Liebe Leserin, lieber Leser
Mal ehrlich: Wer von Ihnen lebt nicht auch davon, dass es Menschen gibt, die Ihnen imponieren? Die uns in dieser oder jener Hinsicht ein Stück voraus sind? Das reicht schon aus, um uns hin und wieder zum Nachdenken zu bringen. Wer hat schon jene Münchhausen-Natur, sich allein am Schopf zu packen und sich aus dem Sumpf zu ziehen? Was gewiss nicht mehr geht: Sich vom Lebensentwurf eines anderen so in Beschlag nehmen zu lassen, dass das Eigene darunter erstickt wird. Hier liegt einer der Gründe, weshalb Vorbilder, glänzende und hoffnungslos überlegene Heiligenstories in Verruf gekommen sind, nicht im Heiligenkalender, aber durchgehend als pädagogische Erziehungs- und Erweckungsmittel. Ein religionspädagogischer Zugang zu »Vorbildern« setzt heute anders an. Von einem Dieb lernen? Warum nicht. Peter Orth, der den Heftschwerpunkt besorgt hat, findet mit seinen Ko-Autorinnen Christine Dieter und Stephanie Hanich einen unerwarteteten Ansatzpunkt (4-7). Hans Mendl begründet zunächst das neu erwachte Interesse an Vorbildlernen, öffnet dann das Feld weit und entwickelt einen anderen Zuschnitt für lebensorientierendes Lernen an menschlichen Beispielen (8-13). Es geht um den Mut zum Ausschnitt, zur Zuspitzung und zum Aufdecken von Licht und Schatten. Die Nagelprobe machen an Heiligengestalten Hannelore Steichele (Paulus), Katharine Kaulen (Katharina von Siena) und Franz Jung (Augustinus). Der Weltjugendtag 2005 schon verflogen? Im zweiten Heftschwerpunkt setzt sich Hans Hobelsberger grundsätzlich mit dem Phänomen des Events im Für und Wider zu Religion auseinander, mit den Anschlussaufgaben zum »WJT« Marc-Ansgar Seibel. Wir stehen am Beginn des 131. Jahrgangs unserer Zeitschrift. »Geschmacksachen« lautet der diesjährige Titel der Reihe »Akzent«, gestaltet von Matthias Morgenroth. Und: Die Materialbriefe, ständige Praxisbeilage der KatBl, haben eine modernere, übersichtlichere und jetzt komplett zweifarbige Neugestaltung bekommen. Ein anregendes Lesejahr
wünscht Ihnen
Wilhelm Albrecht
Schriftleiter
Inhaltsverzeichnis
THEMA: Vorbilder
4 Was ich von einem Dieb lernen kann
Peter Orth/Christine Dieter/Stephanie Hanich
Unterrichtserfahrungen mit einer chassidischen Geschichte.
8 Lernen an (außer-)gewöhnlichen Menschen
Hans Mendl
Wie funktioniert ein Lernen an fremden Biografien?
14 Paulus - ein Lehrmeister in Sachen Menschlichkeit
Hanneliese Steichele
Von Paulus lernen heißt: ehrlicher leben, Schwächen zugeben und sich nicht durch Bluff durchs Leben mogeln.
18 Mit Kindern den Heiligen auf der Spur
Katharine Kaulen
Ein Unterrichtsprojekt in der Grundschule zu Katharina von Siena und anderen Heiligen.
23 Frauenbilder und -vorbilder im Wandel
Sandra Büchel-Thalmaier
Welche Vorbilder sind für Frauen und Mädchen heute hilfreich?
27 Augustinus sucht Vorbilder
Franz Jung
Die Bekenntnisse des Augustinus sind ein Spiegel seiner steten Suche nach Vorbildern.
32 Vierzehn Nothelfer
Günter Lange
Das Altarbild von Lucas Cranach in der Torgauer Stadtkirche ist am Vorabend der Reformation entstanden.
37 Was bedeutet »heilig«?
Herbert Frohnhofen
Warum spricht die Kirche Menschen heilig?
39 Jetzt ein Seliger: Charles de Foucauld
Jürgen Rintelen
Ein Leben mit ungewöhnlichen Drehungen und Wendungen.
43 »Von Angesicht zu Angesicht«
Simone Honecker
Ökumenischer Kreuzweg der Jugend 2006.
44 Filmtipps zu kleinen und großen Vorbildern
Bergit Peters
Spielfilme, Kurzfilme, Trickfilme, Dokumentationen.
48 Akzent
Matthias Morgenroth
Geschmacksachen: Jetzt erst mal eine Tasse Kaffee
50 Gefunden und notiert
IrisBosold/Bernhard Bosold
Event und Religion
52 Religion in der Sozial- und Erlebnisform des Event
Hans Hobelsberger
Der Trend zum Event: Wo liegen - trotz aller Bedenken - die religionspädagogischen Chancen?
60 Organisierte Einzigartigkeit?
Marc-Ansgar Seibel
Der Weltjugendtag war das Medienereignis 2005 schlechthin. Was bleibt?
65 Im Blick: Jugendarbeit
Michael Kühn
Under construction - Bau mit an einer gerechten Welt!
70 Bücher
77 Auslese
78 Impressum
Praxisbeilage: Materialbrief RU 1/2006
Bernhard Bosold
Franz von Assisi
Verlagstext
iebe Leserin, lieber Leser
Mal ehrlich: Wer von Ihnen lebt nicht auch davon, dass es Menschen gibt, die Ihnen imponieren? Die uns in dieser oder jener Hinsicht ein Stück voraus sind? Das reicht schon aus, um uns hin und wieder zum Nachdenken zu bringen. Wer hat schon jene Münchhausen-Natur, sich allein am Schopf zu packen und sich aus dem Sumpf zu ziehen? Was gewiss nicht mehr geht: Sich vom Lebensentwurf eines anderen so in Beschlag nehmen zu lassen, dass das Eigene darunter erstickt wird. Hier liegt einer der Gründe, weshalb Vorbilder, glänzende und hoffnungslos überlegene Heiligenstories in Verruf gekommen sind, nicht im Heiligenkalender, aber durchgehend als pädagogische Erziehungs- und Erweckungsmittel. Ein religionspädagogischer Zugang zu »Vorbildern« setzt heute anders an. Von einem Dieb lernen? Warum nicht. Peter Orth, der den Heftschwerpunkt besorgt hat, findet mit seinen Ko-Autorinnen Christine Dieter und Stephanie Hanich einen unerwarteteten Ansatzpunkt (4-7). Hans Mendl begründet zunächst das neu erwachte Interesse an Vorbildlernen, öffnet dann das Feld weit und entwickelt einen anderen Zuschnitt für lebensorientierendes Lernen an menschlichen Beispielen (8-13). Es geht um den Mut zum Ausschnitt, zur Zuspitzung und zum Aufdecken von Licht und Schatten. Die Nagelprobe machen an Heiligengestalten Hannelore Steichele (Paulus), Katharine Kaulen (Katharina von Siena) und Franz Jung (Augustinus). Der Weltjugendtag 2005 schon verflogen? Im zweiten Heftschwerpunkt setzt sich Hans Hobelsberger grundsätzlich mit dem Phänomen des Events im Für und Wider zu Religion auseinander, mit den Anschlussaufgaben zum »WJT« Marc-Ansgar Seibel. Wir stehen am Beginn des 131. Jahrgangs unserer Zeitschrift. »Geschmacksachen« lautet der diesjährige Titel der Reihe »Akzent«, gestaltet von Matthias Morgenroth. Und: Die Materialbriefe, ständige Praxisbeilage der KatBl, haben eine modernere, übersichtlichere und jetzt komplett zweifarbige Neugestaltung bekommen. Ein anregendes Lesejahr wünscht Ihnen
Wilhelm Albrecht
Schriftleiter