch“ lautete der Arbeitstitel für unser Heft zum Reformationsjubiläum und schnell war klar, dass wir aus dieser Perspektive einmal von Herzen „Danke, Luther“ sagen wollten. Aber geht das so einfach? Bei der Konzeption dieses Hefts fiel Stefan Altmeyer und mir auf, wie sprechend unser Titelbild ist: das Gewitter, das (nicht nur historisch-biografisch bei Luther selbst) für Erschütterung und Erleuchtung zugleich sorgt. Dass wir wirklich „Danke“ sagen können, ja sagen müssen, zeigen Jürgen Werbick und Werner Simon aus theologischer und religionspädagogischer Sicht nachdrücklich auf: Ein existenzielles Glaubensverständnis und eine auf Mündigkeit und Verantwortung zielende religiöse Bildung – fundamentale Voraussetzungen gegenwärtiger katholischer Religionspädagogik – verdanken sich nicht zuletzt reformatorischen Impulsen. Daniela Blum aber macht deutlich, wie weit der historische Weg zu einer solch positiven Resonanz ist, und schärft die Wahrnehmung der jeweils zeitgenössischen Voraussetzungen einer katholischen Luther-Rezeption an drei Beispielen von der Frühen Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert. Zur Umsetzung des Themas (nicht nur) im Reformationsjubiläumsjahr laden Kurzvorstellungen von Positionen, Bildserie, Unterrichtsentwürfe und eine reichhaltige Materialien- und Medienumschau ein.
Nur auf den ersten Blick recht „binnenkatholisch“ kommt unser zweiter Schwerpunkt zur Wirksamkeit von Katechese daher. Denn dann zeigt sich an interessanten Einblicken in zwei Forschungsprojekte und ein Praxisprojekt, dass die Wirkungen mit der Beschreibung kirchlicher Zugehörigkeit nicht hinreichend erfasst sind: identitätsstiftende Beziehungen, weitergehende Angebote religiöser Bildung, sozialräumliche Öffnungen sind die entscheidenden Kennzeichen. Inspired by Luther oder sowieso

gut katholisch? Das dürfen Sie entscheiden!

Rita Burrichter
Schriftleiterin

Inhaltsverzeichnis

Danke, Luther!


AUFTAKT

Jürgen Werbick
242 Danke, Luther?! Können, dürfen, sollen das katholische ReligionspädagogInnen sagen?

Tilman Moritz
246 Luther zwischen Image und Imagination
Zu den Bildern in diesem Heft.


REFLEXION
Daniela Blum
248 Luther katholisch? Historische Hinweise zur katholischen Luther-Rezeption.

Werner Simon
256 Es braucht gebildete Bürger und Christen Impulse der Reformation für die katholische Religionspädagogik.

Kim deWildt
263 »Konfession: katholisch« – alles klar?
Luther kann auch auf Katholiken inspirierend und stilbildend wirken.

Albrecht Geck
267 »Hier stehe ich!«
2010 stellte der Künstler Ottmar Hörl 800 Lutherfiguren in Wittenberg auf.


PRAXIS
Paul Groß
271 »Auf das Maul sehen …«
Über die Kraft der Sprache des Alltags.
Eine Unterrichtseinheit in sieben Schritten.

Christina Brügge
277 Sind wir nicht alle ein bisschen ›Luther‹?
Wie SchülerInnen eine Beziehung zur Kirchengeschichte aufbauen können.

Konstantin Lindner
283 Luther im RU thematisieren
Eine Praxisumschau zu aktuellen Materialien und Medien.

Markus Etscheid-Stams
288 Akzent Kirchenbilder Kirche mit Dienst-Leistung

290 Gefunden und notiert


Wirksame Katechese
Stefan Altmeyer und Dieter Hermann
292 Langzeiteffekte der Erstkommunionkatechese
Die erste deutschlandweite Studie hat einen beachtlichen Erfolg festgestellt.

Judith Könemann und Clauß Peter Sajak
299 Die Wege des Christwerdens in den Blick nehmen Zur Nachhaltigkeit religiöser Bildung.

Winfried Rottenecker
305 Im Blick: Katechese
Firmkatechese in heterogenen Sozialräumen.

312 Bücher

314 Auslese

316 Impressum

Inhalt



Praxisbeilage

Praxis Katechese 2/2016
And Justice for all – Gerechtigkeit als Thema der Katechese.