Liebe Leserin,
lieber Leser!
Im Internet gibt es die schöne Seite »ich-schreibe-wie.de«. Da habe ich mein letztes Editorial für die Katechetischen Blätter mal reingepackt und was soll ich sagen: Ich schreibe wie Theodor Fontane! Den liebe ich sehr, aber zugängliche Sprache, leicht verständliche Sprache ist das nicht!
Nun mag das für eine religionspädagogische Fachzeitschrift und ihr Publikum nicht das erste Qualitätskriterium sein, aber wie steht es mit unseren Inhalten und Anliegen? Sind sie »leicht«, sozusagen sprachlich barrierefrei? Was passiert mit dem metaphorischen Überschuss biblischer
Texte, was passiert mit dem intellektuellen Anspruch theologischer Aussagen, wenn sie den Regeln Leichter Sprache folgen, wie sie Anja Dworski in diesem Heft vorstellt? Vor allem aber: Kommen unsere theologischen und religiösen Themen wirklich zugänglich und im Wortsinn ansprechend,
also »leicht« daher, indem sie Menschen unmittelbar bedeutungsvoll und motivierend erscheinen?
Mit diesem Heft zum Thema »Leichte Sprache«, das in Kooperation mit dem Katholischen Bibelwerk entstanden ist, gehen Dominik Blum und Stefan Altmeyer immer beiden Fragerichtungen zugleich nach. Dabei zeigen Dieter Bauer und Claudio Ettl, dass die Übertragung der Bibel in Leichte Sprache tief gehende theologische Entscheidungen mit sich bringt. Und Stefan Altmeyer macht deutlich, dass eine »Leichte Theologie« nicht zu simplifizieren, wohl aber die Beziehung zum Ausgesagten neu zum
Ausdruck zu bringen hätte. Dass das wichtig ist, schreibt uns Joachim Frank im Eingangsartikel ins religionspädagogische Aufgabenheft; wie dringend es ist, habe ich dann richtig verstanden, als ich die Zusammenfassung in Leichter Sprache gelesen habe.
Auch im zweiten Heftschwerpunkt spielt Sprache eine wichtige Rolle: Die neue Einheitsübersetzung und die Revision der Lutherbibel werden sachkundig und für die bibeldidaktische Praxis erhellend vorgestellt. Und die Vergabe des Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises macht aufmerksam
auf die Kraft der literarischen Sprache. Möge unsere Buchstabensuppe Ihnen schmecken!
Rita Burrichter
Schriftleiterin
Inhaltsverzeichnis
AUFTAKT
Joachim Frank
244 Aufhören, »Kirchisch« zu sprechen – (wie) geht das?
Gibt es ein Heilmittel gegen die abgehobene Sprache der Kirche?
248 Zusammenfassung des Auftaktartikels in Leichter Sprache
REFLEXION
Anja Dworski
253 Leichte Sprache: Vielfalt als gesellschaftliche Realität anerkennen
Leichte Sprache kann helfen, schwer verstehbare Texte für viele Menschen verständlicher zu machen.
Marion Keuchen
257 Bibel – Bilder – Barrierefrei
Zur Bildserie in diesem Heft.
Stefan Altmeyer
259 Was wahr ist, ist auch leicht zu sagen – oder?
Worauf es ankommt, damit aus Theologie in »Leichter Sprache« eine persönliche und leichte Theologie wird.
Dieter Bauer und Claudio Ettl
263 Frohe Botschaft – ganz leicht?!
Das Projekt »Evangelium in Leichter Sprache« überträgt die Sonntagsevangelien in Leichte Sprache.
Martin Merkens
267 Bibel-Geschichten in Leichter Sprache
Ein Werkstattbericht zum Kooperationsprojekt der Lebenshilfe Bremen.
PRAXIS
Viera Pirker
270 Seht, ein Mensch: Der Christus von Aulhausen
Zum Farbdruck dieses Heftes.
Jochen Straub
274 Mit Gutem mehr Menschen erreichen
Innovative Ideen zu Leichter und Einfacher Sprache aus unterschiedlichen pastoralen Handlungsfeldern.
David Faßbender
277 Voll schwer?!
Bibeltexte in Leichter Sprache für den inklusiven RU
Der RU muss sich der Herausforderung der Inklusion stellen.
Julia Kraft und Stefan Altmeyer
281 Sag’s doch einfach! ... In deinen eigenen Worten
Religiöse Sprache ist eine schwere Sprache. – Muss das so sein?
BILDSERIE | Leichte Bilder